leget hatten, und ob es diese Nacht gleich stark gefro- ren hatte, so brachen den folgenden Tag doch noch viele von unsern Pferden ein. Wir fuhren 70 Wer- ste, und blieben diese Nacht an dem Ufer. Den 19ten fuhren wir 70 Werste, und erreichten diese Nacht Czaritza, wo unsere 2 Bataillons voriges Jahr in den Winterquartieren gestanden hatten. Hier be- kamen wir wiederum frische Pferde, fuhren den fol- genden Tag bey Regenwetter 60 Werste, und kamen bis nach Dubofska. Hier erhielten wir abermals frische Pferde, und reiseten 70 Werste bis nach Be- lekli. Das Eis war durch das Regenwetter so dünne geworden, daß wir den 21sten besiändig in Gefahr waren. Wir kamen den 22sten nach Kamufinka welches 70 Werste war. Ob wir hier gleich wieder frische Pferde bekamen, so konnten wir die zwey fol- genden Tage doch nur 80 Werste zurück legen, weil es beständig regnete, und das Wasser einen Fuß hoch über dem Eise stand, so daß wir mit vieler Schwierig- keit kaum über die gefährlichen Risse kommen konnten. Den 24sten schlugen wir unser Nachtquartier auf ei- ner mit Holz bewachsenen Jnsel auf, machten ein großes Feuer und trockneten uns wieder ab.
Gefahr auf dem Eise.
Nachdem wir den 25sten früh nur einen kurzen Weg zurück geleget hatten, fanden wir das Eis so voll von großen Rissen, daß wir unmöglich weiter konnten; es brachen sieben von unsern Schlitten durch, und 5 Pferde ertranken, ehe wir das Ufer erreichen konnten. Die übrigen retteten wir mit großer Ge- fahr, indem das Eis beständig unter uns brach, bis wir endlich vermittelst langer Stangen und Seile alle glücklich ans Land kamen. Allein unsere Schlit-
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leget hatten, und ob es dieſe Nacht gleich ſtark gefro- ren hatte, ſo brachen den folgenden Tag doch noch viele von unſern Pferden ein. Wir fuhren 70 Wer- ſte, und blieben dieſe Nacht an dem Ufer. Den 19ten fuhren wir 70 Werſte, und erreichten dieſe Nacht Czaritza, wo unſere 2 Bataillons voriges Jahr in den Winterquartieren geſtanden hatten. Hier be- kamen wir wiederum friſche Pferde, fuhren den fol- genden Tag bey Regenwetter 60 Werſte, und kamen bis nach Dubofska. Hier erhielten wir abermals friſche Pferde, und reiſeten 70 Werſte bis nach Be- lekli. Das Eis war durch das Regenwetter ſo duͤnne geworden, daß wir den 21ſten beſiaͤndig in Gefahr waren. Wir kamen den 22ſten nach Kamufinka welches 70 Werſte war. Ob wir hier gleich wieder friſche Pferde bekamen, ſo konnten wir die zwey fol- genden Tage doch nur 80 Werſte zuruͤck legen, weil es beſtaͤndig regnete, und das Waſſer einen Fuß hoch uͤber dem Eiſe ſtand, ſo daß wir mit vieler Schwierig- keit kaum uͤber die gefaͤhrlichen Riſſe kommen konnten. Den 24ſten ſchlugen wir unſer Nachtquartier auf ei- ner mit Holz bewachſenen Jnſel auf, machten ein großes Feuer und trockneten uns wieder ab.
Gefahr auf dem Eiſe.
Nachdem wir den 25ſten fruͤh nur einen kurzen Weg zuruͤck geleget hatten, fanden wir das Eis ſo voll von großen Riſſen, daß wir unmoͤglich weiter konnten; es brachen ſieben von unſern Schlitten durch, und 5 Pferde ertranken, ehe wir das Ufer erreichen konnten. Die uͤbrigen retteten wir mit großer Ge- fahr, indem das Eis beſtaͤndig unter uns brach, bis wir endlich vermittelſt langer Stangen und Seile alle gluͤcklich ans Land kamen. Allein unſere Schlit-
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leget hatten, und ob es dieſe Nacht gleich ſtark gefro-
ren hatte, ſo brachen den folgenden Tag doch noch
viele von unſern Pferden ein. Wir fuhren 70 Wer-
ſte, und blieben dieſe Nacht an dem Ufer. Den
19ten fuhren wir 70 Werſte, und erreichten dieſe
Nacht Czaritza, wo unſere 2 Bataillons voriges Jahr
in den Winterquartieren geſtanden hatten. Hier be-
kamen wir wiederum friſche Pferde, fuhren den fol-
genden Tag bey Regenwetter 60 Werſte, und kamen
bis nach Dubofska. Hier erhielten wir abermals
friſche Pferde, und reiſeten 70 Werſte bis nach Be-
lekli. Das Eis war durch das Regenwetter ſo duͤnne
geworden, daß wir den 21ſten beſiaͤndig in Gefahr
waren. Wir kamen den 22ſten nach Kamufinka
welches 70 Werſte war. Ob wir hier gleich wieder
friſche Pferde bekamen, ſo konnten wir die zwey fol-
genden Tage doch nur 80 Werſte zuruͤck legen, weil
es beſtaͤndig regnete, und das Waſſer einen Fuß hoch
uͤber dem Eiſe ſtand, ſo daß wir mit vieler Schwierig-
keit kaum uͤber die gefaͤhrlichen Riſſe kommen konnten.
Den 24ſten ſchlugen wir unſer Nachtquartier auf ei-
ner mit Holz bewachſenen Jnſel auf, machten ein
großes Feuer und trockneten uns wieder ab.
Nachdem wir den 25ſten fruͤh nur einen kurzen
Weg zuruͤck geleget hatten, fanden wir das Eis ſo
voll von großen Riſſen, daß wir unmoͤglich weiter
konnten; es brachen ſieben von unſern Schlitten durch,
und 5 Pferde ertranken, ehe wir das Ufer erreichen
konnten. Die uͤbrigen retteten wir mit großer Ge-
fahr, indem das Eis beſtaͤndig unter uns brach, bis
wir endlich vermittelſt langer Stangen und Seile alle
gluͤcklich ans Land kamen. Allein unſere Schlit-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/408>, abgerufen am 22.11.2024.
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