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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Werk der Bildhauer Skyllis und Dipoenos, welches einst Se-
sostris, Tyrann von Aegypten, dem lindischen Tyrannen Kleo-
bulos sandte." Trotz aller Verwirrung erlaubt jedoch die Nen-
nung der Künstlernamen kaum, die ganze Nachricht für er-
funden zu halten: sie mochte sich immerhin an eine Athene-
statue derselben anknüpfen, die wirklich vorhanden, aber frei-
lich wohl nicht aus Smaragd, sondern vielleicht nur aus pari-
schem Lychnites gearbeitet war, dessen sich diese Künstler
nach Plinius Angabe vorzugsweise bedienten.

Die genannten Werke bilden sicher nur einen kleinen
Theil der einst vorhandenen: denn Plinius bemerkt, dass Am-
brakien, Argos, Kleonae mit Werken des Dipoenos angefüllt
waren. Der Hauptsitz ihrer Thätigkeit war also die Gegend
von Argos und Sikyon, Ambrakien nur in einer Zwischenzeit.
In Kleinasien ist wegen der Werke im Besitz des Kroesus
ihre Gegenwart nicht nothwendig vorauszusetzen, da dieser
König im lebhaftesten Verkehr mit Griechenland stand. In
Kreta, ihrem Vaterlande, finden wir keine Spur von ihnen.
Auffallend aber ist es, dass uns nichts von ihrer Gegenwart
in Sparta ausdrücklich berichtet wird, auf dessen Kunst sie
unbedingt den grössten Einfluss übten: mehrere ihrer Schüler
sind Spartaner, und zwar die bedeutendsten spartanischen
Künstler, von denen wir überhaupt etwas wissen.

Schüler des Dipoenos und Skyllis in und
aus Sparta.

Wir lernen sie aus drei Stellen des Pausanias kennen, die
ausführlich mitgetheilt zu werden verdienen:

"Im Schatzhause der Epidamnier zu Olympia befand sich
die Himmelskugel, von Atlas getragen, ferner Herakles und
der Apfelbaum bei den Hesperiden und um den Baum gewun-
den der Drache, auch dieses aus Cedernholz, Werke des
Theokles, Sohnes des Hegylos: dass sie dieser mit seinem
Sohne zusammen gemacht, sagen die Schriftzeichen auf der
Himmelskugel. Die Hesperiden selbst waren von den Eleern
von dem Orte ihrer ersten Aufstellung weggenommen und be-
fanden sich noch zu Pausanias Zeit im Heraeon" (Paus. VI,
19, 5.) Der Anfang der Stelle ist lückenhaft: dass "auch"
diese Werke von Cedernholz waren, setzt eine vorhergehen-
de Erwähnung von andern ähnlicher Art voraus.

Werk der Bildhauer Skyllis und Dipoenos, welches einst Se-
sostris, Tyrann von Aegypten, dem lindischen Tyrannen Kleo-
bulos sandte.” Trotz aller Verwirrung erlaubt jedoch die Nen-
nung der Künstlernamen kaum, die ganze Nachricht für er-
funden zu halten: sie mochte sich immerhin an eine Athene-
statue derselben anknüpfen, die wirklich vorhanden, aber frei-
lich wohl nicht aus Smaragd, sondern vielleicht nur aus pari-
schem Lychnites gearbeitet war, dessen sich diese Künstler
nach Plinius Angabe vorzugsweise bedienten.

Die genannten Werke bilden sicher nur einen kleinen
Theil der einst vorhandenen: denn Plinius bemerkt, dass Am-
brakien, Argos, Kleonae mit Werken des Dipoenos angefüllt
waren. Der Hauptsitz ihrer Thätigkeit war also die Gegend
von Argos und Sikyon, Ambrakien nur in einer Zwischenzeit.
In Kleinasien ist wegen der Werke im Besitz des Kroesus
ihre Gegenwart nicht nothwendig vorauszusetzen, da dieser
König im lebhaftesten Verkehr mit Griechenland stand. In
Kreta, ihrem Vaterlande, finden wir keine Spur von ihnen.
Auffallend aber ist es, dass uns nichts von ihrer Gegenwart
in Sparta ausdrücklich berichtet wird, auf dessen Kunst sie
unbedingt den grössten Einfluss übten: mehrere ihrer Schüler
sind Spartaner, und zwar die bedeutendsten spartanischen
Künstler, von denen wir überhaupt etwas wissen.

