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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wer
Jahre 1838 wurde er außerordent-
licher Professor der Philosophie; als
aber unter Trendelenburg die Anti-
hegelianer in der Universität ihren
Einzug hielten, trat W. als öffent-
licher Lehrer mehr und mehr in den
Hintergrund. Dagegen wuchs sein
Einfluß in den Kreisen der gebildet-
sten Männer der Hauptstadt mit jedem
Tage. Auch bei Hofe, obwohl er dort
jedem Amt ängstlich aus dem Wege
ging, war er gern gesehen; Friedrich
Wilhelm IV. hat ihn ebensohoch ge-
schätzt wie Wilhelm I., dem er Vor-
lesungen über Literatur hielt, und
wie dessen Sohn u. Enkel. Ein ganz
besonderes Jnteresse brachte W. dem
Theater entgegen, ja seine Autorität
in Fragen des Theaters wurde un-
bedingt anerkannt. Als 1851 Herr
von Küstner die Jntendantur des Hof-
theaters niederlegte, dachte man in
Hofkreisen ernstlich an seinen Ersatz
durch W.; doch zerschlug sich der Plan
aus unbekannten Gründen. Dagegen
begannen mit dem Jahre 1859 seine
großen Tage, als er seine gewaltig
wirkenden Vorlesungen über Mac-
beth, Hamlet, Wallenstein u. Nathan
begann, die er dann vor stets gefüll-
tem Auditorium wiederholte u. später
teilweise in Druck gab. Jm J. 1884
feierte er unter großer Beteiligung
der Gelehrtenwelt sein 50jähriges
Lehrerjubiläum. Er starb als Geh.
Regierungsrat am 10. April 1893.
Der Kaiser ließ ihm einen Grabstein
mit der schönen Widmung setzen:
Amico imperator.

S:

Kolumbus
(Tr.), 1858. Neue Bearbeitung 1894.
- Vorlesungen über Hamlet, 1875. -
Vorlesungen über Macbeth, 1885. -
Vorlesungen über Schillers Wallen-
stein, 1889. - Vorlesungen über Les-
sings Nathan, 1893. - Gedichte (hrsg.
von Otto Gildemeister), 1894.

*Werder, Luise,

pseudon. Otto
Werder,
wurde am 17. September
1861 in Berlin geboren u. lebt dort
als Gattin eines preuß. Obersten. Sie
[Spaltenumbruch]

Wer
ist seit Jahren Berichterstatterin über
die Berliner Theater für Londoner
und Neuyorker Zeitungen.

S:

Der
weibliche Arzt (Krim.-Nn.), 1900. -
Schwache Stunden (Sk.), 1902.

Werfer, Albert

wurde am 27. Sep-
tember 1815 zu Neresheim in Würt-
temberg geboren. Sein Vater, Joseph
W., war Oberamtsarzt daselbst, spä-
ter Oberamtsphysikus in Ellwangen,
und seine Mutter, Theresia, geborene
Schmid, eine Schwester des Jugend-
schriftstellers Christoph von Schmid.
Albert W. erhielt seine Gymnasial-
bildung in Ellwangen, studierte seit
1835 in München Philosophie u. seit
1836 in Tübingen Theologie, wurde
1840 in Rottenburg Priester, war
dann einige Zeit Vikar in Kirchbier-
lingen, wurde 1841 Repetent der
Theologie und Philosophie im Wil-
helms-Stift zu Tübingen, im Herbst
1842 Benefiziat zu Unteressendorf bei
Biberach, 1853 auch Schulinspektor
und 1854 Pfarrer u. Dekan daselbst.
Jm Jahre 1868 wurde er Pfarrer
u. Schulinspektor von Essendorf und
Otterswang in Oberschwaben, resig-
nierte 1882 auf sein Amt u. privati-
sierte danach in Ellwangen bis zu
seinem Tode am 21. September 1885.
Er war ein sehr fleißiger Schriftsteller,
namentlich auch für das Volk; als
solcher dokumentiert er sich in seinen
Volksbüchern "Lebensbeschreibungen
ausgezeichneter Katholiken" (1852 bis
1856), "Erinnerungen" a. dem Leben
seines Onkels Christoph von Schmid
(1855-57), "Gottes Herrlichkeit in
seinen Werken" (1861), "Gottes Herr-
lichkeit im Geiste des Menschen" (1870)
u. a. Als Poet darf er nach Anlage,
Empfindung und Stimmung noch der
schwäbischen Dichterschule zugezählt u.
ihm unter den gleichzeitigen Sängern
ein hervorragender Platz angewiesen
werden. Jm Jahre 1877 hatte ihm
die Universität Tübingen das Ehren-
diplom eines Dr. theol. übersandt.

S:

Quintin Messis (Ep. G.), 1843.

