Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

2) Die Megarer weiheten in ihr Schatzhaus zu Olympia
Figuren aus Cedernholz mit Gold verziert: Den Kampf des
Herakles gegen Acheloos. Man sah dort Zeus, Deianeira,
Acheloos, Herakles und Ares, welcher dem Acheloos zu Hül-
fe kommt. Früher stand auch das Bild der Athene als Helfe-
rin des Herakles dabei: zu Pausanias Zeit befand es sich ne-
ben den Hesperiden im Heraeon. Im Giebel des Schatzhauses
war der Krieg der Götter und Giganten dargestellt. Die In-
schrift eines Schildes über dem Giebel aber sagte aus, dass es
von der Beute eines Sieges über die Korinther gebaut sei.
Pausanias setzt diesen Sieg unter das lebenslängliche Archon-
tat des Phorbas zu Athen, und lässt das Schatzhaus später
bauen: "Die Weihgeschenke mussten sie aber schon seit alter
Zeit haben, da sie der Lakedaemonier Dontas, ein Schüler
des Dipoenos und Skyllis, gemacht hatte." (Paus, VI. 19, 9.)
Böckh 1) macht darauf aufmerksam, dass Pausanias den Don-
tas als einen Daedaliden für einen uralten Künstler hält, und
daher seine Werke für älter erklärt, als das Gebäude, in denen
sie sich befanden. Uns führt die Zeit des Dontas zur umge-
kehrten Vermuthung, nemlich das lange nach Phorbas errich-
tete Gebäude mit Dontas gleichzeitig zu setzen. Vielleicht
war dann auch der Giebelschmuck, wenn nicht von Dontas
selbst, doch von einem Künstler derselben Schule.

3) "Im Tempel der Hera zu Olympia steht [ihre eigene
Bildsäule und die] des Zeus. Die der Hera sitzt auf einem
Throne, daneben steht [Ares?] bärtig, mit einem Helme auf
dem Haupte. Es sind dies Werke (apla?). Die auf Thronen
sitzenden Horen, welche darauf folgen, machte der Aeginet
Smilis. Neben ihnen steht ein Bild der Themis, als der
Mutter der Horen, von der Hand des Dorykleidas, eines La-
kedaemoniers von Geburt und Schülers des Dipoenos und Skyl-
lis. Die Hesperiden, fünf an der Zahl, machte Theokles,
auch er ein Lakadaemonier und Sohn des Hegylos; er soll
gleichfalls bei Skyllis und Dipoenos gelernt haben. Die Athene
mit Helm, Speer und Schild soll ein Werk des Lakedaemo-
niers Medon [oder Dontas] sein, der ein Bruder des Dory-
kleidas, und bei denselben Meistern in die Lehre gegangen
sei. Kore und Demeter sitzen, Apollo und Artemis stehen

1) C. Inscr. I. p. 47 sqq.

2) Die Megarer weiheten in ihr Schatzhaus zu Olympia
Figuren aus Cedernholz mit Gold verziert: Den Kampf des
Herakles gegen Acheloos. Man sah dort Zeus, Deïaneira,
Acheloos, Herakles und Ares, welcher dem Acheloos zu Hül-
fe kommt. Früher stand auch das Bild der Athene als Helfe-
rin des Herakles dabei: zu Pausanias Zeit befand es sich ne-
ben den Hesperiden im Heraeon. Im Giebel des Schatzhauses
war der Krieg der Götter und Giganten dargestellt. Die In-
schrift eines Schildes über dem Giebel aber sagte aus, dass es
von der Beute eines Sieges über die Korinther gebaut sei.
Pausanias setzt diesen Sieg unter das lebenslängliche Archon-
tat des Phorbas zu Athen, und lässt das Schatzhaus später
bauen: „Die Weihgeschenke mussten sie aber schon seit alter
Zeit haben, da sie der Lakedaemonier Dontas, ein Schüler
des Dipoenos und Skyllis, gemacht hatte.” (Paus, VI. 19, 9.)
Böckh 1) macht darauf aufmerksam, dass Pausanias den Don-
tas als einen Daedaliden für einen uralten Künstler hält, und
daher seine Werke für älter erklärt, als das Gebäude, in denen
sie sich befanden. Uns führt die Zeit des Dontas zur umge-
kehrten Vermuthung, nemlich das lange nach Phorbas errich-
tete Gebäude mit Dontas gleichzeitig zu setzen. Vielleicht
war dann auch der Giebelschmuck, wenn nicht von Dontas
selbst, doch von einem Künstler derselben Schule.

