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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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milie der Gavier. Die auf ihn bezügliche, auf drei Seiten
wiederholte Inschrift lautet:
L. VITRVVIVS. L. L. CERDO
ARCHITECTVS

Maffei Verona illust. II, 2; III, 46; Rossini, archi trionfali
t. XIX. Der Gedanke, diesen Vitruvius für einen Freige-
lassenen des Schriftstellers zu halten, liegt an sich nahe;
und der Charakter seines Werkes scheint auch in chrono-
logischer Beziehung kein Hinderniss dieser Annahme zu
bilden. Allein eben so wenig lässt sich ein zwingender Be-
weis für dieselbe beibringen.

Xenaeos.
Unter seiner Leitung waren die Mauern von Antiochia ge-
baut worden, als diese Stadt zuerst durch Seleukos Ol. 119, 4
begründet wurde: Malalas p. 200 ed. Bonn. Sie bildete nur einen
Theil der später um das Dreifache erweiterten Stadt, welche
wegen ihrer Pracht und Regelmässigkeit vor allen im Alterthume
gepriesen ward. Dass man hierauf schon bei der ersten
Anlage bedacht gewesen, dürfen wir wohl mit Sicherheit
annehmen, wenn sich auch nicht nachweisen lässt, wie weit
es im Einzelnen der Fall war; vgl. Müller antiqq. Antioch.
I, 27 u. 49 flgd. -- Von der Gründung Antiochia's spricht
auch Tzetzes (Chil. VII, 117, v. 180): zum Beweise dafür,
dass nicht Antiochos, sondern Seleukos sie angelegt, beruft
er sich auf Attaeos, Perittas, Anaxikrates und Asklepiodoros,
welche von Seleukos zu ktismaton epistatais ernannt worden
seien. Diese Männer sind uns sämmtlich unbekannt, und
wir brauchen sie keineswegs alle für Architekten zu halten,
wenn wir uns z. B. an das hinsichtlich der Gründung Alexan-
dria's über Kleomenes Gesagte erinnern.

Xenokles
aus dem attischen Demos Cholargos baute einen Theil des
Demetertempels zu Eleusis: Plut. Per. 13: to d opaion epi
tou Anaktorou .. ekoruphose; s. Koroebos. Von ihm verschieden
muss ein anderer Xenokles sein, welcher eine Brücke über
ein reissendes Wasser auf dem Wege zu einem Demeter-
tempel baute: Anall. I, 138, n. 56. Durch die Erwähnung
dieses Tempels, so wie durch den Umstand, dass Pausanias

milie der Gavier. Die auf ihn bezügliche, auf drei Seiten
wiederholte Inschrift lautet:
L. VITRVVIVS. L. L. CERDO
ARCHITECTVS

Maffei Verona illust. II, 2; III, 46; Rossini, archi trionfali
t. XIX. Der Gedanke, diesen Vitruvius für einen Freige-
lassenen des Schriftstellers zu halten, liegt an sich nahe;
und der Charakter seines Werkes scheint auch in chrono-
logischer Beziehung kein Hinderniss dieser Annahme zu
bilden. Allein eben so wenig lässt sich ein zwingender Be-
weis für dieselbe beibringen.

Xenaeos.
Unter seiner Leitung waren die Mauern von Antiochia ge-
baut worden, als diese Stadt zuerst durch Seleukos Ol. 119, 4
begründet wurde: Malalas p. 200 ed. Bonn. Sie bildete nur einen
Theil der später um das Dreifache erweiterten Stadt, welche
wegen ihrer Pracht und Regelmässigkeit vor allen im Alterthume
gepriesen ward. Dass man hierauf schon bei der ersten
Anlage bedacht gewesen, dürfen wir wohl mit Sicherheit
annehmen, wenn sich auch nicht nachweisen lässt, wie weit
es im Einzelnen der Fall war; vgl. Müller antiqq. Antioch.
I, 27 u. 49 flgd. — Von der Gründung Antiochia’s spricht
auch Tzetzes (Chil. VII, 117, v. 180): zum Beweise dafür,
dass nicht Antiochos, sondern Seleukos sie angelegt, beruft
er sich auf Attaeos, Perittas, Anaxikrates und Asklepiodoros,
welche von Seleukos zu κτισμάτων ἐπιστάταις ernannt worden
seien. Diese Männer sind uns sämmtlich unbekannt, und
wir brauchen sie keineswegs alle für Architekten zu halten,
wenn wir uns z. B. an das hinsichtlich der Gründung Alexan-
dria’s über Kleomenes Gesagte erinnern.

