wesen sein, und ihr Ansehen erscheint allerdings dort so be- deutend, dass es das Andenken an die einheimischen Kunst- anfänge gänzlich verdunkelt hat. Dennoch aber sind uns von dort keine Schüler bekannt, welche von der Fortdauer ihres Einflusses bestimmtes Zeugniss ablegten. Eine vierte Insel gewinnt für die Künstlergeschichte erst in der nächsten Perio- de grössere Bedeutung, nemlich Aegina. Nur Smilis hat uns bereits beschäftigt. Seine Verbindung mit den samischen Künstlern ist aber in so fern wichtig, als sie auf weiteren Ver- kehr deutet, durch den die Kenntniss des Erzgusses bald nach Aegina gelangt sein muss.
So zeigt uns dieser Ueberblick, dass der erste Aufschwung der Kunst in dieser Epoche von wenigen Mittelpunkten aus- geht, und der Fortschritt sich eben nur so weit offenbart, als sich das Wirken von diesen Punkten aus erstreckt. Was da- neben noch erwähnt wird, in Korinth, in Sicilien, ist durchaus untergeordnet. Besondere Aufmerksamkeit verdient aber deshalb noch der Umstand, dass wir aus dieser Epoche keinen einzi- gen athenischen Künstler kennen. Zwar ist durch die Zer- störung Athens im Perserkriege der grösste Theil alter Kunst- werke und damit die Kunde von ihnen vernichtet worden. Doch haben sich einige Reste sogar bis heute erhalten; und bei der Eifersucht der Athener auf ihren Ruhm würden sie wenigstens die Namen ihrer Künstler der Nachwelt überliefert haben. Allein wir finden keinen einzigen, nur Daedaliden im Allgemeinen. Die Kunst bewegt sich also auf den von Alters her vorgeschriebenen Wegen weiter, ohne dass durch das Wirken einer ausgezeichneten Persönlichkeit der Anstoss zu einem plötzlichen, in die Augen fallenden Fortschritt gegeben worden wäre.
Bedarf es schliesslich noch einer Rechtfertigung, warum wir die erste Periode der Künstlergeschichte zwischen Ol. 60 -- 70 abgeschlossen haben, so ist diese leicht gegeben. Wir haben die einzelnen Gruppen von Künstlern von ihrem ersten Auftreten an so weit verfolgt, wie unsere Nachrichten reich- ten. Auf diese Weise blieben nur zwei Namen übrig: Kallon und Pythagoras, welche wir für die folgende Periode aufspa- ren mussten; an allen übrigen Punkten kamen wir von selbst und ungesucht zu einem festen Abschlusse. Dass dies nicht in zufälliger Lückenhaftigkeit unserer Quellen, sondern in
wesen sein, und ihr Ansehen erscheint allerdings dort so be- deutend, dass es das Andenken an die einheimischen Kunst- anfänge gänzlich verdunkelt hat. Dennoch aber sind uns von dort keine Schüler bekannt, welche von der Fortdauer ihres Einflusses bestimmtes Zeugniss ablegten. Eine vierte Insel gewinnt für die Künstlergeschichte erst in der nächsten Perio- de grössere Bedeutung, nemlich Aegina. Nur Smilis hat uns bereits beschäftigt. Seine Verbindung mit den samischen Künstlern ist aber in so fern wichtig, als sie auf weiteren Ver- kehr deutet, durch den die Kenntniss des Erzgusses bald nach Aegina gelangt sein muss.
