Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Herakles, der die Hydra tödtet, von Cicero erwähnt:
de orat. II, 16.

Die Amazone zu Ephesos, welche von ihm im Wett-
streit mit anderen Künstlern aufgestellt war, und welche für
vorzüglicher, als selbst die des Phidias erkannt wurde:
Plin. 34, 53.

Athleten bildungen. Bei den folgenden Statuen olympi-
scher Sieger müssen wir es unentschieden lassen, ob sie Werke
des älteren oder des jüngeren Polyklet waren.

Aristion aus Epidauros, Sieger im Faustkampfe der
Männer: Paus. VI, 13, 4.

Kyniskos aus Mantinea, im Faustkampfe der Knaben:
VI, 4, 6.

Pythokles aus Elis, im Pentathlon: VI, 7, 3.

Thersilochos aus Kerkyra, im Faustkampfe der Kna-
ben: VI, 13, 4.

Xenokles aus Maenalos, im Ringkampfe der Knaben:
VI, 9, 1.

Daran zu zweifeln, dass Polyklet als Künstler ersten Ran-
ges überhaupt Siegerstatuen gemacht habe, sehe ich keinen
Grund, um so weniger, als seine Kunst gerade nach dieser
Richtung hin sich bewegte. Denn zu seinen berühmtesten
Werken gehören gerade einige Jünglingsgestalten und unter
diesen vor allen:

Der Diadumenos und der Doryphoros: der erste
molliter iuvenis, ein Jüngling von mehr weichen Formen, wie
er sich die Binde um das Haupt legt, der andere, viriliter puer,
ein kräftiger mannhafter Knabe mit dem Speer: Plin. 34, 55.
Von dem Diadumenos besitzen wir wahrscheinlich noch einige
Nachbildungen, z. B. die Statue im Palast Farnese zu Rom 1),
die Reliefdarstellung auf einem Cippus im Vaticanischen Mu-
seum 2). Welcker 3) betrachtet diese beiden Figuren als Sei-
tenstücke in dem Sinne, dass sie die zwei entgegengesetzten
Lebensrichtungen der männlichen Tugend und der Verweichli-
chung nach der Auffassung des gleichzeitigen Sophisten Pro-
dikos darstellten. Es fragt sich indessen, ob der Künstler
beide, um neben einander zu stehen, gemacht habe. Später

1) Müller u. Oest. I, 31, n. 136.
2) Beschreibung Roms II, 2, S. 122.
3) Kl. Schr. II, S. 482.

Herakles, der die Hydra tödtet, von Cicero erwähnt:
de orat. II, 16.

Die Amazone zu Ephesos, welche von ihm im Wett-
streit mit anderen Künstlern aufgestellt war, und welche für
vorzüglicher, als selbst die des Phidias erkannt wurde:
Plin. 34, 53.

Athleten bildungen. Bei den folgenden Statuen olympi-
scher Sieger müssen wir es unentschieden lassen, ob sie Werke
des älteren oder des jüngeren Polyklet waren.

Aristion aus Epidauros, Sieger im Faustkampfe der
Männer: Paus. VI, 13, 4.

Kyniskos aus Mantinea, im Faustkampfe der Knaben:
VI, 4, 6.

Pythokles aus Elis, im Pentathlon: VI, 7, 3.

Thersilochos aus Kerkyra, im Faustkampfe der Kna-
ben: VI, 13, 4.

Xenokles aus Maenalos, im Ringkampfe der Knaben:
VI, 9, 1.

Daran zu zweifeln, dass Polyklet als Künstler ersten Ran-
ges überhaupt Siegerstatuen gemacht habe, sehe ich keinen
Grund, um so weniger, als seine Kunst gerade nach dieser
Richtung hin sich bewegte. Denn zu seinen berühmtesten
Werken gehören gerade einige Jünglingsgestalten und unter
diesen vor allen:

Der Diadumenos und der Doryphoros: der erste
molliter iuvenis, ein Jüngling von mehr weichen Formen, wie
er sich die Binde um das Haupt legt, der andere, viriliter puer,
ein kräftiger mannhafter Knabe mit dem Speer: Plin. 34, 55.
Von dem Diadumenos besitzen wir wahrscheinlich noch einige
Nachbildungen, z. B. die Statue im Palast Farnese zu Rom 1),
die Reliefdarstellung auf einem Cippus im Vaticanischen Mu-
seum 2). Welcker 3) betrachtet diese beiden Figuren als Sei-
tenstücke in dem Sinne, dass sie die zwei entgegengesetzten
Lebensrichtungen der männlichen Tugend und der Verweichli-
chung nach der Auffassung des gleichzeitigen Sophisten Pro-
dikos darstellten. Es fragt sich indessen, ob der Künstler
beide, um neben einander zu stehen, gemacht habe. Später

