Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Roll Ölfarbe kleine Holzschnitte zu kopie-ren. Unter mannigfachen Entbeh- rungen malte er so als Dilettant mehrere Jahre, bis er im Herbst 1882 auf die Akademie in Prag kam. Hier studierte er acht Jahre mit den Mitteln, die er sich selbst erwerben mußte, ging danach im Herbst 1890 für einige Monate nach Wien und ließ sich im Januar 1891 dauernd in Weimar nieder, wo er seine Stu- dien unter Professor Smith fortsetzte u. sein eigenes Atelier an der Kunst- schule eröffnete. S: Verwehte Träume *Rollett, Hermann, entstammt Roll met wurden, in die Öffentlichkeit tre-ten. Jn diese Zeit fällt auch seine Bekanntschaft mit J. N. Vogl, Feuch- tersleben und Lenau, dreien Poeten, welche gerade in der Verschieden- artigkeit ihrer Naturen den jungen Dichter, jeder in seiner Weise, an- regten und aufmunterten. Nachdem R. bereits 1843-44 Reisen ins Salz- kammergut u. nach Württemberg zu seinem Freunde Kerner unternom- men, begann er im Frühling 1845 ein zehnjähriges Wanderleben, das ihn zunächst durch Norddeutschland nach Jena führte, wo er bis zum Frühjahr 1846 blieb, die Herausgabe seiner der österrreichischen Zensur entgangenen "Frühlingsboten aus Österreich" besorgte u. Vorlesungen an der Universität hörte. Dann ging er über Eisenach, Frankfurt a. M., wo er den Sommer über blieb und viel mit Gutzkow verkehrte, den Rhein hinauf, dann nach Weinsberg, Ulm und Stuttgart, wo er die Wochen- schrift "Die Zeitgenossen" ins Leben rufen wollte. Da aber das württem- bergische Ministerium die Heraus- gabe untersagte, so wanderte R. 1847 nach München u. Leipzig, 1848 nach Weimar, Jena, wo er auf preußische Requisition ausgewiesen ward, nach Wenigen-Jena, im Herbst 1850 nach Rudolstadt, Saalfeld, Hildburghau- sen, Koburg, wo er überall eine kurze Zeit lebte, aber nirgends lange ge- duldet ward, bis er sich Mitte 1851 in die Schweiz flüchtete. Hier lebte er bis Ende 1854 teils in Zürich, teils in St. Gallen, teils im Appenzeller Lande, mit poetischen Arbeiten be- schäftigt, und kehrte dann, da ihm in seiner Heimat keine Behelligungen mehr drohten, in seine Vaterstadt zurück, wo er fortgesetzt poetisch tätig war und sich namentlich mit kunst- wissenschaftlich. Studien beschäftigte ("Die drei Meister der Gemmoplastik, Antonio, Giovanni und Luigi Pich- ler" [1874]. - "Die Goethe-Bildnisse, * 3
Roll Ölfarbe kleine Holzſchnitte zu kopie-ren. Unter mannigfachen Entbeh- rungen malte er ſo als Dilettant mehrere Jahre, bis er im Herbſt 1882 auf die Akademie in Prag kam. Hier ſtudierte er acht Jahre mit den Mitteln, die er ſich ſelbſt erwerben mußte, ging danach im Herbſt 1890 für einige Monate nach Wien und ließ ſich im Januar 1891 dauernd in Weimar nieder, wo er ſeine Stu- dien unter Profeſſor Smith fortſetzte u. ſein eigenes Atelier an der Kunſt- ſchule eröffnete. S: Verwehte Träume *Rollett, Hermann, entſtammt Roll met wurden, in die Öffentlichkeit tre-ten. Jn dieſe Zeit fällt auch ſeine Bekanntſchaft mit J. N. Vogl, Feuch- tersleben und Lenau, dreien Poeten, welche gerade in der Verſchieden- artigkeit ihrer Naturen den jungen Dichter, jeder in ſeiner Weiſe, an- regten und aufmunterten. Nachdem R. bereits 1843–44 Reiſen ins Salz- kammergut u. nach Württemberg zu ſeinem Freunde Kerner unternom- men, begann er im Frühling 1845 ein zehnjähriges Wanderleben, das ihn zunächſt durch Norddeutſchland nach Jena führte, wo er bis zum Frühjahr 1846 blieb, die Herausgabe ſeiner der öſterrreichiſchen Zenſur entgangenen „Frühlingsboten aus Öſterreich“ beſorgte u. Vorleſungen an der Univerſität hörte. Dann ging er über Eiſenach, Frankfurt a. M., wo er den Sommer über blieb und viel mit Gutzkow verkehrte, den Rhein hinauf, dann nach Weinsberg, Ulm und Stuttgart, wo er die Wochen- ſchrift „Die Zeitgenoſſen“ ins Leben rufen wollte. Da aber das württem- bergiſche Miniſterium die Heraus- gabe unterſagte, ſo wanderte R. 1847 nach München u. Leipzig, 1848 nach Weimar, Jena, wo er auf preußiſche Requiſition ausgewieſen ward, nach Wenigen-Jena, im Herbſt 1850 nach Rudolſtadt, Saalfeld, Hildburghau- ſen, Koburg, wo er überall eine kurze Zeit lebte, aber nirgends lange ge- duldet ward, bis er ſich Mitte 1851 in die Schweiz flüchtete. Hier lebte er bis Ende 1854 teils in Zürich, teils in St. Gallen, teils im Appenzeller Lande, mit poetiſchen Arbeiten be- ſchäftigt, und kehrte dann, da ihm in ſeiner Heimat keine Behelligungen mehr drohten, in ſeine Vaterſtadt zurück, wo er fortgeſetzt poetiſch tätig war und ſich namentlich mit kunſt- wiſſenſchaftlich. Studien beſchäftigte („Die drei Meiſter der Gemmoplaſtik, Antonio, Giovanni und Luigi Pich- ler“ [1874]. – „Die Goethe-Bildniſſe, * 3
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Roll
Roll
Ölfarbe kleine Holzſchnitte zu kopie-
ren. Unter mannigfachen Entbeh-
rungen malte er ſo als Dilettant
mehrere Jahre, bis er im Herbſt
1882 auf die Akademie in Prag kam.