3) „Im Tempel der Hera zu Olympia steht [ihre eigene
Bildsäule und die] des Zeus. Die der Hera sitzt auf einem
Throne, daneben steht [Ares?] bärtig, mit einem Helme auf
dem Haupte. Es sind dies Werke (ἁπλᾶ?). Die auf Thronen
sitzenden Horen, welche darauf folgen, machte der Aeginet
Smilis. Neben ihnen steht ein Bild der Themis, als der
Mutter der Horen, von der Hand des Dorykleidas, eines La-
kedaemoniers von Geburt und Schülers des Dipoenos und Skyl-
lis. Die Hesperiden, fünf an der Zahl, machte Theokles,
auch er ein Lakadaemonier und Sohn des Hegylos; er soll
gleichfalls bei Skyllis und Dipoenos gelernt haben. Die Athene
mit Helm, Speer und Schild soll ein Werk des Lakedaemo-
niers Medon [oder Dontas] sein, der ein Bruder des Dory-
kleidas, und bei denselben Meistern in die Lehre gegangen
sei. Kore und Demeter sitzen, Apollo und Artemis stehen

1) C. Inscr. I. p. 47 sqq.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0059" n="46"/>
            <p>2) Die Megarer weiheten in ihr Schatzhaus zu Olympia<lb/>
Figuren aus Cedernholz mit Gold verziert: Den Kampf des<lb/>
Herakles gegen Acheloos. Man sah dort Zeus, Deïaneira,<lb/>
Acheloos, Herakles und Ares, welcher dem Acheloos zu Hül-<lb/>
fe kommt. Früher stand auch das Bild der Athene als Helfe-<lb/>
rin des Herakles dabei: zu Pausanias Zeit befand es sich ne-<lb/>
ben den Hesperiden im Heraeon. Im Giebel des Schatzhauses<lb/>
war der Krieg der Götter und Giganten dargestellt. Die In-<lb/>
schrift eines Schildes über dem Giebel aber sagte aus, dass es<lb/>
von der Beute eines Sieges über die Korinther gebaut sei.<lb/>
Pausanias setzt diesen Sieg unter das lebenslängliche Archon-<lb/>
tat des Phorbas zu Athen, und lässt das Schatzhaus später<lb/>
bauen: &#x201E;Die Weihgeschenke mussten sie aber schon seit alter<lb/>
Zeit haben, da sie der Lakedaemonier <hi rendition="#g">Dontas,</hi> ein Schüler<lb/>
des Dipoenos und Skyllis, gemacht hatte.&#x201D; (Paus, VI. 19, 9.)<lb/>
Böckh <note place="foot" n="1)">C. Inscr. I. p. 47 sqq.</note> macht darauf aufmerksam, dass Pausanias den Don-<lb/>
tas als einen Daedaliden für einen uralten Künstler hält, und<lb/>
daher seine Werke für älter erklärt, als das Gebäude, in denen<lb/>
sie sich befanden. Uns führt die Zeit des Dontas zur umge-<lb/>
kehrten Vermuthung, nemlich das lange nach Phorbas errich-<lb/>
tete Gebäude mit Dontas gleichzeitig zu setzen. Vielleicht<lb/>
war dann auch der Giebelschmuck, wenn nicht von Dontas<lb/>
selbst, doch von einem Künstler derselben Schule.</p><lb/>
            <p>3) &#x201E;Im Tempel der Hera zu Olympia steht [ihre eigene<lb/>
Bildsäule und die] des Zeus. Die der Hera sitzt auf einem<lb/>
Throne, daneben steht [Ares?] bärtig, mit einem Helme auf<lb/>
dem Haupte. Es sind dies Werke (&#x1F01;&#x03C0;&#x03BB;&#x1FB6;?). Die auf Thronen<lb/>
sitzenden Horen, welche darauf folgen, machte der Aeginet<lb/><hi rendition="#g">Smilis.</hi> Neben ihnen steht ein Bild der Themis, als der<lb/>
Mutter der Horen, von der Hand des <hi rendition="#g">Dorykleidas,</hi> eines La-<lb/>