1) Müller u. Oest. I, 31, n. 136.
2) Beschreibung Roms II, 2, S. 122.
3) Kl. Schr. II, S. 482.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0227" n="214"/>
            <p><hi rendition="#g">Herakles,</hi> der die Hydra tödtet, von Cicero erwähnt:<lb/>
de orat. II, 16.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Amazone</hi> zu Ephesos, welche von ihm im Wett-<lb/>
streit mit anderen Künstlern aufgestellt war, und welche für<lb/>
vorzüglicher, als selbst die des Phidias erkannt wurde:<lb/>
Plin. 34, 53.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Athleten</hi> bildungen. Bei den folgenden Statuen olympi-<lb/>
scher Sieger müssen wir es unentschieden lassen, ob sie Werke<lb/>
des älteren oder des jüngeren Polyklet waren.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Aristion</hi> aus Epidauros, Sieger im Faustkampfe der<lb/>
Männer: Paus. VI, 13, 4.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Kyniskos</hi> aus Mantinea, im Faustkampfe der Knaben:<lb/>
VI, 4, 6.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Pythokles</hi> aus Elis, im Pentathlon: VI, 7, 3.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Thersilochos</hi> aus Kerkyra, im Faustkampfe der Kna-<lb/>
ben: VI, 13, 4.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Xenokles</hi> aus Maenalos, im Ringkampfe der Knaben:<lb/>
VI, 9, 1.</p><lb/>
            <p>Daran zu zweifeln, dass Polyklet als Künstler ersten Ran-<lb/>
ges überhaupt Siegerstatuen gemacht habe, sehe ich keinen<lb/>
Grund, um so weniger, als seine Kunst gerade nach dieser<lb/>
Richtung hin sich bewegte. Denn zu seinen berühmtesten<lb/>
Werken gehören gerade einige Jünglingsgestalten und unter<lb/>
diesen vor allen:</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Diadumenos</hi> und der <hi rendition="#g">Doryphoros:</hi> der erste<lb/>
molliter iuvenis, ein Jüngling von mehr weichen Formen, wie<lb/>
er sich die Binde um das Haupt legt, der andere, viriliter puer,<lb/>
ein kräftiger mannhafter Knabe mit dem Speer: Plin. 34, 55.<lb/>
Von dem Diadumenos besitzen wir wahrscheinlich noch einige<lb/>
Nachbildungen, z. B. die Statue im Palast Farnese zu Rom <note place="foot" n="1)">Müller u. Oest. I, 31, n. 136.</note>,<lb/>
die Reliefdarstellung auf einem Cippus im Vaticanischen Mu-<lb/>
seum <note place="foot" n="2)">Beschreibung Roms II, 2, S. 122.</note>. Welcker <note place="foot" n="3)">Kl. Schr. II, S. 482.</note> betrachtet diese beiden Figuren als Sei-<lb/>
tenstücke in dem Sinne, dass sie die zwei entgegengesetzten<lb/>
Lebensrichtungen der männlichen Tugend und der Verweichli-<lb/>
chung nach der Auffassung des gleichzeitigen Sophisten Pro-<lb/>
dikos darstellten. Es fragt sich indessen, ob der Künstler<lb/>
beide, um neben einander zu stehen, gemacht habe. Später<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0227] Herakles, der die Hydra tödtet, von Cicero erwähnt: de orat. II, 16. Die Amazone zu Ephesos, welche von ihm im Wett- streit mit anderen Künstlern aufgestellt war, und welche für vorzüglicher, als selbst die des Phidias erkannt wurde: Plin. 34, 53. Athleten bildungen. Bei den folgenden Statuen olympi- scher Sieger müssen wir es unentschieden lassen, ob sie Werke des älteren oder des jüngeren Polyklet waren. Aristion aus Epidauros, Sieger im Faustkampfe der Männer: Paus. VI, 13, 4. Kyniskos aus Mantinea, im Faustkampfe der Knaben: VI, 4, 6. Pythokles aus Elis, im Pentathlon: VI, 7, 3. Thersilochos aus Kerkyra, im Faustkampfe der Kna- ben: VI, 13, 4. Xenokles aus Maenalos, im Ringkampfe der Knaben: VI, 9, 1. Daran zu zweifeln, dass Polyklet als Künstler ersten Ran- ges überhaupt Siegerstatuen gemacht habe, sehe ich keinen Grund, um so weniger, als seine Kunst gerade nach dieser Richtung hin sich bewegte. Denn zu seinen berühmtesten Werken gehören gerade einige Jünglingsgestalten und unter diesen vor allen: Der Diadumenos und der Doryphoros: der erste molliter iuvenis, ein Jüngling von mehr weichen Formen, wie er sich die Binde um das Haupt legt, der andere, viriliter puer, ein kräftiger mannhafter Knabe mit dem Speer: Plin. 34, 55. Von dem Diadumenos besitzen wir wahrscheinlich noch einige Nachbildungen, z. B. die Statue im Palast Farnese zu Rom 1), die Reliefdarstellung auf einem Cippus im Vaticanischen Mu- seum 2). Welcker 3) betrachtet diese beiden Figuren als Sei- tenstücke in dem Sinne, dass sie die zwei entgegengesetzten Lebensrichtungen der männlichen Tugend und der Verweichli- chung nach der Auffassung des gleichzeitigen Sophisten Pro- dikos darstellten. Es fragt sich indessen, ob der Künstler beide, um neben einander zu stehen, gemacht habe. Später 1) Müller u. Oest. I, 31, n. 136. 2) Beschreibung Roms II, 2, S. 122. 3) Kl. Schr. II, S. 482.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/227
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/227>, abgerufen am 03.05.2024.