Gemeinschaft mit einander haben. Das untere Stock ist in Waarenläger, das obere aber in Wohnzimmer für die Kaufleute getheilet, welche sich aber alles übri- ge zu ihrer Bequemlichkeit selbst schaffen müssen, weil sie hier nichts als die leeren Mauern finden. Die Caravanserais sind schlechter, aber doch auf eben dieselbe Art gebauet. Sie dienen für ärmere Fremde und für die Bedienten der Caravanen, daher sie auch Ställe für die Kameele haben. Außer diesen beyden Arten von Gebäuden giebt es keine öffentlichen Her- bergen.
Die Stadt ist mit einer hohen und dicken MauerFestigkeit der Stadt. mit Zinnen nach morgenländischer Art umgeben, wel- che von einer Entfernung zur andern Thürme hat, die von einem flachen Graben vertheidiget werden. Auf der Landseite sind diese Werke doppelt. Diese machen nebst den sieben Thürmen die ganze Befesti- gung der Stadt aus.
Das Seraglio stehet auf der äußersten SpitzeDas Sera- glio. der Landzunge, und hat 4 Englische Meilen im Um- fange, wovon doch die Gärten den größten Raum einnehmen. Die ganze Bauart ist irregulär, indem es aus einem unordentlichen Gemisch verworrener Ge- bäude bestehet, welche mit einer Menge leicht vergol- deter Spitzen und Kugeln ohne Schönheit und Ord- nung gezieret sind. Der vornehmste Eingang ist bey St. Sophia, und gleicht dem Thore einer alten schlechten Stadt, ohne Architectur und Verzierungen. Durch dieses Thor giengen wir in einen großen Hof, wo sich zur rechten Hand die Krankenzimmer, auf der linken aber Gewehrvorräthe für 1000 Mann befin- den. Aus diesem Hofe kamen wir in einen andern,
der
Gemeinſchaft mit einander haben. Das untere Stock iſt in Waarenlaͤger, das obere aber in Wohnzimmer fuͤr die Kaufleute getheilet, welche ſich aber alles uͤbri- ge zu ihrer Bequemlichkeit ſelbſt ſchaffen muͤſſen, weil ſie hier nichts als die leeren Mauern finden. Die Caravanſerais ſind ſchlechter, aber doch auf eben dieſelbe Art gebauet. Sie dienen fuͤr aͤrmere Fremde und fuͤr die Bedienten der Caravanen, daher ſie auch Staͤlle fuͤr die Kameele haben. Außer dieſen beyden Arten von Gebaͤuden giebt es keine oͤffentlichen Her- bergen.
Die Stadt iſt mit einer hohen und dicken MauerFeſtigkeit der Stadt. mit Zinnen nach morgenlaͤndiſcher Art umgeben, wel- che von einer Entfernung zur andern Thuͤrme hat, die von einem flachen Graben vertheidiget werden. Auf der Landſeite ſind dieſe Werke doppelt. Dieſe machen nebſt den ſieben Thuͤrmen die ganze Befeſti- gung der Stadt aus.
Das Seraglio ſtehet auf der aͤußerſten SpitzeDas Sera- glio. der Landzunge, und hat 4 Engliſche Meilen im Um- fange, wovon doch die Gaͤrten den groͤßten Raum einnehmen. Die ganze Bauart iſt irregulaͤr, indem es aus einem unordentlichen Gemiſch verworrener Ge- baͤude beſtehet, welche mit einer Menge leicht vergol- deter Spitzen und Kugeln ohne Schoͤnheit und Ord- nung gezieret ſind. Der vornehmſte Eingang iſt bey St. Sophia, und gleicht dem Thore einer alten ſchlechten Stadt, ohne Architectur und Verzierungen. Durch dieſes Thor giengen wir in einen großen Hof, wo ſich zur rechten Hand die Krankenzimmer, auf der linken aber Gewehrvorraͤthe fuͤr 1000 Mann befin- den. Aus dieſem Hofe kamen wir in einen andern,
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Gemeinſchaft mit einander haben. Das untere Stock
iſt in Waarenlaͤger, das obere aber in Wohnzimmer
fuͤr die Kaufleute getheilet, welche ſich aber alles uͤbri-
ge zu ihrer Bequemlichkeit ſelbſt ſchaffen muͤſſen, weil
ſie hier nichts als die leeren Mauern finden. Die
Caravanſerais ſind ſchlechter, aber doch auf eben dieſelbe
Art gebauet. Sie dienen fuͤr aͤrmere Fremde und
fuͤr die Bedienten der Caravanen, daher ſie auch
Staͤlle fuͤr die Kameele haben. Außer dieſen beyden
Arten von Gebaͤuden giebt es keine oͤffentlichen Her-
bergen.
Die Stadt iſt mit einer hohen und dicken Mauer
mit Zinnen nach morgenlaͤndiſcher Art umgeben, wel-
che von einer Entfernung zur andern Thuͤrme hat,
die von einem flachen Graben vertheidiget werden.
Auf der Landſeite ſind dieſe Werke doppelt. Dieſe
machen nebſt den ſieben Thuͤrmen die ganze Befeſti-
gung der Stadt aus.
Feſtigkeit
der Stadt.
Das Seraglio ſtehet auf der aͤußerſten Spitze
der Landzunge, und hat 4 Engliſche Meilen im Um-
fange, wovon doch die Gaͤrten den groͤßten Raum
einnehmen. Die ganze Bauart iſt irregulaͤr, indem
es aus einem unordentlichen Gemiſch verworrener Ge-
baͤude beſtehet, welche mit einer Menge leicht vergol-
deter Spitzen und Kugeln ohne Schoͤnheit und Ord-
nung gezieret ſind. Der vornehmſte Eingang iſt bey
St. Sophia, und gleicht dem Thore einer alten
ſchlechten Stadt, ohne Architectur und Verzierungen.
Durch dieſes Thor giengen wir in einen großen Hof,
wo ſich zur rechten Hand die Krankenzimmer, auf der
linken aber Gewehrvorraͤthe fuͤr 1000 Mann befin-
den. Aus dieſem Hofe kamen wir in einen andern,
der
Das Sera-
glio.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/69>, abgerufen am 22.11.2024.
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