sich diese näherten, standen diese verzweifelten Tartarn auf, warfen ihre Wurfspieße, tödteten alle Dragoner, und thaten alsdann mit ihren Säbeln einen so verwe- genen Angriff, daß sie noch viele andere verwundeten, und sich nicht eher ergaben, als bis sie alle in Stücken zerhauen waren.
Der General Romanzof hatte Befehl erhalten, mit unsern 6 Bataillons zu marschiren, und den Dragonern in Verwüstung der Residenz des Sultans beyzustehen. Auf diesem Marsche wurden wir von einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von einem benachbarten Großen dem Udenich beyzustehen kamen. Sie avancirten und retirirten in diesem Angriffe auf eine sehr ungewöhnliche Art. Jhrer waren in der Fronte nur zwölfe, in der Tiefe aber funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Sä- beln folgten. Wenn die vordersten Glieder einen Angriff auf unsere aufgepflanzten Bajonette gethan hatten, so giengen sie herum und stellten sich wieder hinten. Nachdem sie uns fast eine halbe Stunde lang so angegriffen hatten, so befanden sie für gut, mit dem Verlust einiger Mannschaft und Pferde, die getödtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die- sem Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der sich durch besondern Muth auszeichnete, in Person ver- schiedene Angriffe, und verwundete zwey von unsern Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr wurde, und sahe, daß ich ein gezogenes Rohr in meiner Hand hatte, so sagte er mir, ihn von Pferde zu schießen, welches ich auch bey seinem ersten An- griffe that, den er wieder machte, und ihn durchs di- cke Bein schoß, daß er von dem Pferde fiel, mit wel-
chem
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ſich dieſe naͤherten, ſtanden dieſe verzweifelten Tartarn auf, warfen ihre Wurfſpieße, toͤdteten alle Dragoner, und thaten alsdann mit ihren Saͤbeln einen ſo verwe- genen Angriff, daß ſie noch viele andere verwundeten, und ſich nicht eher ergaben, als bis ſie alle in Stuͤcken zerhauen waren.
Der General Romanzof hatte Befehl erhalten, mit unſern 6 Bataillons zu marſchiren, und den Dragonern in Verwuͤſtung der Reſidenz des Sultans beyzuſtehen. Auf dieſem Marſche wurden wir von einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von einem benachbarten Großen dem Udenich beyzuſtehen kamen. Sie avancirten und retirirten in dieſem Angriffe auf eine ſehr ungewoͤhnliche Art. Jhrer waren in der Fronte nur zwoͤlfe, in der Tiefe aber funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Saͤ- beln folgten. Wenn die vorderſten Glieder einen Angriff auf unſere aufgepflanzten Bajonette gethan hatten, ſo giengen ſie herum und ſtellten ſich wieder hinten. Nachdem ſie uns faſt eine halbe Stunde lang ſo angegriffen hatten, ſo befanden ſie fuͤr gut, mit dem Verluſt einiger Mannſchaft und Pferde, die getoͤdtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die- ſem Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der ſich durch beſondern Muth auszeichnete, in Perſon ver- ſchiedene Angriffe, und verwundete zwey von unſern Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr wurde, und ſahe, daß ich ein gezogenes Rohr in meiner Hand hatte, ſo ſagte er mir, ihn von Pferde zu ſchießen, welches ich auch bey ſeinem erſten An- griffe that, den er wieder machte, und ihn durchs di- cke Bein ſchoß, daß er von dem Pferde fiel, mit wel-
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ſich dieſe naͤherten, ſtanden dieſe verzweifelten Tartarn
auf, warfen ihre Wurfſpieße, toͤdteten alle Dragoner,
und thaten alsdann mit ihren Saͤbeln einen ſo verwe-
genen Angriff, daß ſie noch viele andere verwundeten,
und ſich nicht eher ergaben, als bis ſie alle in Stuͤcken
zerhauen waren.
Der General Romanzof hatte Befehl erhalten,
mit unſern 6 Bataillons zu marſchiren, und den
Dragonern in Verwuͤſtung der Reſidenz des Sultans
beyzuſtehen. Auf dieſem Marſche wurden wir von
einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von
einem benachbarten Großen dem Udenich beyzuſtehen
kamen. Sie avancirten und retirirten in dieſem
Angriffe auf eine ſehr ungewoͤhnliche Art. Jhrer
waren in der Fronte nur zwoͤlfe, in der Tiefe aber
funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Saͤ-
beln folgten. Wenn die vorderſten Glieder einen
Angriff auf unſere aufgepflanzten Bajonette gethan
hatten, ſo giengen ſie herum und ſtellten ſich wieder
hinten. Nachdem ſie uns faſt eine halbe Stunde
lang ſo angegriffen hatten, ſo befanden ſie fuͤr gut,
mit dem Verluſt einiger Mannſchaft und Pferde, die
getoͤdtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die-
ſem Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der ſich
durch beſondern Muth auszeichnete, in Perſon ver-
ſchiedene Angriffe, und verwundete zwey von unſern
Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr
wurde, und ſahe, daß ich ein gezogenes Rohr in
meiner Hand hatte, ſo ſagte er mir, ihn von Pferde
zu ſchießen, welches ich auch bey ſeinem erſten An-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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