Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

chem er auch sogleich gefangen wurde. Der General
hatte die Gnade, mir mit dem Pferde und Reitzeuge,
mit seinem Säbel, Bogen und Pfeilen ein Geschenk
zu machen. Der Zaum und das Geschirr war mit
vergoldeten silbernen Blättchen belegt, der Griff und
die Scheide des Säbels waren gleichfalls damit aus-
gelegt. Jch verkaufte das Pferd für 60 Ducaten,
den Säbel, Bogen und die Pfeile nahm ich mit nach
England und besitze sie noch. Hierdurch machte mir
der General Romanzof einigen Ersatz für das mir von
dem Marschall Weyde hinterlassene Pferd, das mir,
wie ich oben gemeldet habe, vorenthalten worden war.
Als dieser Scharmützel vorüber war, setzten wir un-
sern Marsch nach des Udenichs Residenz fort, und
fanden den ganzen Weg, wo wir marschirten, mit
Todten bestreuet, die unsere Dragoner im Nachsetzen
Ein schoner
junger Tar-
tar.
niedergehauen hatten. Unter andern fanden wir ei-
nen Jüngling zwischen 18 und 20 Jahren, dem der
Kopf ganz frisch abgehauen war. Sein Gesicht und
seine Person waren auch im Tode so außerordentlich
schön, daß jeder bey ihm stehen blieb, der bey dem
Körper vorbey gieng, und sagte, daß er seines glei-
chen niemals gesehen habe. Weil aber diese Bewun-
derung unsern Marsch aufhielt, so ließ ihn der Gene-
ral aus dem Wege schaffen. Nachdem wir ohnge-
fähr 15 Werste marschiret waren, kamen uns die
Dragoner und Kosaken reich mit Beute beladen ent-
gegen. Als der General Waterang dem General
Romanzof sagte, daß alles vorbey und vollkommen
geendiget sey, kehrten wir in einem Corps zurück,
und als wir auf die Anhöhe kamen, wo sich der Feind
zuerst gezeiget hatte, fanden wir 21 Gefangene, als

Repres-

chem er auch ſogleich gefangen wurde. Der General
hatte die Gnade, mir mit dem Pferde und Reitzeuge,
mit ſeinem Saͤbel, Bogen und Pfeilen ein Geſchenk
zu machen. Der Zaum und das Geſchirr war mit
vergoldeten ſilbernen Blaͤttchen belegt, der Griff und
die Scheide des Saͤbels waren gleichfalls damit aus-
gelegt. Jch verkaufte das Pferd fuͤr 60 Ducaten,
den Saͤbel, Bogen und die Pfeile nahm ich mit nach
England und beſitze ſie noch. Hierdurch machte mir
der General Romanzof einigen Erſatz fuͤr das mir von
dem Marſchall Weyde hinterlaſſene Pferd, das mir,
wie ich oben gemeldet habe, vorenthalten worden war.
Als dieſer Scharmuͤtzel voruͤber war, ſetzten wir un-
ſern Marſch nach des Udenichs Reſidenz fort, und
fanden den ganzen Weg, wo wir marſchirten, mit
Todten beſtreuet, die unſere Dragoner im Nachſetzen
Ein ſchoner
junger Tar-
tar.
niedergehauen hatten. Unter andern fanden wir ei-
nen Juͤngling zwiſchen 18 und 20 Jahren, dem der
Kopf ganz friſch abgehauen war. Sein Geſicht und
ſeine Perſon waren auch im Tode ſo außerordentlich
ſchoͤn, daß jeder bey ihm ſtehen blieb, der bey dem
Koͤrper vorbey gieng, und ſagte, daß er ſeines glei-
chen niemals geſehen habe. Weil aber dieſe Bewun-
derung unſern Marſch aufhielt, ſo ließ ihn der Gene-
ral aus dem Wege ſchaffen. Nachdem wir ohnge-
faͤhr 15 Werſte marſchiret waren, kamen uns die
Dragoner und Koſaken reich mit Beute beladen ent-
gegen. Als der General Waterang dem General
Romanzof ſagte, daß alles vorbey und vollkommen
geendiget ſey, kehrten wir in einem Corps zuruͤck,
und als wir auf die Anhoͤhe kamen, wo ſich der Feind
zuerſt gezeiget hatte, fanden wir 21 Gefangene, als

Repreſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0338" n="328"/>
chem er auch &#x017F;ogleich gefangen wurde. Der General<lb/>
hatte die Gnade, mir mit dem Pferde und Reitzeuge,<lb/>
mit &#x017F;einem Sa&#x0364;bel, Bogen und Pfeilen ein Ge&#x017F;chenk<lb/>
zu machen. Der Zaum und das Ge&#x017F;chirr war mit<lb/>
vergoldeten &#x017F;ilbernen Bla&#x0364;ttchen belegt, der Griff und<lb/>
die Scheide des Sa&#x0364;bels waren gleichfalls damit aus-<lb/>
gelegt. Jch verkaufte das Pferd fu&#x0364;r 60 Ducaten,<lb/>
den Sa&#x0364;bel, Bogen und die Pfeile nahm ich mit nach<lb/>
England und be&#x017F;itze &#x017F;ie noch. Hierdurch machte mir<lb/>
der General Romanzof einigen Er&#x017F;atz fu&#x0364;r das mir von<lb/>
dem Mar&#x017F;chall Weyde hinterla&#x017F;&#x017F;ene Pferd, das mir,<lb/>
wie ich oben gemeldet habe, vorenthalten worden war.<lb/>
Als die&#x017F;er Scharmu&#x0364;tzel voru&#x0364;ber war, &#x017F;etzten wir un-<lb/>
&#x017F;ern Mar&#x017F;ch nach des Udenichs Re&#x017F;idenz fort, und<lb/>
fanden den ganzen Weg, wo wir mar&#x017F;chirten, mit<lb/>
Todten be&#x017F;treuet, die un&#x017F;ere Dragoner im Nach&#x017F;etzen<lb/><note place="left">Ein &#x017F;choner<lb/>
junger Tar-<lb/>
tar.</note>niedergehauen hatten. Unter andern fanden wir ei-<lb/>
nen Ju&#x0364;ngling zwi&#x017F;chen 18 und 20 Jahren, dem der<lb/>
Kopf ganz fri&#x017F;ch abgehauen war. Sein Ge&#x017F;icht und<lb/>
&#x017F;eine Per&#x017F;on waren auch im Tode &#x017F;o außerordentlich<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n, daß jeder bey ihm &#x017F;tehen blieb, der bey dem<lb/>
Ko&#x0364;rper vorbey gieng, und &#x017F;agte, daß er &#x017F;eines glei-<lb/>
chen niemals ge&#x017F;ehen habe. Weil aber die&#x017F;e Bewun-<lb/>
derung un&#x017F;ern Mar&#x017F;ch aufhielt, &#x017F;o ließ ihn der Gene-<lb/>
ral aus dem Wege &#x017F;chaffen. Nachdem wir ohnge-<lb/>
fa&#x0364;hr 15 Wer&#x017F;te mar&#x017F;chiret waren, kamen uns die<lb/>
Dragoner und Ko&#x017F;aken reich mit Beute beladen ent-<lb/>
gegen. Als der General Waterang dem General<lb/>
Romanzof &#x017F;agte, daß alles vorbey und vollkommen<lb/>
geendiget &#x017F;ey, kehrten wir in einem Corps zuru&#x0364;ck,<lb/>
und als wir auf die Anho&#x0364;he kamen, wo &#x017F;ich der Feind<lb/>
zuer&#x017F;t gezeiget hatte, fanden wir 21 Gefangene, als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Repre&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0338] chem er auch ſogleich gefangen wurde. Der General hatte die Gnade, mir mit dem Pferde und Reitzeuge, mit ſeinem Saͤbel, Bogen und Pfeilen ein Geſchenk zu machen. Der Zaum und das Geſchirr war mit vergoldeten ſilbernen Blaͤttchen belegt, der Griff und die Scheide des Saͤbels waren gleichfalls damit aus- gelegt. Jch verkaufte das Pferd fuͤr 60 Ducaten, den Saͤbel, Bogen und die Pfeile nahm ich mit nach England und beſitze ſie noch. Hierdurch machte mir der General Romanzof einigen Erſatz fuͤr das mir von dem Marſchall Weyde hinterlaſſene Pferd, das mir, wie ich oben gemeldet habe, vorenthalten worden war. Als dieſer Scharmuͤtzel voruͤber war, ſetzten wir un- ſern Marſch nach des Udenichs Reſidenz fort, und fanden den ganzen Weg, wo wir marſchirten, mit Todten beſtreuet, die unſere Dragoner im Nachſetzen niedergehauen hatten. Unter andern fanden wir ei- nen Juͤngling zwiſchen 18 und 20 Jahren, dem der Kopf ganz friſch abgehauen war. Sein Geſicht und ſeine Perſon waren auch im Tode ſo außerordentlich ſchoͤn, daß jeder bey ihm ſtehen blieb, der bey dem Koͤrper vorbey gieng, und ſagte, daß er ſeines glei- chen niemals geſehen habe. Weil aber dieſe Bewun- derung unſern Marſch aufhielt, ſo ließ ihn der Gene- ral aus dem Wege ſchaffen. Nachdem wir ohnge- faͤhr 15 Werſte marſchiret waren, kamen uns die Dragoner und Koſaken reich mit Beute beladen ent- gegen. Als der General Waterang dem General Romanzof ſagte, daß alles vorbey und vollkommen geendiget ſey, kehrten wir in einem Corps zuruͤck, und als wir auf die Anhoͤhe kamen, wo ſich der Feind zuerſt gezeiget hatte, fanden wir 21 Gefangene, als Repreſ- Ein ſchoner junger Tar- tar.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/338
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/338>, abgerufen am 12.05.2024.