Nachdem ich diese Bedingungen eingegangen war, bekam ich des Kaisers Befehl an den Fürsten Men- zikof, mir Urlaub zu geben. Als ich meinen Be- fehl dem Kriegscollegio vorzeigte, verlangte dasselbe, daß der Graf Bruce und der General le Fort für mei- ne Zurückkunft Bürge werden sollten, welches ich aber ausschlug, und sagte, daß mir der von Seiner Majestät ertheilte Urlaub hinlänglich sey, und drang also darauf. Hierauf zwang mich das Collegium, eine Obligation von mir zu geben, daß ich zu Ende des Jahres zurückkommen wollte, welche sie so bin- dend als möglich abfaßten, und mir die Wahl über- ließen, sie zu unterschreiben oder zu bleiben, wo ich war. Da nun die Sache soweit abgethan war, sag- ten sie mir, daß ich meine Abfertigung erhalten sollte, sobald die Krönung der Kaiserinn vorbey seyn würde.
Da die Stadt Moskau sowohl von Ausländern als Jnländern, weil alle Personen vom Stande im ganzen Reiche zugegen seyn mußten, so angefüllet war, und sich jeder bemühte, es dem andern an Pracht zuvor zu thun, so wurde jetzt weiter an nichts als an Assembleen, Bälle, Masqueraden und große Gast- mahle gedacht, dergleichen man in diesem Theile der Welt noch nicht gesehen hatte. Es wunderte sich doch aber jedermann, daß weder der Großherzog, noch seine Schwester, die Großherzoginn, die Kinder des verstorbenen Czarowitz, bey dieser Feyerlichkeit zugegen waren, sondern in Petersburg waren gelassen worden.
Der Krönung ein desto größeres Ansehen zu ge-Chevalier- garde. ben, wurde eine Compagnie Reiter oder Garde zu Pferde errichtet, die sehr prächtige Pferde hatten.
Der
Nachdem ich dieſe Bedingungen eingegangen war, bekam ich des Kaiſers Befehl an den Fuͤrſten Men- zikof, mir Urlaub zu geben. Als ich meinen Be- fehl dem Kriegscollegio vorzeigte, verlangte daſſelbe, daß der Graf Bruce und der General le Fort fuͤr mei- ne Zuruͤckkunft Buͤrge werden ſollten, welches ich aber ausſchlug, und ſagte, daß mir der von Seiner Majeſtaͤt ertheilte Urlaub hinlaͤnglich ſey, und drang alſo darauf. Hierauf zwang mich das Collegium, eine Obligation von mir zu geben, daß ich zu Ende des Jahres zuruͤckkommen wollte, welche ſie ſo bin- dend als moͤglich abfaßten, und mir die Wahl uͤber- ließen, ſie zu unterſchreiben oder zu bleiben, wo ich war. Da nun die Sache ſoweit abgethan war, ſag- ten ſie mir, daß ich meine Abfertigung erhalten ſollte, ſobald die Kroͤnung der Kaiſerinn vorbey ſeyn wuͤrde.
Da die Stadt Moskau ſowohl von Auslaͤndern als Jnlaͤndern, weil alle Perſonen vom Stande im ganzen Reiche zugegen ſeyn mußten, ſo angefuͤllet war, und ſich jeder bemuͤhte, es dem andern an Pracht zuvor zu thun, ſo wurde jetzt weiter an nichts als an Aſſembleen, Baͤlle, Masqueraden und große Gaſt- mahle gedacht, dergleichen man in dieſem Theile der Welt noch nicht geſehen hatte. Es wunderte ſich doch aber jedermann, daß weder der Großherzog, noch ſeine Schweſter, die Großherzoginn, die Kinder des verſtorbenen Czarowitz, bey dieſer Feyerlichkeit zugegen waren, ſondern in Petersburg waren gelaſſen worden.
Der Kroͤnung ein deſto groͤßeres Anſehen zu ge-Chevalier- garde. ben, wurde eine Compagnie Reiter oder Garde zu Pferde errichtet, die ſehr praͤchtige Pferde hatten.
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Nachdem ich dieſe Bedingungen eingegangen war,
bekam ich des Kaiſers Befehl an den Fuͤrſten Men-
zikof, mir Urlaub zu geben. Als ich meinen Be-
fehl dem Kriegscollegio vorzeigte, verlangte daſſelbe,
daß der Graf Bruce und der General le Fort fuͤr mei-
ne Zuruͤckkunft Buͤrge werden ſollten, welches ich
aber ausſchlug, und ſagte, daß mir der von Seiner
Majeſtaͤt ertheilte Urlaub hinlaͤnglich ſey, und drang
alſo darauf. Hierauf zwang mich das Collegium,
eine Obligation von mir zu geben, daß ich zu Ende
des Jahres zuruͤckkommen wollte, welche ſie ſo bin-
dend als moͤglich abfaßten, und mir die Wahl uͤber-
ließen, ſie zu unterſchreiben oder zu bleiben, wo ich
war. Da nun die Sache ſoweit abgethan war, ſag-
ten ſie mir, daß ich meine Abfertigung erhalten ſollte,
ſobald die Kroͤnung der Kaiſerinn vorbey ſeyn wuͤrde.
Da die Stadt Moskau ſowohl von Auslaͤndern
als Jnlaͤndern, weil alle Perſonen vom Stande im
ganzen Reiche zugegen ſeyn mußten, ſo angefuͤllet
war, und ſich jeder bemuͤhte, es dem andern an Pracht
zuvor zu thun, ſo wurde jetzt weiter an nichts als an
Aſſembleen, Baͤlle, Masqueraden und große Gaſt-
mahle gedacht, dergleichen man in dieſem Theile der
Welt noch nicht geſehen hatte. Es wunderte ſich
doch aber jedermann, daß weder der Großherzog,
noch ſeine Schweſter, die Großherzoginn, die Kinder
des verſtorbenen Czarowitz, bey dieſer Feyerlichkeit
zugegen waren, ſondern in Petersburg waren gelaſſen
worden.
Der Kroͤnung ein deſto groͤßeres Anſehen zu ge-
ben, wurde eine Compagnie Reiter oder Garde zu
Pferde errichtet, die ſehr praͤchtige Pferde hatten.
Der
Chevalier-
garde.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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