gegengesetzten Falle gestalten, nemlich etwa folgender- massen: während Nikomachos als der ältere Bruder noch den Unterricht seines Vaters Aristiaeos genoss, besuchte nach dessen Tode der jüngere Aristides zunächst die Schule des Euxinidas, bis Nikomachos schon so weit fortgeschritten war, dass er selbst die weitere Bildung seines Bruders zu leiten vermochte. Eine bestimmte Entscheidung kann jedoch, wie nun einmal unsere Quellen beschaffen sind, nicht ge- geben werden. Als Resultat können und dürfen wir aber festhalten, dass Aristides schon um Ol. 100 in der Kunst thätig war, dass er also noch während der Epoche der Klein- asiaten geboren und doch, wie Plinius 1) angiebt, ein Zeitge- nosse, wenn auch ein älterer des Apelles sein konnte.
Von Schülern des Aristides werden in einer Stelle des Plinius, 2) wie sie jetzt berichtigt ist, vier angeführt: zwei von ihnen waren zugleich seine Söhne: Nikeros und Ari- ston. Der dritte, Antorides oder, wie Letronne 3) den Namen schreiben will, Antenorides, ist sonst unbekannt; um so mehr kommt aber der letzte, Euphranor, auch in chronologischer Beziehung in Betracht. Plinius 4) setzt ihn nach Pausias (post eum) in die 104te Olympiade, obwohl auch des Pausias Thätigkeit damals erst begonnen haben mag. Zu der Angabe der Olympiade aber veranlasste Pli- nius oder seine Gewährsmänner, wie auch Sillig annimmt, offenbar das Gemälde der Schlacht bei Mantinea, welches von ihm selbst zwar nur als equestre proelium angeführt, aber anderwärts genauer beschrieben wird. 5) Diese Schlacht, zwar nicht die bekannte, sondern ein Reitertreffen, in wel- chem die Athener den Mantineern unmittelbar nach des Epaminondas fehlgeschlagenem Angriffe auf Sparta unver- hoffte Hülfe brachten, fällt, wie jene, in das zweite Jahr der 104ten Olympiade. 6) Eine zweite Zeitbestimmung für Eu- phranor gewähren uns sodann die Statuen Philipps und Alexanders auf Viergespannen. 7) Denn wenn dieselben auch noch während der Regierungszeit Philipps ausgeführt wur- den, so geschah es doch gewiss erst in den letzten Jahren,
1) 35, 98.
2) 35, 111.
3) Ann. dell' Inst. 1845. p. 258.
4) 35, 127.
5) Plut. de glor. Ath. p. 346 B; Paus. 1, 3, 3.
6) Vgl. Schaefer im Rhein. Mus. N. F. V. S. 56--64.
7) Plin. 34, 77.
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gegengesetzten Falle gestalten, nemlich etwa folgender- massen: während Nikomachos als der ältere Bruder noch den Unterricht seines Vaters Aristiaeos genoss, besuchte nach dessen Tode der jüngere Aristides zunächst die Schule des Euxinidas, bis Nikomachos schon so weit fortgeschritten war, dass er selbst die weitere Bildung seines Bruders zu leiten vermochte. Eine bestimmte Entscheidung kann jedoch, wie nun einmal unsere Quellen beschaffen sind, nicht ge- geben werden. Als Resultat können und dürfen wir aber festhalten, dass Aristides schon um Ol. 100 in der Kunst thätig war, dass er also noch während der Epoche der Klein- asiaten geboren und doch, wie Plinius 1) angiebt, ein Zeitge- nosse, wenn auch ein älterer des Apelles sein konnte.