So zeigt uns dieser Ueberblick, dass der erste Aufschwung der Kunst in dieser Epoche von wenigen Mittelpunkten aus- geht, und der Fortschritt sich eben nur so weit offenbart, als sich das Wirken von diesen Punkten aus erstreckt. Was da- neben noch erwähnt wird, in Korinth, in Sicilien, ist durchaus untergeordnet. Besondere Aufmerksamkeit verdient aber deshalb noch der Umstand, dass wir aus dieser Epoche keinen einzi- gen athenischen Künstler kennen. Zwar ist durch die Zer- störung Athens im Perserkriege der grösste Theil alter Kunst- werke und damit die Kunde von ihnen vernichtet worden. Doch haben sich einige Reste sogar bis heute erhalten; und bei der Eifersucht der Athener auf ihren Ruhm würden sie wenigstens die Namen ihrer Künstler der Nachwelt überliefert haben. Allein wir finden keinen einzigen, nur Daedaliden im Allgemeinen. Die Kunst bewegt sich also auf den von Alters her vorgeschriebenen Wegen weiter, ohne dass durch das Wirken einer ausgezeichneten Persönlichkeit der Anstoss zu einem plötzlichen, in die Augen fallenden Fortschritt gegeben worden wäre.
Bedarf es schliesslich noch einer Rechtfertigung, warum wir die erste Periode der Künstlergeschichte zwischen Ol. 60 — 70 abgeschlossen haben, so ist diese leicht gegeben. Wir haben die einzelnen Gruppen von Künstlern von ihrem ersten Auftreten an so weit verfolgt, wie unsere Nachrichten reich- ten. Auf diese Weise blieben nur zwei Namen übrig: Kallon und Pythagoras, welche wir für die folgende Periode aufspa- ren mussten; an allen übrigen Punkten kamen wir von selbst und ungesucht zu einem festen Abschlusse. Dass dies nicht in zufälliger Lückenhaftigkeit unserer Quellen, sondern in
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[60/0073]
wesen sein, und ihr Ansehen erscheint allerdings dort so be-
deutend, dass es das Andenken an die einheimischen Kunst-
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dort keine Schüler bekannt, welche von der Fortdauer ihres
Einflusses bestimmtes Zeugniss ablegten. Eine vierte Insel
gewinnt für die Künstlergeschichte erst in der nächsten Perio-
de grössere Bedeutung, nemlich Aegina. Nur Smilis hat uns
bereits beschäftigt. Seine Verbindung mit den samischen
Künstlern ist aber in so fern wichtig, als sie auf weiteren Ver-
kehr deutet, durch den die Kenntniss des Erzgusses bald nach
Aegina gelangt sein muss.
So zeigt uns dieser Ueberblick, dass der erste Aufschwung
der Kunst in dieser Epoche von wenigen Mittelpunkten aus-
geht, und der Fortschritt sich eben nur so weit offenbart, als
sich das Wirken von diesen Punkten aus erstreckt. Was da-
neben noch erwähnt wird, in Korinth, in Sicilien, ist durchaus
untergeordnet. Besondere Aufmerksamkeit verdient aber deshalb
noch der Umstand, dass wir aus dieser Epoche keinen einzi-
gen athenischen Künstler kennen. Zwar ist durch die Zer-
störung Athens im Perserkriege der grösste Theil alter Kunst-
werke und damit die Kunde von ihnen vernichtet worden.
Doch haben sich einige Reste sogar bis heute erhalten; und
bei der Eifersucht der Athener auf ihren Ruhm würden sie
wenigstens die Namen ihrer Künstler der Nachwelt überliefert
haben. Allein wir finden keinen einzigen, nur Daedaliden im
Allgemeinen. Die Kunst bewegt sich also auf den von Alters
her vorgeschriebenen Wegen weiter, ohne dass durch das
Wirken einer ausgezeichneten Persönlichkeit der Anstoss zu
einem plötzlichen, in die Augen fallenden Fortschritt gegeben
worden wäre.
Bedarf es schliesslich noch einer Rechtfertigung, warum
wir die erste Periode der Künstlergeschichte zwischen Ol. 60
— 70 abgeschlossen haben, so ist diese leicht gegeben. Wir
haben die einzelnen Gruppen von Künstlern von ihrem ersten
Auftreten an so weit verfolgt, wie unsere Nachrichten reich-
ten. Auf diese Weise blieben nur zwei Namen übrig: Kallon
und Pythagoras, welche wir für die folgende Periode aufspa-
ren mussten; an allen übrigen Punkten kamen wir von selbst
und ungesucht zu einem festen Abschlusse. Dass dies nicht
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/73>, abgerufen am 22.11.2024.
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