Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

der mit zwey großen bedeckten Gängen umgeben ist.
Zur Rechten befinden sich die Küchen und zur Linken
Ställe für 100 Pferde. Weiter durften wir nicht
gehen. Das Seraglio ist mit seinen Gärten u. s. f.
mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben,
welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die
Stadtmauer. Sie schließet das alte und neue Sera-
glio ein. Jn dem alten schließet der regierende Sul-
tan die Weiber seines Vorgängers ein, welche bey
ihrem Eintritte den Vergnügungen des Lebens auf
immer entsagen. Das neue Seraglio stößet an sei-
nen eigenen Pallast. Die großen Staatsbeamten
wohnen sehr schlecht, und ihre meisten Häuser sind
in eine Art von Park eingeschlossen, der einen Garten,
und einen großen Hof enthält, an dessen einen Seite
sich allemal die Küchen, an der andern aber die Stäl-
le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku-
geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der
Stadt siehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein
großes Ansehn zu geben, besonders in einiger Ent-
fernung.

Scutari.
Schöne Aus-
sicht.

Dem Seraglio gegen über anderthalb Englische
Meilen über dem Wasser, auf der Asiatischen Seite
liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer
Königlichen Moschee und einem Lusthause des Groß-
herrn ist. Der Gipfel eines Hügels bey Scutari
giebt eine der größten und schönsten Aussichten, wel-
che vielleicht in der Welt ist. Hier übersiehet man
mit einem Blicke die Städte Constantinopel, Galata
und Pera, den Bosphorus und Propontis und die
Küsten der umliegenden Länder.

Der

der mit zwey großen bedeckten Gaͤngen umgeben iſt.
Zur Rechten befinden ſich die Kuͤchen und zur Linken
Staͤlle fuͤr 100 Pferde. Weiter durften wir nicht
gehen. Das Seraglio iſt mit ſeinen Gaͤrten u. ſ. f.
mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben,
welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die
Stadtmauer. Sie ſchließet das alte und neue Sera-
glio ein. Jn dem alten ſchließet der regierende Sul-
tan die Weiber ſeines Vorgaͤngers ein, welche bey
ihrem Eintritte den Vergnuͤgungen des Lebens auf
immer entſagen. Das neue Seraglio ſtoͤßet an ſei-
nen eigenen Pallaſt. Die großen Staatsbeamten
wohnen ſehr ſchlecht, und ihre meiſten Haͤuſer ſind
in eine Art von Park eingeſchloſſen, der einen Garten,
und einen großen Hof enthaͤlt, an deſſen einen Seite
ſich allemal die Kuͤchen, an der andern aber die Staͤl-
le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku-
geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der
Stadt ſiehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein
großes Anſehn zu geben, beſonders in einiger Ent-
fernung.

Scutari.
Schoͤne Aus-
ſicht.