Von Schülern des Aristides werden in einer Stelle des Plinius, 2) wie sie jetzt berichtigt ist, vier angeführt: zwei von ihnen waren zugleich seine Söhne: Nikeros und Ari- ston. Der dritte, Antorides oder, wie Letronne 3) den Namen schreiben will, Antenorides, ist sonst unbekannt; um so mehr kommt aber der letzte, Euphranor, auch in chronologischer Beziehung in Betracht. Plinius 4) setzt ihn nach Pausias (post eum) in die 104te Olympiade, obwohl auch des Pausias Thätigkeit damals erst begonnen haben mag. Zu der Angabe der Olympiade aber veranlasste Pli- nius oder seine Gewährsmänner, wie auch Sillig annimmt, offenbar das Gemälde der Schlacht bei Mantinea, welches von ihm selbst zwar nur als equestre proelium angeführt, aber anderwärts genauer beschrieben wird. 5) Diese Schlacht, zwar nicht die bekannte, sondern ein Reitertreffen, in wel- chem die Athener den Mantineern unmittelbar nach des Epaminondas fehlgeschlagenem Angriffe auf Sparta unver- hoffte Hülfe brachten, fällt, wie jene, in das zweite Jahr der 104ten Olympiade. 6) Eine zweite Zeitbestimmung für Eu- phranor gewähren uns sodann die Statuen Philipps und Alexanders auf Viergespannen. 7) Denn wenn dieselben auch noch während der Regierungszeit Philipps ausgeführt wur- den, so geschah es doch gewiss erst in den letzten Jahren,
1) 35, 98.
2) 35, 111.
3) Ann. dell’ Inst. 1845. p. 258.
4) 35, 127.
5) Plut. de glor. Ath. p. 346 B; Paus. 1, 3, 3.
6) Vgl. Schaefer im Rhein. Mus. N. F. V. S. 56—64.
7) Plin. 34, 77.
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nach dessen Tode der jüngere Aristides zunächst die Schule
des Euxinidas, bis Nikomachos schon so weit fortgeschritten
war, dass er selbst die weitere Bildung seines Bruders zu
leiten vermochte. Eine bestimmte Entscheidung kann jedoch,
wie nun einmal unsere Quellen beschaffen sind, nicht ge-
geben werden. Als Resultat können und dürfen wir aber
festhalten, dass Aristides schon um Ol. 100 in der Kunst
thätig war, dass er also noch während der Epoche der Klein-
asiaten geboren und doch, wie Plinius 1) angiebt, ein Zeitge-
nosse, wenn auch ein älterer des Apelles sein konnte.
Von Schülern des Aristides werden in einer Stelle des
Plinius, 2) wie sie jetzt berichtigt ist, vier angeführt: zwei
von ihnen waren zugleich seine Söhne: Nikeros und Ari-
ston. Der dritte, Antorides oder, wie Letronne 3) den
Namen schreiben will, Antenorides, ist sonst unbekannt;
um so mehr kommt aber der letzte, Euphranor, auch in
chronologischer Beziehung in Betracht. Plinius 4) setzt ihn
nach Pausias (post eum) in die 104te Olympiade, obwohl
auch des Pausias Thätigkeit damals erst begonnen haben
mag. Zu der Angabe der Olympiade aber veranlasste Pli-
nius oder seine Gewährsmänner, wie auch Sillig annimmt,
offenbar das Gemälde der Schlacht bei Mantinea, welches
von ihm selbst zwar nur als equestre proelium angeführt,
aber anderwärts genauer beschrieben wird. 5) Diese Schlacht,
zwar nicht die bekannte, sondern ein Reitertreffen, in wel-
chem die Athener den Mantineern unmittelbar nach des
Epaminondas fehlgeschlagenem Angriffe auf Sparta unver-
hoffte Hülfe brachten, fällt, wie jene, in das zweite Jahr der
104ten Olympiade. 6) Eine zweite Zeitbestimmung für Eu-
phranor gewähren uns sodann die Statuen Philipps und
Alexanders auf Viergespannen. 7) Denn wenn dieselben auch
noch während der Regierungszeit Philipps ausgeführt wur-
den, so geschah es doch gewiss erst in den letzten Jahren,
1) 35, 98.
2) 35, 111.
3) Ann. dell’ Inst. 1845. p. 258.
4) 35,
127.
5) Plut. de glor. Ath. p. 346 B; Paus. 1, 3, 3.
6) Vgl. Schaefer
im Rhein. Mus. N. F. V. S. 56—64.
7) Plin. 34, 77.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/171>, abgerufen am 22.11.2024.
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