folgern Alexanders nothwendig auch an die Kunst stel- len musste.
Fünfter Abschnitt. Die Malerei der Diadochenperiode.
Timomachos.
Timomachos ist die letzte bedeutend hervorragende Per- sönlichkeit in der Geschichte der griechischen Malerei. Sie verdient daher an die Spitze der ganzen Diadochenperiode gestellt zu werden: denn eine chronologische Angabe des Plinius, welche gegen diese Anordnung zu sprechen scheint, wird später ohne Schwierigkeit als unhaltbar nachgewiesen werden. -- Hören wir zunächst, was Plinius über ihn be- richtet: 1) "Timomachos aus Byzanz, zur Zeit Caesars des Dictators, malte den Aias und die Medea, welche von die- sem für achtzig Talente angekauft und im Tempel der Venus Genetrix aufgestellt wurden. Das attische Talent berechnet Varro auf 6000 Denare. Als Werke des Timomachos werden nicht minder gelobt: Orestes; Iphigenia in Tauris; Lekythion, der Lehrer der Behendigkeit (agilitatis exercitator); eine Fa- milie von Edlen (cognatio nobilium); Männer im Mantel, welche er wie im Begriffe zu reden, den einen stehend, den andern sitzend malte; vorzüglich aber schien ihm die Kunst bei seiner Gorgo günstig gewesen zu sein." -- Andere Werke werden nirgends genannt; wohl aber geschieht eini- ger der angeführten auch anderwärts Erwähnung. So giebt Plinius selbst 2) an, dass die Medea unvollendet geblieben sei, aber darum gleich ähnlichen Werken des Aristides, Ni- komachos, Apelles nur um so mehr geschätzt werde. Des Preises der Medea und des Aias gedenkt er nochmals; 3) und an einer andern Stelle 4) spricht er von ihrer Aufstellung vor dem Tempel der Venus, so dass sie sich also in einer der ihn umgebenden Hallen befinden mochten. Wegen der Verbindung des Aias und der Medea müssen wir auf beide Gemälde auch eine Erwähnung bei Ovid 5) beziehen:
1) 35, 136.
2) 35, 145.
3) 7, 126.
4) 35, 26.
5) Trist. II, 525.
folgern Alexanders nothwendig auch an die Kunst stel- len musste.
Fünfter Abschnitt. Die Malerei der Diadochenperiode.
Timomachos.
Timomachos ist die letzte bedeutend hervorragende Per- sönlichkeit in der Geschichte der griechischen Malerei. Sie verdient daher an die Spitze der ganzen Diadochenperiode gestellt zu werden: denn eine chronologische Angabe des Plinius, welche gegen diese Anordnung zu sprechen scheint, wird später ohne Schwierigkeit als unhaltbar nachgewiesen werden. — Hören wir zunächst, was Plinius über ihn be- richtet: 1) „Timomachos aus Byzanz, zur Zeit Caesars des Dictators, malte den Aias und die Medea, welche von die- sem für achtzig Talente angekauft und im Tempel der Venus Genetrix aufgestellt wurden. Das attische Talent berechnet Varro auf 6000 Denare. Als Werke des Timomachos werden nicht minder gelobt: Orestes; Iphigenia in Tauris; Lekythion, der Lehrer der Behendigkeit (agilitatis exercitator); eine Fa- milie von Edlen (cognatio nobilium); Männer im Mantel, welche er wie im Begriffe zu reden, den einen stehend, den andern sitzend malte; vorzüglich aber schien ihm die Kunst bei seiner Gorgo günstig gewesen zu sein.“ — Andere Werke werden nirgends genannt; wohl aber geschieht eini- ger der angeführten auch anderwärts Erwähnung. So giebt Plinius selbst 2) an, dass die Medea unvollendet geblieben sei, aber darum gleich ähnlichen Werken des Aristides, Ni- komachos, Apelles nur um so mehr geschätzt werde. Des Preises der Medea und des Aias gedenkt er nochmals; 3) und an einer andern Stelle 4) spricht er von ihrer Aufstellung vor dem Tempel der Venus, so dass sie sich also in einer der ihn umgebenden Hallen befinden mochten. Wegen der Verbindung des Aias und der Medea müssen wir auf beide Gemälde auch eine Erwähnung bei Ovid 5) beziehen:
1) 35, 136.
2) 35, 145.
3) 7, 126.
4) 35, 26.