Hier ſtudierte er acht Jahre mit den
Mitteln, die er ſich ſelbſt erwerben
mußte, ging danach im Herbſt 1890
für einige Monate nach Wien und
ließ ſich im Januar 1891 dauernd
in Weimar nieder, wo er ſeine Stu-
dien unter Profeſſor Smith fortſetzte
u. ſein eigenes Atelier an der Kunſt-
ſchule eröffnete.
S: Verwehte Träume
(Ge.), 1895. – Schatten (Ernſtes u.
Heiteres), 1900. – Was ſich die Blu-
men erzählen u. anderes (N.), 1904.
*Rollett, Hermann, entſtammt
einer ſchon im Anfang des 17. Jahr-
hunderts aus Savoyen nach Öſter-
reich eingewanderten Familie, die
ſich bereits damals in Baden bei
Wien ſeßhaft gemacht hatte, u. wurde
hier am 20. Auguſt 1819 als der
Sohn des Arztes Anton R. geboren.
Sein empfänglicher Geiſt erhielt ſchon
früh, ſowohl durch die herrliche Na-
tur ſeines Geburtsortes, als auch
durch die verſchiedenen Sammlungen
ſeines wiſſenſchaftlich ſtrebenden Va-
ters und durch die zahlreichen Be-
ziehungen desſelben zu bedeutenden
zeitgenöſſiſchen Perſönlichkeiten, die
reichſten u. vielfältigſten Anregungen.
Nachdem er erſt die Schule in Baden,
dann das Joſephſtädter Piariſten-
gymnaſium in Wien beſucht, begann
er 1837 an der Wiener Univerſität
die ſogenannten philoſophiſch. Stu-
dien, hörte daneben auch Vorleſun-
gen über Äſthetik, Kunſtgeſchichte u.
Pädagogik und wählte dann, als er
ſich für die Wahl eines beſtimmten
Berufes entſcheiden ſollte, das Stu-
dium der Pharmacie, das er in Ba-
den begann und in Wien beendete.
Daneben entſtand in Mußeſtunden
manches Gedicht, und bereits 1842
konnte R. mit einer Sammlung von
Liedern, die Juſtinus Kerner gewid-
met wurden, in die Öffentlichkeit tre-
ten. Jn dieſe Zeit fällt auch ſeine
Bekanntſchaft mit J. N. Vogl, Feuch-
tersleben und Lenau, dreien Poeten,
welche gerade in der Verſchieden-
artigkeit ihrer Naturen den jungen
Dichter, jeder in ſeiner Weiſe, an-
regten und aufmunterten. Nachdem
R. bereits 1843–44 Reiſen ins Salz-
kammergut u. nach Württemberg zu
ſeinem Freunde Kerner unternom-
men, begann er im Frühling 1845
ein zehnjähriges Wanderleben, das
ihn zunächſt durch Norddeutſchland
nach Jena führte, wo er bis zum
Frühjahr 1846 blieb, die Herausgabe
ſeiner der öſterrreichiſchen Zenſur
entgangenen „Frühlingsboten aus
Öſterreich“ beſorgte u. Vorleſungen
an der Univerſität hörte. Dann ging
er über Eiſenach, Frankfurt a. M.,
wo er den Sommer über blieb und
viel mit Gutzkow verkehrte, den Rhein
hinauf, dann nach Weinsberg, Ulm
und Stuttgart, wo er die Wochen-
ſchrift „Die Zeitgenoſſen“ ins Leben
rufen wollte. Da aber das württem-
bergiſche Miniſterium die Heraus-
gabe unterſagte, ſo wanderte R. 1847
nach München u. Leipzig, 1848 nach
Weimar, Jena, wo er auf preußiſche
Requiſition ausgewieſen ward, nach
Wenigen-Jena, im Herbſt 1850 nach
Rudolſtadt, Saalfeld, Hildburghau-
ſen, Koburg, wo er überall eine kurze
Zeit lebte, aber nirgends lange ge-
duldet ward, bis er ſich Mitte 1851
in die Schweiz flüchtete. Hier lebte
er bis Ende 1854 teils in Zürich, teils
in St. Gallen, teils im Appenzeller
Lande, mit poetiſchen Arbeiten be-
ſchäftigt, und kehrte dann, da ihm in
ſeiner Heimat keine Behelligungen
mehr drohten, in ſeine Vaterſtadt
zurück, wo er fortgeſetzt poetiſch tätig
war und ſich namentlich mit kunſt-
wiſſenſchaftlich. Studien beſchäftigte
(„Die drei Meiſter der Gemmoplaſtik,
Antonio, Giovanni und Luigi Pich-
ler“ [1874]. – „Die Goethe-Bildniſſe,
* 3
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