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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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sie nicht da grasen, wo dieses Kraut wächst, das nur
nahe an der Seeseite gefunden wird.

Verlust an
Transport-
schiffen.

Den 25sten hatten wir einen so wüthenden
Sturmwind aus Norden, daß unsere 13 Proviant-
schiffe mit unserm Proviante ans Ufer getrieben und
zertrümmert wurden. Die Mannschaft wurde zwar
gerettet, aber in weniger als drey Stunden war nicht
das geringste von den Schiffen zu sehen, indem alles
unter dem von den kurzen Wellen, die so geschwind
auf einander folgten, und viel Sand dadurch in die
Höhe hoben, begraben war. Den andern Tag war
es ganz stille, und jedermann mußte nach unserm ver-
lohrnen Poviante graben, den wir auch mit Mühe
und Arbeit wieder bekamen. Er bestand meistens in
Rocken- und Weizenmehl in Säcken; das Salzwas-
ser war nicht über einen Zoll hineingedrungen, so daß
es in der Mitte noch völlig gut war. Es wurde so-
gleich unter die Armee vertheilet, und befohlen, Brot
daraus zu backen, und Zwieback davon zu machen.
Russischer
Zwieback.
Die Russischen Soldaten backen ihr Brot beständig
selbst, und machen sich Oefen in die Erde, wo sie
hinkommen, und wenn sie Befehl erhalten, Zwieback
zu machen, so schneiden sie die Brote, die gemeinig-
lich 6 Pfund schwer sind, in kleine viereckigte Stück-
chen, die sie in einem Ofen oder an der Sonne trock-
nen, wodurch sie so leicht werden, daß einer sehr leicht
so viel Brot tragen kann, als er in 12 oder 14 Ta-
gen braucht. Dieses Brot ist so hart, daß sie es
einweichen müssen, ehe sie es essen können; sie ma-
chen es aber niemals, als wenn es die Noth erfordert.
Die Russen essen den Zwieback so gerne, daß sie be-
ständig die beste Art davon in ihren Häusern haben

und

ſie nicht da graſen, wo dieſes Kraut waͤchſt, das nur
nahe an der Seeſeite gefunden wird.

Verluſt an
Transport-
ſchiffen.

Den 25ſten hatten wir einen ſo wuͤthenden
Sturmwind aus Norden, daß unſere 13 Proviant-
ſchiffe mit unſerm Proviante ans Ufer getrieben und
zertruͤmmert wurden. Die Mannſchaft wurde zwar
gerettet, aber in weniger als drey Stunden war nicht
das geringſte von den Schiffen zu ſehen, indem alles
unter dem von den kurzen Wellen, die ſo geſchwind
auf einander folgten, und viel Sand dadurch in die
Hoͤhe hoben, begraben war. Den andern Tag war
es ganz ſtille, und jedermann mußte nach unſerm ver-
lohrnen Poviante graben, den wir auch mit Muͤhe
und Arbeit wieder bekamen. Er beſtand meiſtens in
Rocken- und Weizenmehl in Saͤcken; das Salzwaſ-
ſer war nicht uͤber einen Zoll hineingedrungen, ſo daß
es in der Mitte noch voͤllig gut war. Es wurde ſo-
gleich unter die Armee vertheilet, und befohlen, Brot
daraus zu backen, und Zwieback davon zu machen.
Ruſſiſcher
Zwieback.
Die Ruſſiſchen Soldaten backen ihr Brot beſtaͤndig
ſelbſt, und machen ſich Oefen in die Erde, wo ſie
hinkommen, und wenn ſie Befehl erhalten, Zwieback
zu machen, ſo ſchneiden ſie die Brote, die gemeinig-
lich 6 Pfund ſchwer ſind, in kleine viereckigte Stuͤck-
chen, die ſie in einem Ofen oder an der Sonne trock-
nen, wodurch ſie ſo leicht werden, daß einer ſehr leicht
ſo viel Brot tragen kann, als er in 12 oder 14 Ta-
gen braucht. Dieſes Brot iſt ſo hart, daß ſie es
einweichen muͤſſen, ehe ſie es eſſen koͤnnen; ſie ma-
chen es aber niemals, als wenn es die Noth erfordert.
Die Ruſſen eſſen den Zwieback ſo gerne, daß ſie be-
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[338/0348] ſie nicht da graſen, wo dieſes Kraut waͤchſt, das nur nahe an der Seeſeite gefunden wird. Den 25ſten hatten wir einen ſo wuͤthenden Sturmwind aus Norden, daß unſere 13 Proviant- ſchiffe mit unſerm Proviante ans Ufer getrieben und zertruͤmmert wurden. Die Mannſchaft wurde zwar gerettet, aber in weniger als drey Stunden war nicht das geringſte von den Schiffen zu ſehen, indem alles unter dem von den kurzen Wellen, die ſo geſchwind auf einander folgten, und viel Sand dadurch in die Hoͤhe hoben, begraben war. Den andern Tag war es ganz ſtille, und jedermann mußte nach unſerm ver- lohrnen Poviante graben, den wir auch mit Muͤhe und Arbeit wieder bekamen. Er beſtand meiſtens in Rocken- und Weizenmehl in Saͤcken; das Salzwaſ- ſer war nicht uͤber einen Zoll hineingedrungen, ſo daß es in der Mitte noch voͤllig gut war. Es wurde ſo- gleich unter die Armee vertheilet, und befohlen, Brot daraus zu backen, und Zwieback davon zu machen. Die Ruſſiſchen Soldaten backen ihr Brot beſtaͤndig ſelbſt, und machen ſich Oefen in die Erde, wo ſie hinkommen, und wenn ſie Befehl erhalten, Zwieback zu machen, ſo ſchneiden ſie die Brote, die gemeinig- lich 6 Pfund ſchwer ſind, in kleine viereckigte Stuͤck- chen, die ſie in einem Ofen oder an der Sonne trock- nen, wodurch ſie ſo leicht werden, daß einer ſehr leicht ſo viel Brot tragen kann, als er in 12 oder 14 Ta- gen braucht. Dieſes Brot iſt ſo hart, daß ſie es einweichen muͤſſen, ehe ſie es eſſen koͤnnen; ſie ma- chen es aber niemals, als wenn es die Noth erfordert. Die Ruſſen eſſen den Zwieback ſo gerne, daß ſie be- ſtaͤndig die beſte Art davon in ihren Haͤuſern haben und Ruſſiſcher Zwieback.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/348>, abgerufen am 13.05.2024.