*


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Wer
Jahre 1838 wurde er außerordent-
licher Profeſſor der Philoſophie; als
aber unter Trendelenburg die Anti-
hegelianer in der Univerſität ihren
Einzug hielten, trat W. als öffent-
licher Lehrer mehr und mehr in den
Hintergrund. Dagegen wuchs ſein
Einfluß in den Kreiſen der gebildet-
ſten Männer der Hauptſtadt mit jedem
Tage. Auch bei Hofe, obwohl er dort
jedem Amt ängſtlich aus dem Wege
ging, war er gern geſehen; Friedrich
Wilhelm IV. hat ihn ebenſohoch ge-
ſchätzt wie Wilhelm I., dem er Vor-
leſungen über Literatur hielt, und
wie deſſen Sohn u. Enkel. Ein ganz
beſonderes Jntereſſe brachte W. dem
Theater entgegen, ja ſeine Autorität
in Fragen des Theaters wurde un-
bedingt anerkannt. Als 1851 Herr
von Küſtner die Jntendantur des Hof-
theaters niederlegte, dachte man in
Hofkreiſen ernſtlich an ſeinen Erſatz
durch W˙; doch zerſchlug ſich der Plan
aus unbekannten Gründen. Dagegen
begannen mit dem Jahre 1859 ſeine
großen Tage, als er ſeine gewaltig
wirkenden Vorleſungen über Mac-
beth, Hamlet, Wallenſtein u. Nathan
begann, die er dann vor ſtets gefüll-
tem Auditorium wiederholte u. ſpäter
teilweiſe in Druck gab. Jm J. 1884
feierte er unter großer Beteiligung
der Gelehrtenwelt ſein 50jähriges
Lehrerjubiläum. Er ſtarb als Geh.
Regierungsrat am 10. April 1893.
Der Kaiſer ließ ihm einen Grabſtein
mit der ſchönen Widmung ſetzen:
Amico imperator.

S:

Kolumbus
(Tr.), 1858. Neue Bearbeitung 1894.
– Vorleſungen über Hamlet, 1875. –
Vorleſungen über Macbeth, 1885. –
Vorleſungen über Schillers Wallen-
ſtein, 1889. – Vorleſungen über Leſ-
ſings Nathan, 1893. – Gedichte (hrsg.
von Otto Gildemeiſter), 1894.

*Werder, Luiſe,

pſeudon. Otto
Werder,
wurde am 17. September
1861 in Berlin geboren u. lebt dort
als Gattin eines preuß. Oberſten. Sie
[Spaltenumbruch]

Wer
iſt ſeit Jahren Berichterſtatterin über
die Berliner Theater für Londoner
und Neuyorker Zeitungen.

S:

Der
weibliche Arzt (Krim.-Nn.), 1900. –
Schwache Stunden (Sk.), 1902.

Werfer, Albert

wurde am 27. Sep-
tember 1815 zu Neresheim in Würt-
temberg geboren. Sein Vater, Joſeph
W., war Oberamtsarzt daſelbſt, ſpä-
ter Oberamtsphyſikus in Ellwangen,
und ſeine Mutter, Thereſia, geborene
Schmid, eine Schweſter des Jugend-
ſchriftſtellers Chriſtoph von Schmid.
Albert W. erhielt ſeine Gymnaſial-
bildung in Ellwangen, ſtudierte ſeit
1835 in München Philoſophie u. ſeit
1836 in Tübingen Theologie, wurde
1840 in Rottenburg Prieſter, war
dann einige Zeit Vikar in Kirchbier-
lingen, wurde 1841 Repetent der
Theologie und Philoſophie im Wil-
helms-Stift zu Tübingen, im Herbſt
1842 Benefiziat zu Untereſſendorf bei
Biberach, 1853 auch Schulinſpektor
und 1854 Pfarrer u. Dekan daſelbſt.
Jm Jahre 1868 wurde er Pfarrer
u. Schulinſpektor von Eſſendorf und
Otterswang in Oberſchwaben, reſig-
nierte 1882 auf ſein Amt u. privati-
ſierte danach in Ellwangen bis zu
ſeinem Tode am 21. September 1885.
Er war ein ſehr fleißiger Schriftſteller,
namentlich auch für das Volk; als
ſolcher dokumentiert er ſich in ſeinen
Volksbüchern „Lebensbeſchreibungen
ausgezeichneter Katholiken“ (1852 bis
1856), „Erinnerungen“ a. dem Leben
ſeines Onkels Chriſtoph von Schmid
(1855–57), „Gottes Herrlichkeit in
ſeinen Werken“ (1861), „Gottes Herr-
lichkeit im Geiſte des Menſchen“ (1870)
u. a. Als Poet darf er nach Anlage,
Empfindung und Stimmung noch der
ſchwäbiſchen Dichterſchule zugezählt u.
ihm unter den gleichzeitigen Sängern
ein hervorragender Platz angewieſen
werden. Jm Jahre 1877 hatte ihm
die Univerſität Tübingen das Ehren-
diplom eines Dr. theol. überſandt.

