mir, daß der Kaiser sich merken lassen, daß er ge- sonnen sey, mir eines von den Regimentern zu geben, die damals unter dem Commando des Generals Wa- terang in Swetago-Krest am Flusse Sulack standen. Jch sahe hieraus deutlich, daß beschlossen worden sey, mich noch einmal über das Caspische Meer an den Fluß Daria zu schicken, ein elendes Leben unter den Usbecker Tartarn zu führen. Jch gab ihnen zur Ant- wort, daß es mir unmöglich sey, die Ehre anzuneh- men, die mir Seine Majestät zu erweisen gesonnen wäre, indem meine Umstände es nicht länger erlau- ben wollten, in ihren Diensten zu bleiben; allein das Kriegscollegium schlug mir den Abschied gänzlich ab. Jch stellte ihnen hierauf das von dem Kaiser allen Ausländern versprochene Privilegium vor, daß sie wider ihren Willen nicht in Diensten sollten zurückge- halten werden; hierauf antworteten sie, daß sie mich nicht als einen Ausländer, sondern als einen aus ih- rem Mittel betrachteten, worauf ich ein tiefes Com- pliment machte, und mich wegbegab.
Da mir der Kaiser, ehe wir den Zug nach Per- sien thaten, versprochen hatte, daß er mir nach unse- rer Zurückkunft erlauben wollte, meine Freunde zu besuchen, so stellte ich nunmehr meinen Umstand den Herzoge von Holstein vor, der mir rieth, den andern Tag um 11 Uhr dem Kaiser ein Memorial zu über- geben, wenn er bey ihm seyn würde. Jch that es, und erhielt die Antwort, daß mir mein Abschied nicht gegeben werden könne, daß ich aber auf ein Jahr Urlaub haben sollte, meine Freunde zu besuchen und meine Sachen in Ordnung zu bringen, nach deren Verfließung man meine Zurückkunft erwarten würde.
Nachdem
mir, daß der Kaiſer ſich merken laſſen, daß er ge- ſonnen ſey, mir eines von den Regimentern zu geben, die damals unter dem Commando des Generals Wa- terang in Swetago-Kreſt am Fluſſe Sulack ſtanden. Jch ſahe hieraus deutlich, daß beſchloſſen worden ſey, mich noch einmal uͤber das Caspiſche Meer an den Fluß Daria zu ſchicken, ein elendes Leben unter den Usbecker Tartarn zu fuͤhren. Jch gab ihnen zur Ant- wort, daß es mir unmoͤglich ſey, die Ehre anzuneh- men, die mir Seine Majeſtaͤt zu erweiſen geſonnen waͤre, indem meine Umſtaͤnde es nicht laͤnger erlau- ben wollten, in ihren Dienſten zu bleiben; allein das Kriegscollegium ſchlug mir den Abſchied gaͤnzlich ab. Jch ſtellte ihnen hierauf das von dem Kaiſer allen Auslaͤndern verſprochene Privilegium vor, daß ſie wider ihren Willen nicht in Dienſten ſollten zuruͤckge- halten werden; hierauf antworteten ſie, daß ſie mich nicht als einen Auslaͤnder, ſondern als einen aus ih- rem Mittel betrachteten, worauf ich ein tiefes Com- pliment machte, und mich wegbegab.
Da mir der Kaiſer, ehe wir den Zug nach Per- ſien thaten, verſprochen hatte, daß er mir nach unſe- rer Zuruͤckkunft erlauben wollte, meine Freunde zu beſuchen, ſo ſtellte ich nunmehr meinen Umſtand den Herzoge von Holſtein vor, der mir rieth, den andern Tag um 11 Uhr dem Kaiſer ein Memorial zu uͤber- geben, wenn er bey ihm ſeyn wuͤrde. Jch that es, und erhielt die Antwort, daß mir mein Abſchied nicht gegeben werden koͤnne, daß ich aber auf ein Jahr Urlaub haben ſollte, meine Freunde zu beſuchen und meine Sachen in Ordnung zu bringen, nach deren Verfließung man meine Zuruͤckkunft erwarten wuͤrde.
Nachdem
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mir, daß der Kaiſer ſich merken laſſen, daß er ge-
ſonnen ſey, mir eines von den Regimentern zu geben,
die damals unter dem Commando des Generals Wa-
terang in Swetago-Kreſt am Fluſſe Sulack ſtanden.
Jch ſahe hieraus deutlich, daß beſchloſſen worden ſey,
mich noch einmal uͤber das Caspiſche Meer an den
Fluß Daria zu ſchicken, ein elendes Leben unter den
Usbecker Tartarn zu fuͤhren. Jch gab ihnen zur Ant-
wort, daß es mir unmoͤglich ſey, die Ehre anzuneh-
men, die mir Seine Majeſtaͤt zu erweiſen geſonnen
waͤre, indem meine Umſtaͤnde es nicht laͤnger erlau-
ben wollten, in ihren Dienſten zu bleiben; allein das
Kriegscollegium ſchlug mir den Abſchied gaͤnzlich ab.
Jch ſtellte ihnen hierauf das von dem Kaiſer allen
Auslaͤndern verſprochene Privilegium vor, daß ſie
wider ihren Willen nicht in Dienſten ſollten zuruͤckge-
halten werden; hierauf antworteten ſie, daß ſie mich
nicht als einen Auslaͤnder, ſondern als einen aus ih-
rem Mittel betrachteten, worauf ich ein tiefes Com-
pliment machte, und mich wegbegab.
Da mir der Kaiſer, ehe wir den Zug nach Per-
ſien thaten, verſprochen hatte, daß er mir nach unſe-
rer Zuruͤckkunft erlauben wollte, meine Freunde zu
beſuchen, ſo ſtellte ich nunmehr meinen Umſtand den
Herzoge von Holſtein vor, der mir rieth, den andern
Tag um 11 Uhr dem Kaiſer ein Memorial zu uͤber-
geben, wenn er bey ihm ſeyn wuͤrde. Jch that es,
und erhielt die Antwort, daß mir mein Abſchied nicht
gegeben werden koͤnne, daß ich aber auf ein Jahr
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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