ten und Bagage mußten 6 Stunden im Wasser lie- gen, und würden ohnfehlbar verlohren gegangen seyn, wenn nicht zum Glück eine Parthie Menschen, die diesen Weg reiseten, dazu gekommen wäre, und uns selbige hätte herausziehen helfen, weil das Eis eine halbe Stunde hernach mit großem Krachen brach, und alsdann nichts als Wasser zu sehen war, so daß wir kaum und wunderbarer Weise mit dem Leben davon kamen. Zum Glück waren wir nahe an einem Wal- de, wo wir große Feuer anmachten und uns wärmten und trockneten, nachdem wir vor Nässe und Kälte bald umgekommen waren, und es zur Vergrößerung unserer Noth Tag und Nacht sehr stark regnete. Es konnte sich kein Mensch eines solchen Regenwetters im Winter erinnern, oder daß die Wolga zu dieser Jah- reszeit aufgebrochen sey. Durch das Umwerfen mit meinen Schlitten verlohr ich eine Tartarische Rü- stung, nämlich eine Flinte, ein paar meßingene Pi- stolen, einen Säbel mit einem silbernen Gefäße, ei- nen kleinen Coffer, worinn sich mein Paß und der Befehl, uns mit Pferden zu versehen, wie auch etwas von meinem Reisegelde befand.
Nachdem wir die drey folgenden Tage unsere Schlitten mit vieler Mühe über den Sand fortge- schleppet, und 220 Werste zurück geleget hatten, ka- men wir den 28sten Abends in Saratof an. Von hier ist es auf der Wolga 1000 Werste bis nach Astrakan. Hier hielten wir uns vier Tage auf und trockneten unsere Bagage, die fast durch und durch naß war. Jch trocknete meine Baranetz oder Lamms- felle so sorgfältig und machte sie so zurecht, daß sie wieder so gut als vorher aussahen. Der Gouver-
neur
ten und Bagage mußten 6 Stunden im Waſſer lie- gen, und wuͤrden ohnfehlbar verlohren gegangen ſeyn, wenn nicht zum Gluͤck eine Parthie Menſchen, die dieſen Weg reiſeten, dazu gekommen waͤre, und uns ſelbige haͤtte herausziehen helfen, weil das Eis eine halbe Stunde hernach mit großem Krachen brach, und alsdann nichts als Waſſer zu ſehen war, ſo daß wir kaum und wunderbarer Weiſe mit dem Leben davon kamen. Zum Gluͤck waren wir nahe an einem Wal- de, wo wir große Feuer anmachten und uns waͤrmten und trockneten, nachdem wir vor Naͤſſe und Kaͤlte bald umgekommen waren, und es zur Vergroͤßerung unſerer Noth Tag und Nacht ſehr ſtark regnete. Es konnte ſich kein Menſch eines ſolchen Regenwetters im Winter erinnern, oder daß die Wolga zu dieſer Jah- reszeit aufgebrochen ſey. Durch das Umwerfen mit meinen Schlitten verlohr ich eine Tartariſche Ruͤ- ſtung, naͤmlich eine Flinte, ein paar meßingene Pi- ſtolen, einen Saͤbel mit einem ſilbernen Gefaͤße, ei- nen kleinen Coffer, worinn ſich mein Paß und der Befehl, uns mit Pferden zu verſehen, wie auch etwas von meinem Reiſegelde befand.
Nachdem wir die drey folgenden Tage unſere Schlitten mit vieler Muͤhe uͤber den Sand fortge- ſchleppet, und 220 Werſte zuruͤck geleget hatten, ka- men wir den 28ſten Abends in Saratof an. Von hier iſt es auf der Wolga 1000 Werſte bis nach Aſtrakan. Hier hielten wir uns vier Tage auf und trockneten unſere Bagage, die faſt durch und durch naß war. Jch trocknete meine Baranetz oder Lamms- felle ſo ſorgfaͤltig und machte ſie ſo zurecht, daß ſie wieder ſo gut als vorher ausſahen. Der Gouver-
neur
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ten und Bagage mußten 6 Stunden im Waſſer lie-
gen, und wuͤrden ohnfehlbar verlohren gegangen ſeyn,
wenn nicht zum Gluͤck eine Parthie Menſchen, die
dieſen Weg reiſeten, dazu gekommen waͤre, und uns
ſelbige haͤtte herausziehen helfen, weil das Eis eine
halbe Stunde hernach mit großem Krachen brach, und
alsdann nichts als Waſſer zu ſehen war, ſo daß wir
kaum und wunderbarer Weiſe mit dem Leben davon
kamen. Zum Gluͤck waren wir nahe an einem Wal-
de, wo wir große Feuer anmachten und uns waͤrmten
und trockneten, nachdem wir vor Naͤſſe und Kaͤlte
bald umgekommen waren, und es zur Vergroͤßerung
unſerer Noth Tag und Nacht ſehr ſtark regnete. Es
konnte ſich kein Menſch eines ſolchen Regenwetters im
Winter erinnern, oder daß die Wolga zu dieſer Jah-
reszeit aufgebrochen ſey. Durch das Umwerfen mit
meinen Schlitten verlohr ich eine Tartariſche Ruͤ-
ſtung, naͤmlich eine Flinte, ein paar meßingene Pi-
ſtolen, einen Saͤbel mit einem ſilbernen Gefaͤße, ei-
nen kleinen Coffer, worinn ſich mein Paß und der
Befehl, uns mit Pferden zu verſehen, wie auch etwas
von meinem Reiſegelde befand.
Nachdem wir die drey folgenden Tage unſere
Schlitten mit vieler Muͤhe uͤber den Sand fortge-
ſchleppet, und 220 Werſte zuruͤck geleget hatten, ka-
men wir den 28ſten Abends in Saratof an. Von
hier iſt es auf der Wolga 1000 Werſte bis nach
Aſtrakan. Hier hielten wir uns vier Tage auf und
trockneten unſere Bagage, die faſt durch und durch
naß war. Jch trocknete meine Baranetz oder Lamms-
felle ſo ſorgfaͤltig und machte ſie ſo zurecht, daß ſie
wieder ſo gut als vorher ausſahen. Der Gouver-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/409>, abgerufen am 22.11.2024.
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