5) Trist. II, 525.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0284"n="276"/>
folgern Alexanders nothwendig auch an die Kunst stel-<lb/>
len musste.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Fünfter Abschnitt</hi>.<lb/>
Die Malerei der Diadochenperiode.</head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Timomachos</hi>.</hi></head><lb/><p>Timomachos ist die letzte bedeutend hervorragende Per-<lb/>
sönlichkeit in der Geschichte der griechischen Malerei. Sie<lb/>
verdient daher an die Spitze der ganzen Diadochenperiode<lb/>
gestellt zu werden: denn eine chronologische Angabe des<lb/>
Plinius, welche gegen diese Anordnung zu sprechen scheint,<lb/>
wird später ohne Schwierigkeit als unhaltbar nachgewiesen<lb/>
werden. — Hören wir zunächst, was Plinius über ihn be-<lb/>
richtet: <noteplace="foot"n="1)">35, 136.</note>„Timomachos aus Byzanz, zur Zeit Caesars des<lb/>
Dictators, malte den Aias und die Medea, welche von die-<lb/>
sem für achtzig Talente angekauft und im Tempel der Venus<lb/>
Genetrix aufgestellt wurden. Das attische Talent berechnet<lb/>
Varro auf 6000 Denare. Als Werke des Timomachos werden<lb/>
nicht minder gelobt: Orestes; Iphigenia in Tauris; Lekythion,<lb/>
der Lehrer der Behendigkeit (agilitatis exercitator); eine Fa-<lb/>
milie von Edlen (cognatio nobilium); Männer im Mantel,<lb/>
welche er wie im Begriffe zu reden, den einen stehend, den<lb/>
andern sitzend malte; vorzüglich aber schien ihm die Kunst<lb/>
bei seiner Gorgo günstig gewesen zu sein.“— Andere<lb/>
Werke werden nirgends genannt; wohl aber geschieht eini-<lb/>
ger der angeführten auch anderwärts Erwähnung. So giebt<lb/>
Plinius selbst <noteplace="foot"n="2)">35, 145.</note> an, dass die Medea unvollendet geblieben<lb/>
sei, aber darum gleich ähnlichen Werken des Aristides, Ni-<lb/>
komachos, Apelles nur um so mehr geschätzt werde. Des<lb/>
Preises der Medea und des Aias gedenkt er nochmals; <noteplace="foot"n="3)">7, 126.</note> und<lb/>
an einer andern Stelle <noteplace="foot"n="4)">35, 26.</note> spricht er von ihrer Aufstellung<lb/><hirendition="#g">vor</hi> dem Tempel der Venus, so dass sie sich also in einer<lb/>
der ihn umgebenden Hallen befinden mochten. Wegen der<lb/>
Verbindung des Aias und der Medea müssen wir auf beide<lb/>
Gemälde auch eine Erwähnung bei Ovid <noteplace="foot"n="5)">Trist. II, 525.</note> beziehen:<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[276/0284]
folgern Alexanders nothwendig auch an die Kunst stel-
len musste.
Fünfter Abschnitt.
Die Malerei der Diadochenperiode.
Timomachos.
Timomachos ist die letzte bedeutend hervorragende Per-
sönlichkeit in der Geschichte der griechischen Malerei. Sie
verdient daher an die Spitze der ganzen Diadochenperiode
gestellt zu werden: denn eine chronologische Angabe des
Plinius, welche gegen diese Anordnung zu sprechen scheint,
wird später ohne Schwierigkeit als unhaltbar nachgewiesen
werden. — Hören wir zunächst, was Plinius über ihn be-
richtet: 1) „Timomachos aus Byzanz, zur Zeit Caesars des
Dictators, malte den Aias und die Medea, welche von die-
sem für achtzig Talente angekauft und im Tempel der Venus
Genetrix aufgestellt wurden. Das attische Talent berechnet
Varro auf 6000 Denare. Als Werke des Timomachos werden
nicht minder gelobt: Orestes; Iphigenia in Tauris; Lekythion,
der Lehrer der Behendigkeit (agilitatis exercitator); eine Fa-
milie von Edlen (cognatio nobilium); Männer im Mantel,
welche er wie im Begriffe zu reden, den einen stehend, den
andern sitzend malte; vorzüglich aber schien ihm die Kunst
bei seiner Gorgo günstig gewesen zu sein.“ — Andere
Werke werden nirgends genannt; wohl aber geschieht eini-
ger der angeführten auch anderwärts Erwähnung. So giebt
Plinius selbst 2) an, dass die Medea unvollendet geblieben
sei, aber darum gleich ähnlichen Werken des Aristides, Ni-
komachos, Apelles nur um so mehr geschätzt werde. Des
Preises der Medea und des Aias gedenkt er nochmals; 3) und
an einer andern Stelle 4) spricht er von ihrer Aufstellung
vor dem Tempel der Venus, so dass sie sich also in einer
der ihn umgebenden Hallen befinden mochten. Wegen der
Verbindung des Aias und der Medea müssen wir auf beide
Gemälde auch eine Erwähnung bei Ovid 5) beziehen:
1) 35, 136.
2) 35, 145.
3) 7, 126.
4) 35, 26.
5) Trist. II, 525.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/284>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.