Repressalien für den grausamen Tod unserer drey Ko- saken, aufgehangen. Einem derselben wurden Nase und Ohren abgeschnitten, und er in dieser Gestalt mit einem Briefe an den Sultan Udenich zurück geschickt, worinn ihm seine Grausamkeit gegen unsere unschul- dige Boten vorgeworfen wurde. Der Priester wur- de wegen seiner unmenschlichen Barbarey geviertheilt.
Jndem dieses Detaschement auf dieser Verrich-Muth des Priesters. tung abwesend war, fragte der Admiral Apraxin, der die Armee als Chef commandirte, einige Gefan- gene, warum sie unsere unschuldige Boten so grau- sam umgebracht hätten. Sie antworteten, daß sie weiter nichts davon wüßten, als daß es auf Befehl ihres Sultans, den der Priester aufgehetzet habe, ge- schehen sey. Als der Priester deswegen befraget wur- de, antwortete er sehr entschlossen, daß er dieses an jedem von unsern Leuten, den er in seine Gewalt be- kommen hätte, würde gethan haben, das Verhalten zu rächen, womit wir die Tartarn von Andreof be- handelt, und ihrem Anführer einen so schändlichen Tod angethan hätten, dessen Freunde und Bundesge- nossen sie wären. Ueber dieses wären sie eine freye Nation, und wollten sich keinem Fürsten auf der Welt unterwerfen. Der Admiral fragte ihn hierauf, wie sie es denn wagen könnten, eine so zahlreiche und re- gelmäßige Armee anzugreifen, die aller Macht, die sie aufbringen, und allem Beystande, den sie von ih- ren Nachbarn erwarten könnten, so sehr überlegen sey? Hierauf antwortete der Priester, daß sie sich vor unserm Fußvolke gar nicht fürchteten, die ihnen in die Berge nicht nachkommen könnten; die Kosaken aber hätten sie schon bey verschiedenen Gelegenheiten ge-
schlagen.
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Repreſſalien fuͤr den grauſamen Tod unſerer drey Ko- ſaken, aufgehangen. Einem derſelben wurden Naſe und Ohren abgeſchnitten, und er in dieſer Geſtalt mit einem Briefe an den Sultan Udenich zuruͤck geſchickt, worinn ihm ſeine Grauſamkeit gegen unſere unſchul- dige Boten vorgeworfen wurde. Der Prieſter wur- de wegen ſeiner unmenſchlichen Barbarey geviertheilt.
Jndem dieſes Detaſchement auf dieſer Verrich-Muth des Prieſters. tung abweſend war, fragte der Admiral Apraxin, der die Armee als Chef commandirte, einige Gefan- gene, warum ſie unſere unſchuldige Boten ſo grau- ſam umgebracht haͤtten. Sie antworteten, daß ſie weiter nichts davon wuͤßten, als daß es auf Befehl ihres Sultans, den der Prieſter aufgehetzet habe, ge- ſchehen ſey. Als der Prieſter deswegen befraget wur- de, antwortete er ſehr entſchloſſen, daß er dieſes an jedem von unſern Leuten, den er in ſeine Gewalt be- kommen haͤtte, wuͤrde gethan haben, das Verhalten zu raͤchen, womit wir die Tartarn von Andreof be- handelt, und ihrem Anfuͤhrer einen ſo ſchaͤndlichen Tod angethan haͤtten, deſſen Freunde und Bundesge- noſſen ſie waͤren. Ueber dieſes waͤren ſie eine freye Nation, und wollten ſich keinem Fuͤrſten auf der Welt unterwerfen. Der Admiral fragte ihn hierauf, wie ſie es denn wagen koͤnnten, eine ſo zahlreiche und re- gelmaͤßige Armee anzugreifen, die aller Macht, die ſie aufbringen, und allem Beyſtande, den ſie von ih- ren Nachbarn erwarten koͤnnten, ſo ſehr uͤberlegen ſey? Hierauf antwortete der Prieſter, daß ſie ſich vor unſerm Fußvolke gar nicht fuͤrchteten, die ihnen in die Berge nicht nachkommen koͤnnten; die Koſaken aber haͤtten ſie ſchon bey verſchiedenen Gelegenheiten ge-
ſchlagen.
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Repreſſalien fuͤr den grauſamen Tod unſerer drey Ko-
ſaken, aufgehangen. Einem derſelben wurden Naſe
und Ohren abgeſchnitten, und er in dieſer Geſtalt mit
einem Briefe an den Sultan Udenich zuruͤck geſchickt,
worinn ihm ſeine Grauſamkeit gegen unſere unſchul-
dige Boten vorgeworfen wurde. Der Prieſter wur-
de wegen ſeiner unmenſchlichen Barbarey geviertheilt.
Jndem dieſes Detaſchement auf dieſer Verrich-
tung abweſend war, fragte der Admiral Apraxin,
der die Armee als Chef commandirte, einige Gefan-
gene, warum ſie unſere unſchuldige Boten ſo grau-
ſam umgebracht haͤtten. Sie antworteten, daß ſie
weiter nichts davon wuͤßten, als daß es auf Befehl
ihres Sultans, den der Prieſter aufgehetzet habe, ge-
ſchehen ſey. Als der Prieſter deswegen befraget wur-
de, antwortete er ſehr entſchloſſen, daß er dieſes an
jedem von unſern Leuten, den er in ſeine Gewalt be-
kommen haͤtte, wuͤrde gethan haben, das Verhalten
zu raͤchen, womit wir die Tartarn von Andreof be-
handelt, und ihrem Anfuͤhrer einen ſo ſchaͤndlichen
Tod angethan haͤtten, deſſen Freunde und Bundesge-
noſſen ſie waͤren. Ueber dieſes waͤren ſie eine freye
Nation, und wollten ſich keinem Fuͤrſten auf der Welt
unterwerfen. Der Admiral fragte ihn hierauf, wie
ſie es denn wagen koͤnnten, eine ſo zahlreiche und re-
gelmaͤßige Armee anzugreifen, die aller Macht, die
ſie aufbringen, und allem Beyſtande, den ſie von ih-
ren Nachbarn erwarten koͤnnten, ſo ſehr uͤberlegen
ſey? Hierauf antwortete der Prieſter, daß ſie ſich vor
unſerm Fußvolke gar nicht fuͤrchteten, die ihnen in die
Berge nicht nachkommen koͤnnten; die Koſaken aber
haͤtten ſie ſchon bey verſchiedenen Gelegenheiten ge-
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Muth des
Prieſters.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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