kedaemoniers von Geburt und Schülers des Dipoenos und Skyl-<lb/>
lis. Die Hesperiden, fünf an der Zahl, machte <hi rendition="#g">Theokles,</hi><lb/>
auch er ein Lakadaemonier und Sohn des <hi rendition="#g">Hegylos;</hi> er soll<lb/>
gleichfalls bei Skyllis und Dipoenos gelernt haben. Die Athene<lb/>
mit Helm, Speer und Schild soll ein Werk des Lakedaemo-<lb/>
niers <hi rendition="#g">Medon</hi> [oder Dontas] sein, der ein Bruder des Dory-<lb/>
kleidas, und bei denselben Meistern in die Lehre gegangen<lb/>
sei. Kore und Demeter sitzen, Apollo und Artemis stehen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0059] 2) Die Megarer weiheten in ihr Schatzhaus zu Olympia Figuren aus Cedernholz mit Gold verziert: Den Kampf des Herakles gegen Acheloos. Man sah dort Zeus, Deïaneira, Acheloos, Herakles und Ares, welcher dem Acheloos zu Hül- fe kommt. Früher stand auch das Bild der Athene als Helfe- rin des Herakles dabei: zu Pausanias Zeit befand es sich ne- ben den Hesperiden im Heraeon. Im Giebel des Schatzhauses war der Krieg der Götter und Giganten dargestellt. Die In- schrift eines Schildes über dem Giebel aber sagte aus, dass es von der Beute eines Sieges über die Korinther gebaut sei. Pausanias setzt diesen Sieg unter das lebenslängliche Archon- tat des Phorbas zu Athen, und lässt das Schatzhaus später bauen: „Die Weihgeschenke mussten sie aber schon seit alter Zeit haben, da sie der Lakedaemonier Dontas, ein Schüler des Dipoenos und Skyllis, gemacht hatte.” (Paus, VI. 19, 9.) Böckh 1) macht darauf aufmerksam, dass Pausanias den Don- tas als einen Daedaliden für einen uralten Künstler hält, und daher seine Werke für älter erklärt, als das Gebäude, in denen sie sich befanden. Uns führt die Zeit des Dontas zur umge- kehrten Vermuthung, nemlich das lange nach Phorbas errich- tete Gebäude mit Dontas gleichzeitig zu setzen. Vielleicht war dann auch der Giebelschmuck, wenn nicht von Dontas selbst, doch von einem Künstler derselben Schule. 3) „Im Tempel der Hera zu Olympia steht [ihre eigene Bildsäule und die] des Zeus. Die der Hera sitzt auf einem Throne, daneben steht [Ares?] bärtig, mit einem Helme auf dem Haupte. Es sind dies Werke (ἁπλᾶ?). Die auf Thronen sitzenden Horen, welche darauf folgen, machte der Aeginet Smilis. Neben ihnen steht ein Bild der Themis, als der Mutter der Horen, von der Hand des Dorykleidas, eines La- kedaemoniers von Geburt und Schülers des Dipoenos und Skyl- lis. Die Hesperiden, fünf an der Zahl, machte Theokles, auch er ein Lakadaemonier und Sohn des Hegylos; er soll gleichfalls bei Skyllis und Dipoenos gelernt haben. Die Athene mit Helm, Speer und Schild soll ein Werk des Lakedaemo- niers Medon [oder Dontas] sein, der ein Bruder des Dory- kleidas, und bei denselben Meistern in die Lehre gegangen sei. Kore und Demeter sitzen, Apollo und Artemis stehen 1) C. Inscr. I. p. 47 sqq.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/59
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/59>, abgerufen am 02.05.2024.