S:

Quintin Meſſis (Ep. G.), 1843.

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[402/0406] Wer Wer Jahre 1838 wurde er außerordent- licher Profeſſor der Philoſophie; als aber unter Trendelenburg die Anti- hegelianer in der Univerſität ihren Einzug hielten, trat W. als öffent- licher Lehrer mehr und mehr in den Hintergrund. Dagegen wuchs ſein Einfluß in den Kreiſen der gebildet- ſten Männer der Hauptſtadt mit jedem Tage. Auch bei Hofe, obwohl er dort jedem Amt ängſtlich aus dem Wege ging, war er gern geſehen; Friedrich Wilhelm IV. hat ihn ebenſohoch ge- ſchätzt wie Wilhelm I., dem er Vor- leſungen über Literatur hielt, und wie deſſen Sohn u. Enkel. Ein ganz beſonderes Jntereſſe brachte W. dem Theater entgegen, ja ſeine Autorität in Fragen des Theaters wurde un- bedingt anerkannt. Als 1851 Herr von Küſtner die Jntendantur des Hof- theaters niederlegte, dachte man in Hofkreiſen ernſtlich an ſeinen Erſatz durch W˙; doch zerſchlug ſich der Plan aus unbekannten Gründen. Dagegen begannen mit dem Jahre 1859 ſeine großen Tage, als er ſeine gewaltig wirkenden Vorleſungen über Mac- beth, Hamlet, Wallenſtein u. Nathan begann, die er dann vor ſtets gefüll- tem Auditorium wiederholte u. ſpäter teilweiſe in Druck gab. Jm J. 1884 feierte er unter großer Beteiligung der Gelehrtenwelt ſein 50jähriges Lehrerjubiläum. Er ſtarb als Geh. Regierungsrat am 10. April 1893. Der Kaiſer ließ ihm einen Grabſtein mit der ſchönen Widmung ſetzen: Amico imperator. S: Kolumbus (Tr.), 1858. Neue Bearbeitung 1894. – Vorleſungen über Hamlet, 1875. – Vorleſungen über Macbeth, 1885. – Vorleſungen über Schillers Wallen- ſtein, 1889. – Vorleſungen über Leſ- ſings Nathan, 1893. – Gedichte (hrsg. von Otto Gildemeiſter), 1894. *Werder, Luiſe, pſeudon. Otto Werder, wurde am 17. September 1861 in Berlin geboren u. lebt dort als Gattin eines preuß. Oberſten. Sie iſt ſeit Jahren Berichterſtatterin über die Berliner Theater für Londoner und Neuyorker Zeitungen. S: Der weibliche Arzt (Krim.-Nn.), 1900. – Schwache Stunden (Sk.), 1902. Werfer, Albert wurde am 27. Sep- tember 1815 zu Neresheim in Würt- temberg geboren. Sein Vater, Joſeph W., war Oberamtsarzt daſelbſt, ſpä- ter Oberamtsphyſikus in Ellwangen, und ſeine Mutter, Thereſia, geborene Schmid, eine Schweſter des Jugend- ſchriftſtellers Chriſtoph von Schmid. Albert W. erhielt ſeine Gymnaſial- bildung in Ellwangen, ſtudierte ſeit 1835 in München Philoſophie u. ſeit 1836 in Tübingen Theologie, wurde 1840 in Rottenburg Prieſter, war dann einige Zeit Vikar in Kirchbier- lingen, wurde 1841 Repetent der Theologie und Philoſophie im Wil- helms-Stift zu Tübingen, im Herbſt 1842 Benefiziat zu Untereſſendorf bei Biberach, 1853 auch Schulinſpektor und 1854 Pfarrer u. Dekan daſelbſt. Jm Jahre 1868 wurde er Pfarrer u. Schulinſpektor von Eſſendorf und Otterswang in Oberſchwaben, reſig- nierte 1882 auf ſein Amt u. privati- ſierte danach in Ellwangen bis zu ſeinem Tode am 21. September 1885. Er war ein ſehr fleißiger Schriftſteller, namentlich auch für das Volk; als ſolcher dokumentiert er ſich in ſeinen Volksbüchern „Lebensbeſchreibungen ausgezeichneter Katholiken“ (1852 bis 1856), „Erinnerungen“ a. dem Leben ſeines Onkels Chriſtoph von Schmid (1855–57), „Gottes Herrlichkeit in ſeinen Werken“ (1861), „Gottes Herr- lichkeit im Geiſte des Menſchen“ (1870) u. a. Als Poet darf er nach Anlage, Empfindung und Stimmung noch der ſchwäbiſchen Dichterſchule zugezählt u. ihm unter den gleichzeitigen Sängern ein hervorragender Platz angewieſen werden. Jm Jahre 1877 hatte ihm die Univerſität Tübingen das Ehren- diplom eines Dr. theol. überſandt. S: Quintin Meſſis (Ep. G.), 1843. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/406>, abgerufen am 24.11.2024.