Dem Seraglio gegen uͤber anderthalb Engliſche
Meilen uͤber dem Waſſer, auf der Aſiatiſchen Seite
liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer
Koͤniglichen Moſchee und einem Luſthauſe des Groß-
herrn iſt. Der Gipfel eines Huͤgels bey Scutari
giebt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Ausſichten, wel-
che vielleicht in der Welt iſt. Hier uͤberſiehet man
mit einem Blicke die Staͤdte Conſtantinopel, Galata
und Pera, den Bosphorus und Propontis und die
Kuͤſten der umliegenden Laͤnder.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0070" n="60"/>
der mit zwey großen bedeckten Ga&#x0364;ngen umgeben i&#x017F;t.<lb/>
Zur Rechten befinden &#x017F;ich die Ku&#x0364;chen und zur Linken<lb/>
Sta&#x0364;lle fu&#x0364;r 100 Pferde. Weiter durften wir nicht<lb/>
gehen. Das Seraglio i&#x017F;t mit &#x017F;einen Ga&#x0364;rten u. &#x017F;. f.<lb/>
mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben,<lb/>
welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die<lb/>
Stadtmauer. Sie &#x017F;chließet das alte und neue Sera-<lb/>
glio ein. Jn dem alten &#x017F;chließet der regierende Sul-<lb/>
tan die Weiber &#x017F;eines Vorga&#x0364;ngers ein, welche bey<lb/>
ihrem Eintritte den Vergnu&#x0364;gungen des Lebens auf<lb/>
immer ent&#x017F;agen. Das neue Seraglio &#x017F;to&#x0364;ßet an &#x017F;ei-<lb/>
nen eigenen Palla&#x017F;t. Die großen Staatsbeamten<lb/>
wohnen &#x017F;ehr &#x017F;chlecht, und ihre mei&#x017F;ten Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;ind<lb/>
in eine Art von Park einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, der einen Garten,<lb/>
und einen großen Hof entha&#x0364;lt, an de&#x017F;&#x017F;en einen Seite<lb/>
&#x017F;ich allemal die Ku&#x0364;chen, an der andern aber die Sta&#x0364;l-<lb/>
le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku-<lb/>
geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der<lb/>
Stadt &#x017F;iehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein<lb/>
großes An&#x017F;ehn zu geben, be&#x017F;onders in einiger Ent-<lb/>
fernung.</p><lb/>
        <note place="left">Scutari.<lb/>
Scho&#x0364;ne Aus-<lb/>
&#x017F;icht.</note>
        <p>Dem Seraglio gegen u&#x0364;ber anderthalb Engli&#x017F;che<lb/>
Meilen u&#x0364;ber dem Wa&#x017F;&#x017F;er, auf der A&#x017F;iati&#x017F;chen Seite<lb/>
liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer<lb/>
Ko&#x0364;niglichen Mo&#x017F;chee und einem Lu&#x017F;thau&#x017F;e des Groß-<lb/>
herrn i&#x017F;t. Der Gipfel eines Hu&#x0364;gels bey Scutari<lb/>
giebt eine der gro&#x0364;ßten und &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Aus&#x017F;ichten, wel-<lb/>
che vielleicht in der Welt i&#x017F;t. Hier u&#x0364;ber&#x017F;iehet man<lb/>
mit einem Blicke die Sta&#x0364;dte Con&#x017F;tantinopel, Galata<lb/>
und Pera, den Bosphorus und Propontis und die<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;ten der umliegenden La&#x0364;nder.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0070] der mit zwey großen bedeckten Gaͤngen umgeben iſt. Zur Rechten befinden ſich die Kuͤchen und zur Linken Staͤlle fuͤr 100 Pferde. Weiter durften wir nicht gehen. Das Seraglio iſt mit ſeinen Gaͤrten u. ſ. f. mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben, welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die Stadtmauer. Sie ſchließet das alte und neue Sera- glio ein. Jn dem alten ſchließet der regierende Sul- tan die Weiber ſeines Vorgaͤngers ein, welche bey ihrem Eintritte den Vergnuͤgungen des Lebens auf immer entſagen. Das neue Seraglio ſtoͤßet an ſei- nen eigenen Pallaſt. Die großen Staatsbeamten wohnen ſehr ſchlecht, und ihre meiſten Haͤuſer ſind in eine Art von Park eingeſchloſſen, der einen Garten, und einen großen Hof enthaͤlt, an deſſen einen Seite ſich allemal die Kuͤchen, an der andern aber die Staͤl- le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku- geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der Stadt ſiehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein großes Anſehn zu geben, beſonders in einiger Ent- fernung. Dem Seraglio gegen uͤber anderthalb Engliſche Meilen uͤber dem Waſſer, auf der Aſiatiſchen Seite liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer Koͤniglichen Moſchee und einem Luſthauſe des Groß- herrn iſt. Der Gipfel eines Huͤgels bey Scutari giebt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Ausſichten, wel- che vielleicht in der Welt iſt. Hier uͤberſiehet man mit einem Blicke die Staͤdte Conſtantinopel, Galata und Pera, den Bosphorus und Propontis und die Kuͤſten der umliegenden Laͤnder. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/70
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/70>, abgerufen am 22.11.2024.