sagte, daß ihm eine solche Person sehr nützlich seyn würde, denn er war damals in dieser Rücksicht sehr schlecht versorgt; worauf der General antwortete, daß er seiner Hoheit zu viel schuldig sey, als daß es ihm möglich seyn sollte, ihm etwas abzuschlagen, woran er einen Gefallen habe. Er ließ auch die Catharina so gleich vor sich kommen, und sagte ihr, daß dieses der Fürst Menzikof sey, daß er eine solche Bediente, wie sie sey, brauche, und daß der Fürst mehr Macht habe, als er, ihr gutes zu thun; worauf er hinzu setz- te, daß er eine zu große Hochachtung für sie habe, als daß er ihr an einer solchen Ehre und großem Glü- cke hinderlich seyn wolle. Sie antwortete durch eine bloße Verbeugung, welche, wenn sie auch ihre Ein- willigung nicht bewies, doch verrieth, daß sie das ge- genwärtige Anerbiethen nicht ausschlagen konnte. Kurz, der Fürst nahm sie an eben diesem Tage zu sich, und sie blieb bey ihm bis 1704, als der Czar, der einmal bey diesem Fürsten speiste, sie ungefähr zu sehen bekam, und mit ihr sprach. Sie machte ei- nen noch stärkern Eindruck auf diesen Monarchen, der sie gleichfalls zu seiner Bedienten haben wollte, und sie hernach zur Kaiserinn von Rußland machte.
Da der Prinz Menzikof auch eine aus niedrigemHerkunft des Fürsten Menzikof. Stande erhabene Person war, so sind mir folgende Umstände von seiner Erhebung erzählt worden. Er war von adelichen, aber sehr armen Aeltern gebohren; und als diese starben, veließen sie ihn sehr jung ohne alle Erziehung, so daß er weder lesen noch schreiben konnte, wie er es denn auch bis an seinen Tod nicht gekonnt hat. Seine Armuth nöthigte ihn, in Mos- cau Dienste zu suchen, wo ihn ein Pastetenbecker in
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ſagte, daß ihm eine ſolche Perſon ſehr nuͤtzlich ſeyn wuͤrde, denn er war damals in dieſer Ruͤckſicht ſehr ſchlecht verſorgt; worauf der General antwortete, daß er ſeiner Hoheit zu viel ſchuldig ſey, als daß es ihm moͤglich ſeyn ſollte, ihm etwas abzuſchlagen, woran er einen Gefallen habe. Er ließ auch die Catharina ſo gleich vor ſich kommen, und ſagte ihr, daß dieſes der Fuͤrſt Menzikof ſey, daß er eine ſolche Bediente, wie ſie ſey, brauche, und daß der Fuͤrſt mehr Macht habe, als er, ihr gutes zu thun; worauf er hinzu ſetz- te, daß er eine zu große Hochachtung fuͤr ſie habe, als daß er ihr an einer ſolchen Ehre und großem Gluͤ- cke hinderlich ſeyn wolle. Sie antwortete durch eine bloße Verbeugung, welche, wenn ſie auch ihre Ein- willigung nicht bewies, doch verrieth, daß ſie das ge- genwaͤrtige Anerbiethen nicht ausſchlagen konnte. Kurz, der Fuͤrſt nahm ſie an eben dieſem Tage zu ſich, und ſie blieb bey ihm bis 1704, als der Czar, der einmal bey dieſem Fuͤrſten ſpeiſte, ſie ungefaͤhr zu ſehen bekam, und mit ihr ſprach. Sie machte ei- nen noch ſtaͤrkern Eindruck auf dieſen Monarchen, der ſie gleichfalls zu ſeiner Bedienten haben wollte, und ſie hernach zur Kaiſerinn von Rußland machte.
Da der Prinz Menzikof auch eine aus niedrigemHerkunft des Fuͤrſten Menzikof. Stande erhabene Perſon war, ſo ſind mir folgende Umſtaͤnde von ſeiner Erhebung erzaͤhlt worden. Er war von adelichen, aber ſehr armen Aeltern gebohren; und als dieſe ſtarben, veließen ſie ihn ſehr jung ohne alle Erziehung, ſo daß er weder leſen noch ſchreiben konnte, wie er es denn auch bis an ſeinen Tod nicht gekonnt hat. Seine Armuth noͤthigte ihn, in Mos- cau Dienſte zu ſuchen, wo ihn ein Paſtetenbecker in
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ſagte, daß ihm eine ſolche Perſon ſehr nuͤtzlich ſeyn
wuͤrde, denn er war damals in dieſer Ruͤckſicht ſehr
ſchlecht verſorgt; worauf der General antwortete, daß
er ſeiner Hoheit zu viel ſchuldig ſey, als daß es ihm
moͤglich ſeyn ſollte, ihm etwas abzuſchlagen, woran er
einen Gefallen habe. Er ließ auch die Catharina ſo
gleich vor ſich kommen, und ſagte ihr, daß dieſes der
Fuͤrſt Menzikof ſey, daß er eine ſolche Bediente,
wie ſie ſey, brauche, und daß der Fuͤrſt mehr Macht
habe, als er, ihr gutes zu thun; worauf er hinzu ſetz-
te, daß er eine zu große Hochachtung fuͤr ſie habe,
als daß er ihr an einer ſolchen Ehre und großem Gluͤ-
cke hinderlich ſeyn wolle. Sie antwortete durch eine
bloße Verbeugung, welche, wenn ſie auch ihre Ein-
willigung nicht bewies, doch verrieth, daß ſie das ge-
genwaͤrtige Anerbiethen nicht ausſchlagen konnte.
Kurz, der Fuͤrſt nahm ſie an eben dieſem Tage zu
ſich, und ſie blieb bey ihm bis 1704, als der Czar, der
einmal bey dieſem Fuͤrſten ſpeiſte, ſie ungefaͤhr zu
ſehen bekam, und mit ihr ſprach. Sie machte ei-
nen noch ſtaͤrkern Eindruck auf dieſen Monarchen,
der ſie gleichfalls zu ſeiner Bedienten haben wollte,
und ſie hernach zur Kaiſerinn von Rußland machte.
Da der Prinz Menzikof auch eine aus niedrigem
Stande erhabene Perſon war, ſo ſind mir folgende
Umſtaͤnde von ſeiner Erhebung erzaͤhlt worden. Er
war von adelichen, aber ſehr armen Aeltern gebohren;
und als dieſe ſtarben, veließen ſie ihn ſehr jung ohne
alle Erziehung, ſo daß er weder leſen noch ſchreiben
konnte, wie er es denn auch bis an ſeinen Tod nicht
gekonnt hat. Seine Armuth noͤthigte ihn, in Mos-
cau Dienſte zu ſuchen, wo ihn ein Paſtetenbecker in
ſein
Herkunft des
Fuͤrſten
Menzikof.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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