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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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aus, und gieng nach Constantinopel, sie daselbst auf-
zusuchen. Er ward daselbst mit einem Jüdischen
Doctor bekannt, welcher Medicus in dem Seraglio
war, und ihm sagte, daß vor kurzem zwey solche Per-
sonen, als er beschrieb, in das Seraglio wären ge-
bracht worden; setzte aber auch hinzu, daß, wenn sich
ein Frauenzimmer einmal daselbst befinde, es nie wie-
der heraus gelassen würde. Der Oberste wandte
nichts desto weniger alle nur mögliche Mittel an, we-
nigstens seine Gattinn wieder zu bekommen, wenn er
sie auch nicht beyde erhalten könnte, und ward endlich
so ungeduldig und klagte so ungestüm, daß man ihn
auch in das Gefängniß steckte, und es viele Mühe ko-
stete, ihm durch Vorsprache einiger Gesandten wieder
die Freyheit zu verschaffen. Der Jüdische Arzt sag-
te ihm nachmals, daß sie beyde an der Pest gestorben
wären, mit welcher Nachricht er sich begnügen und
wieder nach Hause reisen mußte.

Der Groß-
herr billigt
den Frieden.

Sobald der Großherr die Nachricht von dem ge-
schlossenen Frieden und den dadurch erlangten Vor-
theilen erhielt, ließ er auf drey Tage öffentliche Freu-
densbezeigungen anstellen, und billigte das Verhalten
des Groß-Veziers nicht allein durch einen ehrenvollen
Empfang, sondern auch durch schmeichelhafte Briefe
und prächtige Geschenke. Aus Mangel an Pferden
gieng unser Marsch so langsam von Statten, daß wir
erst den 11ten Julii nach Stepanowa kamen, wo wir
über den Pruth giengen, und den 14ten wieder an
dem Dniester anlangten. Den folgenden Tag gien-
gen wir über diesen Fluß, und kamen zu dem Lager,
wo wir unsere Dragoner, Kosaken und Tartarn fan-
den, welche sich jetzt über unsere Rückkunft freueten,

indem

aus, und gieng nach Conſtantinopel, ſie daſelbſt auf-
zuſuchen. Er ward daſelbſt mit einem Juͤdiſchen
Doctor bekannt, welcher Medicus in dem Seraglio
war, und ihm ſagte, daß vor kurzem zwey ſolche Per-
ſonen, als er beſchrieb, in das Seraglio waͤren ge-
bracht worden; ſetzte aber auch hinzu, daß, wenn ſich
ein Frauenzimmer einmal daſelbſt befinde, es nie wie-
der heraus gelaſſen wuͤrde. Der Oberſte wandte
nichts deſto weniger alle nur moͤgliche Mittel an, we-
nigſtens ſeine Gattinn wieder zu bekommen, wenn er
ſie auch nicht beyde erhalten koͤnnte, und ward endlich
ſo ungeduldig und klagte ſo ungeſtuͤm, daß man ihn
auch in das Gefaͤngniß ſteckte, und es viele Muͤhe ko-
ſtete, ihm durch Vorſprache einiger Geſandten wieder
die Freyheit zu verſchaffen. Der Juͤdiſche Arzt ſag-
te ihm nachmals, daß ſie beyde an der Peſt geſtorben
waͤren, mit welcher Nachricht er ſich begnuͤgen und
wieder nach Hauſe reiſen mußte.

Der Groß-
herr billigt
den Frieden.

Sobald der Großherr die Nachricht von dem ge-
ſchloſſenen Frieden und den dadurch erlangten Vor-
theilen erhielt, ließ er auf drey Tage oͤffentliche Freu-
densbezeigungen anſtellen, und billigte das Verhalten
des Groß-Veziers nicht allein durch einen ehrenvollen
Empfang, ſondern auch durch ſchmeichelhafte Briefe
und praͤchtige Geſchenke. Aus Mangel an Pferden
gieng unſer Marſch ſo langſam von Statten, daß wir
erſt den 11ten Julii nach Stepanowa kamen, wo wir
uͤber den Pruth giengen, und den 14ten wieder an
dem Dnieſter anlangten. Den folgenden Tag gien-
gen wir uͤber dieſen Fluß, und kamen zu dem Lager,
wo wir unſere Dragoner, Koſaken und Tartarn fan-
den, welche ſich jetzt uͤber unſere Ruͤckkunft freueten,

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[54/0064] aus, und gieng nach Conſtantinopel, ſie daſelbſt auf- zuſuchen. Er ward daſelbſt mit einem Juͤdiſchen Doctor bekannt, welcher Medicus in dem Seraglio war, und ihm ſagte, daß vor kurzem zwey ſolche Per- ſonen, als er beſchrieb, in das Seraglio waͤren ge- bracht worden; ſetzte aber auch hinzu, daß, wenn ſich ein Frauenzimmer einmal daſelbſt befinde, es nie wie- der heraus gelaſſen wuͤrde. Der Oberſte wandte nichts deſto weniger alle nur moͤgliche Mittel an, we- nigſtens ſeine Gattinn wieder zu bekommen, wenn er ſie auch nicht beyde erhalten koͤnnte, und ward endlich ſo ungeduldig und klagte ſo ungeſtuͤm, daß man ihn auch in das Gefaͤngniß ſteckte, und es viele Muͤhe ko- ſtete, ihm durch Vorſprache einiger Geſandten wieder die Freyheit zu verſchaffen. Der Juͤdiſche Arzt ſag- te ihm nachmals, daß ſie beyde an der Peſt geſtorben waͤren, mit welcher Nachricht er ſich begnuͤgen und wieder nach Hauſe reiſen mußte. Sobald der Großherr die Nachricht von dem ge- ſchloſſenen Frieden und den dadurch erlangten Vor- theilen erhielt, ließ er auf drey Tage oͤffentliche Freu- densbezeigungen anſtellen, und billigte das Verhalten des Groß-Veziers nicht allein durch einen ehrenvollen Empfang, ſondern auch durch ſchmeichelhafte Briefe und praͤchtige Geſchenke. Aus Mangel an Pferden gieng unſer Marſch ſo langſam von Statten, daß wir erſt den 11ten Julii nach Stepanowa kamen, wo wir uͤber den Pruth giengen, und den 14ten wieder an dem Dnieſter anlangten. Den folgenden Tag gien- gen wir uͤber dieſen Fluß, und kamen zu dem Lager, wo wir unſere Dragoner, Koſaken und Tartarn fan- den, welche ſich jetzt uͤber unſere Ruͤckkunft freueten, indem

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/64>, abgerufen am 24.11.2024.