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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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in Relief dargestellt waren. In der einen Hand trug sie einen
Granatapfel, in der andern das Scepter, auf dessen Spitze mit
Bezug auf die Hochzeit des Zeus der Kuckuk sass. Dies ist
alles, was Pausanias (II, 17, 4) über das Bild berichtet. Ein
Epigramm der Anthologie (Anall. II, p. 202, n. 5 von Parmenio)
lehrt uns über die äussere Gestalt nichts, als was sich ohne-
hin von selbst versteht, dass nemlich die Göttin bekleidet war.
Noch allgemeiner sind die Lobsprüche in einem Epigramme des
Martial (X, 89) gehalten. Maximus Tyrius (Diss. XIV, §. 6)
nennt die Göttin leukolenon, elephantopekhun, euopin, euei-
mona, basiliken, idrumenen epi khrusou thronou. Die Münzen
von Argos zeigen uns nur den Kopf mit der Stirnkrone (Mül-
ler u. Oest. Denkm. I, fig. 132). Tertullian endlich (de cor.
mil. 7) spricht von einer das Bild der Göttin umgebenden Rebe,
von der wir uns nach seinen Worten keine bestimmte Vor-
stellung machen können, sowie von einem Löwenfelle, wel-
ches unter den Füssen der Göttin ausgebreitet war. Nach
seiner Meinung sollte dadurch der Triumph der Hera über ihre
beiden Stiefsöhne, Dionysos und Herakles, angedeutet sein.

Ausserdem können wir von Götterbildern nur noch eins
mit Sicherheit dem älteren Polyklet beilegen:

den Hermes, der sich einst zu Lysimachia befand:
Plin. 34, 56.

[Dass der Zeus Philios zu Megalopolis (Paus. VIII, 31, 2)
von dem jüngeren Polyklet, dem Schüler des Naukydes, war,
vermuthen wir deshalb, weil Megalopolis erst Ol. 102, 2 ge-
gründet ward; wobei freilich zugegeben werden muss, dass
die Statue, wie manche andere, älter und aus einer der arka-
dischen Städte dorthin versetzt sein konnte.

Die Bilder des Apollo, der Artemis und Leto im Hei-
ligthum der Artemis Orthia auf dem Berge Lykone, zwischen
Argos und Tegea, waren aus Marmor. Da wir in diesem
Stoffe kein Werk von dem älteren, von dem jüngeren wenig-
stens eins mit Sicherheit nachweisen können, so spricht auch
hier die Wahrscheinlichkeit dafür, diese Bilder dem letzteren
beizulegen.]

Der Heroenbildung gehört an:

Herakles Ageter, nach Plinius 34, 56: Herculem, qui
Romae, hegetera arma sumentem.

in Relief dargestellt waren. In der einen Hand trug sie einen
Granatapfel, in der andern das Scepter, auf dessen Spitze mit
Bezug auf die Hochzeit des Zeus der Kuckuk sass. Dies ist
alles, was Pausanias (II, 17, 4) über das Bild berichtet. Ein
Epigramm der Anthologie (Anall. II, p. 202, n. 5 von Parmenio)
lehrt uns über die äussere Gestalt nichts, als was sich ohne-
hin von selbst versteht, dass nemlich die Göttin bekleidet war.
Noch allgemeiner sind die Lobsprüche in einem Epigramme des
Martial (X, 89) gehalten. Maximus Tyrius (Diss. XIV, §. 6)
nennt die Göttin λευκώλενον, ἐλεφαντόπηχυν, εὐῶπιν, εὐεί-
μονα, βασιλικὴν, ἱδρυμένην ἐπὶ χρυσοῦ ϑρόνου. Die Münzen
von Argos zeigen uns nur den Kopf mit der Stirnkrone (Mül-
ler u. Oest. Denkm. I, fig. 132). Tertullian endlich (de cor.
mil. 7) spricht von einer das Bild der Göttin umgebenden Rebe,
von der wir uns nach seinen Worten keine bestimmte Vor-
stellung machen können, sowie von einem Löwenfelle, wel-
ches unter den Füssen der Göttin ausgebreitet war. Nach
seiner Meinung sollte dadurch der Triumph der Hera über ihre
beiden Stiefsöhne, Dionysos und Herakles, angedeutet sein.

