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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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gewiss von dem Erbauer des Tempels zu Priene nicht ver-
schieden ist. Endlich nennt Plinius (36, 31) das marmorne
Viergespann auf dem Gipfel des Mausoleum ein Werk des
Pythis, der wiederum von dem Architekten schwer zu tren-
nen sein wird, namentlich da dieser bei den Ansprüchen,
welche er an den Architekten stellte, sich doch in irgend
einer andern Kunst versucht haben wird. Will man aber
etwa bei Plinius (so wie theilweise bei Vitruv) den Namen
nicht gegen die Auctorität der Handschriften verändern, so
bleibt immer noch die keineswegs unwahrscheinliche An-
nahme übrig, dass schon im Alterthum der Name nicht im-
mer gleichmässig überliefert worden sei. Sonach erscheint
Pythios als einer der bedeutendsten Architekten zur Zeit
Alexanders, welcher seine Tüchtigkeit theoretisch durch
Schriften und praktisch durch zwei ausgezeichnete Werke
bethätigt. Hinsichtlich der letztern verweise ich für den
Tempel zu Priene auf Müller Arch. §. 109, 16; für das Mau-
soleum ebendas. 151, 1; und auf Th. I, S. 318, 323 u. 382.

Rabirius,
bekannt aus einem Epigramme Martial's: VII, 56 (vgl. auch
X, 71):

Astra polumque pia percepsti mente, Rabiri,
Parrhasiam mira qui struis arte domum.
Phidiaco si digna Jovi dare templa parabit,
Has petat a nostro Pisa tonante manus.

Die Parrhasia domus bezeichnet die Kaiserpaläste auf dem
Palatin; und hier sind wahrscheinlich die Prachtbauten des
Domitian zu verstehen. Bei dem Juppitertempel ist der Aus-
druck tonante schwerlich speciell auf den Juppiter tonans
zu beziehen, da wir von Bauten an diesem zu Martials Zeit
nichts wissen. Dagegen stellte bekanntlich Domitian den
grossen capitolinischen Tempel glänzend wieder her, und
ausserdem errichtete er ebenfalls auf dem Capitol dem Jup-
piter custos einen neuen grossen Tempel: Tacit. hist. III, 74;
Suet. Domit. 5.

Rhoekos, s. Theodoros.

Sarnacus,
(sofern der Name nicht etwa corrumpirt ist), einer der we-
niger bedeutenden Schriftsteller über Symmetrie: Vitr. VII,
praef. 14.

gewiss von dem Erbauer des Tempels zu Priene nicht ver-
schieden ist. Endlich nennt Plinius (36, 31) das marmorne
Viergespann auf dem Gipfel des Mausoleum ein Werk des
Pythis, der wiederum von dem Architekten schwer zu tren-
nen sein wird, namentlich da dieser bei den Ansprüchen,
welche er an den Architekten stellte, sich doch in irgend
einer andern Kunst versucht haben wird. Will man aber
etwa bei Plinius (so wie theilweise bei Vitruv) den Namen
nicht gegen die Auctorität der Handschriften verändern, so
bleibt immer noch die keineswegs unwahrscheinliche An-
nahme übrig, dass schon im Alterthum der Name nicht im-
mer gleichmässig überliefert worden sei. Sonach erscheint
Pythios als einer der bedeutendsten Architekten zur Zeit
Alexanders, welcher seine Tüchtigkeit theoretisch durch
Schriften und praktisch durch zwei ausgezeichnete Werke
bethätigt. Hinsichtlich der letztern verweise ich für den
Tempel zu Priene auf Müller Arch. §. 109, 16; für das Mau-
soleum ebendas. 151, 1; und auf Th. I, S. 318, 323 u. 382.

Rabirius,
bekannt aus einem Epigramme Martial’s: VII, 56 (vgl. auch
X, 71):

Astra polumque pia percepsti mente, Rabiri,
Parrhasiam mira qui struis arte domum.
Phidiaco si digna Jovi dare templa parabit,
Has petat a nostro Pisa tonante manus.

Die Parrhasia domus bezeichnet die Kaiserpaläste auf dem
Palatin; und hier sind wahrscheinlich die Prachtbauten des
Domitian zu verstehen. Bei dem Juppitertempel ist der Aus-
druck tonante schwerlich speciell auf den Juppiter tonans
zu beziehen, da wir von Bauten an diesem zu Martials Zeit
nichts wissen. Dagegen stellte bekanntlich Domitian den
grossen capitolinischen Tempel glänzend wieder her, und
ausserdem errichtete er ebenfalls auf dem Capitol dem Jup-
piter custos einen neuen grossen Tempel: Tacit. hist. III, 74;
Suet. Domit. 5.

Rhoekos, s. Theodoros.

Sarnacus,
(sofern der Name nicht etwa corrumpirt ist), einer der we-
niger bedeutenden Schriftsteller über Symmetrie: Vitr. VII,
praef. 14.

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[377/0385] gewiss von dem Erbauer des Tempels zu Priene nicht ver- schieden ist. Endlich nennt Plinius (36, 31) das marmorne Viergespann auf dem Gipfel des Mausoleum ein Werk des Pythis, der wiederum von dem Architekten schwer zu tren- nen sein wird, namentlich da dieser bei den Ansprüchen, welche er an den Architekten stellte, sich doch in irgend einer andern Kunst versucht haben wird. Will man aber etwa bei Plinius (so wie theilweise bei Vitruv) den Namen nicht gegen die Auctorität der Handschriften verändern, so bleibt immer noch die keineswegs unwahrscheinliche An- nahme übrig, dass schon im Alterthum der Name nicht im- mer gleichmässig überliefert worden sei. Sonach erscheint Pythios als einer der bedeutendsten Architekten zur Zeit Alexanders, welcher seine Tüchtigkeit theoretisch durch Schriften und praktisch durch zwei ausgezeichnete Werke bethätigt. Hinsichtlich der letztern verweise ich für den Tempel zu Priene auf Müller Arch. §. 109, 16; für das Mau- soleum ebendas. 151, 1; und auf Th. I, S. 318, 323 u. 382. Rabirius, bekannt aus einem Epigramme Martial’s: VII, 56 (vgl. auch X, 71): Astra polumque pia percepsti mente, Rabiri, Parrhasiam mira qui struis arte domum. Phidiaco si digna Jovi dare templa parabit, Has petat a nostro Pisa tonante manus. Die Parrhasia domus bezeichnet die Kaiserpaläste auf dem Palatin; und hier sind wahrscheinlich die Prachtbauten des Domitian zu verstehen. Bei dem Juppitertempel ist der Aus- druck tonante schwerlich speciell auf den Juppiter tonans zu beziehen, da wir von Bauten an diesem zu Martials Zeit nichts wissen. Dagegen stellte bekanntlich Domitian den grossen capitolinischen Tempel glänzend wieder her, und ausserdem errichtete er ebenfalls auf dem Capitol dem Jup- piter custos einen neuen grossen Tempel: Tacit. hist. III, 74; Suet. Domit. 5. Rhoekos, s. Theodoros. Sarnacus, (sofern der Name nicht etwa corrumpirt ist), einer der we- niger bedeutenden Schriftsteller über Symmetrie: Vitr. VII, praef. 14.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/385>, abgerufen am 12.05.2024.