wandelt wurde. Ostermann folgte dem Baron in seinem Amte und wurde Vicekanzler; der Baron Schafirof hatte ihn von einer niedrigen Stufe hervor- gezogen, wurde aber hernach von ihm mit Undank be- lohnet. Er war von Geburt ein Deutscher, aus ei- ner kleinen dem Herzoge von Mecklenburg gehörigen Stadt, von niedrigen Eltern, und der Baron hatte ihn, als er durch dieses Land gereiset war, zum Be- dienten angenommen. Jn diesem Dienste setzte er sich bey seinem Herrn in solche Gunst, daß er ihn nach und nach zum Secretair in der Kanzley erhob, und als solcher wurde er als Secretair des Grafen Bruce auf den Congreß nach Aland geschickt, wo er sich so geschickt verhielt, daß er zum Collegen des Grafen ernannt wurde, in welchem Stande er sich sehr hochmüthig bezeigte. Dessen ungeachtet folgte er seinem Herrn und Wohlthäter, nachdem er ihn verrathen hatte, als Vicekanzler nach, und wurde nach dem Tode des Grafen Golofkin sogar Kanzler. Als aber die Kaiserinn Elisabeth den Russischen Thron bestieg, wurde Ostermann nach Siberien verbannet, seinen Undank daselbst zu bereuen, und bekam also den undankbaren Personen gehörigen Lohn.
Jch übergab zu Anfange des Märzes demDer Verfas- ser sucht sei- ne Entlas- sung. Kriegscollegio eine Bittschrift, und stellte darinn vor, daß ich 13 Jahre bey der Armee gedienet hätte; daß die Angelegenheit meiner Privatumstände in Schott- land, wo ich in 20 Jahren nicht gewesen war, jetzt meine Gegenwart erforderte, sie in Ordnung zu bringen, und bat also aus dieser Ursache um meinen Abschied. Der Fürst Menzikof und die andern Ge- nerals wunderten sich über mein Suchen, und sagten
mir,
wandelt wurde. Oſtermann folgte dem Baron in ſeinem Amte und wurde Vicekanzler; der Baron Schafirof hatte ihn von einer niedrigen Stufe hervor- gezogen, wurde aber hernach von ihm mit Undank be- lohnet. Er war von Geburt ein Deutſcher, aus ei- ner kleinen dem Herzoge von Mecklenburg gehoͤrigen Stadt, von niedrigen Eltern, und der Baron hatte ihn, als er durch dieſes Land gereiſet war, zum Be- dienten angenommen. Jn dieſem Dienſte ſetzte er ſich bey ſeinem Herrn in ſolche Gunſt, daß er ihn nach und nach zum Secretair in der Kanzley erhob, und als ſolcher wurde er als Secretair des Grafen Bruce auf den Congreß nach Aland geſchickt, wo er ſich ſo geſchickt verhielt, daß er zum Collegen des Grafen ernannt wurde, in welchem Stande er ſich ſehr hochmuͤthig bezeigte. Deſſen ungeachtet folgte er ſeinem Herrn und Wohlthaͤter, nachdem er ihn verrathen hatte, als Vicekanzler nach, und wurde nach dem Tode des Grafen Golofkin ſogar Kanzler. Als aber die Kaiſerinn Eliſabeth den Ruſſiſchen Thron beſtieg, wurde Oſtermann nach Siberien verbannet, ſeinen Undank daſelbſt zu bereuen, und bekam alſo den undankbaren Perſonen gehoͤrigen Lohn.
Jch uͤbergab zu Anfange des Maͤrzes demDer Verfaſ- ſer ſucht ſei- ne Entlaſ- ſung. Kriegscollegio eine Bittſchrift, und ſtellte darinn vor, daß ich 13 Jahre bey der Armee gedienet haͤtte; daß die Angelegenheit meiner Privatumſtaͤnde in Schott- land, wo ich in 20 Jahren nicht geweſen war, jetzt meine Gegenwart erforderte, ſie in Ordnung zu bringen, und bat alſo aus dieſer Urſache um meinen Abſchied. Der Fuͤrſt Menzikof und die andern Ge- nerals wunderten ſich uͤber mein Suchen, und ſagten
mir,
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wandelt wurde. Oſtermann folgte dem Baron in
ſeinem Amte und wurde Vicekanzler; der Baron
Schafirof hatte ihn von einer niedrigen Stufe hervor-
gezogen, wurde aber hernach von ihm mit Undank be-
lohnet. Er war von Geburt ein Deutſcher, aus ei-
ner kleinen dem Herzoge von Mecklenburg gehoͤrigen
Stadt, von niedrigen Eltern, und der Baron hatte
ihn, als er durch dieſes Land gereiſet war, zum Be-
dienten angenommen. Jn dieſem Dienſte ſetzte er
ſich bey ſeinem Herrn in ſolche Gunſt, daß er ihn
nach und nach zum Secretair in der Kanzley erhob,
und als ſolcher wurde er als Secretair des Grafen
Bruce auf den Congreß nach Aland geſchickt, wo er
ſich ſo geſchickt verhielt, daß er zum Collegen des
Grafen ernannt wurde, in welchem Stande er ſich
ſehr hochmuͤthig bezeigte. Deſſen ungeachtet folgte
er ſeinem Herrn und Wohlthaͤter, nachdem er ihn
verrathen hatte, als Vicekanzler nach, und wurde
nach dem Tode des Grafen Golofkin ſogar Kanzler.
Als aber die Kaiſerinn Eliſabeth den Ruſſiſchen Thron
beſtieg, wurde Oſtermann nach Siberien verbannet,
ſeinen Undank daſelbſt zu bereuen, und bekam alſo
den undankbaren Perſonen gehoͤrigen Lohn.
Jch uͤbergab zu Anfange des Maͤrzes dem
Kriegscollegio eine Bittſchrift, und ſtellte darinn vor,
daß ich 13 Jahre bey der Armee gedienet haͤtte; daß
die Angelegenheit meiner Privatumſtaͤnde in Schott-
land, wo ich in 20 Jahren nicht geweſen war, jetzt
meine Gegenwart erforderte, ſie in Ordnung zu
bringen, und bat alſo aus dieſer Urſache um meinen
Abſchied. Der Fuͤrſt Menzikof und die andern Ge-
nerals wunderten ſich uͤber mein Suchen, und ſagten
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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