Ausserdem können wir von Götterbildern nur noch eins
mit Sicherheit dem älteren Polyklet beilegen:

den Hermes, der sich einst zu Lysimachia befand:
Plin. 34, 56.

[Dass der Zeus Philios zu Megalopolis (Paus. VIII, 31, 2)
von dem jüngeren Polyklet, dem Schüler des Naukydes, war,
vermuthen wir deshalb, weil Megalopolis erst Ol. 102, 2 ge-
gründet ward; wobei freilich zugegeben werden muss, dass
die Statue, wie manche andere, älter und aus einer der arka-
dischen Städte dorthin versetzt sein konnte.

Die Bilder des Apollo, der Artemis und Leto im Hei-
ligthum der Artemis Orthia auf dem Berge Lykone, zwischen
Argos und Tegea, waren aus Marmor. Da wir in diesem
Stoffe kein Werk von dem älteren, von dem jüngeren wenig-
stens eins mit Sicherheit nachweisen können, so spricht auch
hier die Wahrscheinlichkeit dafür, diese Bilder dem letzteren
beizulegen.]

Der Heroenbildung gehört an:

Herakles Ageter, nach Plinius 34, 56: Herculem, qui
Romae, hegetera arma sumentem.

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[213/0226] in Relief dargestellt waren. In der einen Hand trug sie einen Granatapfel, in der andern das Scepter, auf dessen Spitze mit Bezug auf die Hochzeit des Zeus der Kuckuk sass. Dies ist alles, was Pausanias (II, 17, 4) über das Bild berichtet. Ein Epigramm der Anthologie (Anall. II, p. 202, n. 5 von Parmenio) lehrt uns über die äussere Gestalt nichts, als was sich ohne- hin von selbst versteht, dass nemlich die Göttin bekleidet war. Noch allgemeiner sind die Lobsprüche in einem Epigramme des Martial (X, 89) gehalten. Maximus Tyrius (Diss. XIV, §. 6) nennt die Göttin λευκώλενον, ἐλεφαντόπηχυν, εὐῶπιν, εὐεί- μονα, βασιλικὴν, ἱδρυμένην ἐπὶ χρυσοῦ ϑρόνου. Die Münzen von Argos zeigen uns nur den Kopf mit der Stirnkrone (Mül- ler u. Oest. Denkm. I, fig. 132). Tertullian endlich (de cor. mil. 7) spricht von einer das Bild der Göttin umgebenden Rebe, von der wir uns nach seinen Worten keine bestimmte Vor- stellung machen können, sowie von einem Löwenfelle, wel- ches unter den Füssen der Göttin ausgebreitet war. Nach seiner Meinung sollte dadurch der Triumph der Hera über ihre beiden Stiefsöhne, Dionysos und Herakles, angedeutet sein. Ausserdem können wir von Götterbildern nur noch eins mit Sicherheit dem älteren Polyklet beilegen: den Hermes, der sich einst zu Lysimachia befand: Plin. 34, 56. [Dass der Zeus Philios zu Megalopolis (Paus. VIII, 31, 2) von dem jüngeren Polyklet, dem Schüler des Naukydes, war, vermuthen wir deshalb, weil Megalopolis erst Ol. 102, 2 ge- gründet ward; wobei freilich zugegeben werden muss, dass die Statue, wie manche andere, älter und aus einer der arka- dischen Städte dorthin versetzt sein konnte. Die Bilder des Apollo, der Artemis und Leto im Hei- ligthum der Artemis Orthia auf dem Berge Lykone, zwischen Argos und Tegea, waren aus Marmor. Da wir in diesem Stoffe kein Werk von dem älteren, von dem jüngeren wenig- stens eins mit Sicherheit nachweisen können, so spricht auch hier die Wahrscheinlichkeit dafür, diese Bilder dem letzteren beizulegen.] Der Heroenbildung gehört an: Herakles Ageter, nach Plinius 34, 56: Herculem, qui Romae, hegetera arma sumentem.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/226>, abgerufen am 09.11.2024.