Xenokles
aus dem attischen Demos Cholargos baute einen Theil des
Demetertempels zu Eleusis: Plut. Per. 13: τὸ δ̕ ὀπαῖον ἐπὶ
τοῦ Ἀνακτόϱου .. ἐκοϱύφωσε; s. Koroebos. Von ihm verschieden
muss ein anderer Xenokles sein, welcher eine Brücke über
ein reissendes Wasser auf dem Wege zu einem Demeter-
tempel baute: Anall. I, 138, n. 56. Durch die Erwähnung
dieses Tempels, so wie durch den Umstand, dass Pausanias

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[393/0401] milie der Gavier. Die auf ihn bezügliche, auf drei Seiten wiederholte Inschrift lautet: L. VITRVVIVS. L. L. CERDO ARCHITECTVS Maffei Verona illust. II, 2; III, 46; Rossini, archi trionfali t. XIX. Der Gedanke, diesen Vitruvius für einen Freige- lassenen des Schriftstellers zu halten, liegt an sich nahe; und der Charakter seines Werkes scheint auch in chrono- logischer Beziehung kein Hinderniss dieser Annahme zu bilden. Allein eben so wenig lässt sich ein zwingender Be- weis für dieselbe beibringen. Xenaeos. Unter seiner Leitung waren die Mauern von Antiochia ge- baut worden, als diese Stadt zuerst durch Seleukos Ol. 119, 4 begründet wurde: Malalas p. 200 ed. Bonn. Sie bildete nur einen Theil der später um das Dreifache erweiterten Stadt, welche wegen ihrer Pracht und Regelmässigkeit vor allen im Alterthume gepriesen ward. Dass man hierauf schon bei der ersten Anlage bedacht gewesen, dürfen wir wohl mit Sicherheit annehmen, wenn sich auch nicht nachweisen lässt, wie weit es im Einzelnen der Fall war; vgl. Müller antiqq. Antioch. I, 27 u. 49 flgd. — Von der Gründung Antiochia’s spricht auch Tzetzes (Chil. VII, 117, v. 180): zum Beweise dafür, dass nicht Antiochos, sondern Seleukos sie angelegt, beruft er sich auf Attaeos, Perittas, Anaxikrates und Asklepiodoros, welche von Seleukos zu κτισμάτων ἐπιστάταις ernannt worden seien. Diese Männer sind uns sämmtlich unbekannt, und wir brauchen sie keineswegs alle für Architekten zu halten, wenn wir uns z. B. an das hinsichtlich der Gründung Alexan- dria’s über Kleomenes Gesagte erinnern. Xenokles aus dem attischen Demos Cholargos baute einen Theil des Demetertempels zu Eleusis: Plut. Per. 13: τὸ δ̕ ὀπαῖον ἐπὶ τοῦ Ἀνακτόϱου .. ἐκοϱύφωσε; s. Koroebos. Von ihm verschieden muss ein anderer Xenokles sein, welcher eine Brücke über ein reissendes Wasser auf dem Wege zu einem Demeter- tempel baute: Anall. I, 138, n. 56. Durch die Erwähnung dieses Tempels, so wie durch den Umstand, dass Pausanias

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/401>, abgerufen am 17.05.2024.