Schüler des Dipoenos und Skyllis in und
aus Sparta.

Wir lernen sie aus drei Stellen des Pausanias kennen, die
ausführlich mitgetheilt zu werden verdienen:

„Im Schatzhause der Epidamnier zu Olympia befand sich
die Himmelskugel, von Atlas getragen, ferner Herakles und
der Apfelbaum bei den Hesperiden und um den Baum gewun-
den der Drache, auch dieses aus Cedernholz, Werke des
Theokles, Sohnes des Hegylos: dass sie dieser mit seinem
Sohne zusammen gemacht, sagen die Schriftzeichen auf der
Himmelskugel. Die Hesperiden selbst waren von den Eleern
von dem Orte ihrer ersten Aufstellung weggenommen und be-
fanden sich noch zu Pausanias Zeit im Heraeon” (Paus. VI,
19, 5.) Der Anfang der Stelle ist lückenhaft: dass „auch”
diese Werke von Cedernholz waren, setzt eine vorhergehen-
de Erwähnung von andern ähnlicher Art voraus.

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[45/0058] Werk der Bildhauer Skyllis und Dipoenos, welches einst Se- sostris, Tyrann von Aegypten, dem lindischen Tyrannen Kleo- bulos sandte.” Trotz aller Verwirrung erlaubt jedoch die Nen- nung der Künstlernamen kaum, die ganze Nachricht für er- funden zu halten: sie mochte sich immerhin an eine Athene- statue derselben anknüpfen, die wirklich vorhanden, aber frei- lich wohl nicht aus Smaragd, sondern vielleicht nur aus pari- schem Lychnites gearbeitet war, dessen sich diese Künstler nach Plinius Angabe vorzugsweise bedienten. Die genannten Werke bilden sicher nur einen kleinen Theil der einst vorhandenen: denn Plinius bemerkt, dass Am- brakien, Argos, Kleonae mit Werken des Dipoenos angefüllt waren. Der Hauptsitz ihrer Thätigkeit war also die Gegend von Argos und Sikyon, Ambrakien nur in einer Zwischenzeit. In Kleinasien ist wegen der Werke im Besitz des Kroesus ihre Gegenwart nicht nothwendig vorauszusetzen, da dieser König im lebhaftesten Verkehr mit Griechenland stand. In Kreta, ihrem Vaterlande, finden wir keine Spur von ihnen. Auffallend aber ist es, dass uns nichts von ihrer Gegenwart in Sparta ausdrücklich berichtet wird, auf dessen Kunst sie unbedingt den grössten Einfluss übten: mehrere ihrer Schüler sind Spartaner, und zwar die bedeutendsten spartanischen Künstler, von denen wir überhaupt etwas wissen. Schüler des Dipoenos und Skyllis in und aus Sparta. Wir lernen sie aus drei Stellen des Pausanias kennen, die ausführlich mitgetheilt zu werden verdienen: „Im Schatzhause der Epidamnier zu Olympia befand sich die Himmelskugel, von Atlas getragen, ferner Herakles und der Apfelbaum bei den Hesperiden und um den Baum gewun- den der Drache, auch dieses aus Cedernholz, Werke des Theokles, Sohnes des Hegylos: dass sie dieser mit seinem Sohne zusammen gemacht, sagen die Schriftzeichen auf der Himmelskugel. Die Hesperiden selbst waren von den Eleern von dem Orte ihrer ersten Aufstellung weggenommen und be- fanden sich noch zu Pausanias Zeit im Heraeon” (Paus. VI, 19, 5.) Der Anfang der Stelle ist lückenhaft: dass „auch” diese Werke von Cedernholz waren, setzt eine vorhergehen- de Erwähnung von andern ähnlicher Art voraus.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/58>, abgerufen am 22.11.2024.