Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

sich diese näherten, standen diese verzweifelten Tartarn
auf, warfen ihre Wurfspieße, tödteten alle Dragoner,
und thaten alsdann mit ihren Säbeln einen so verwe-
genen Angriff, daß sie noch viele andere verwundeten,
und sich nicht eher ergaben, als bis sie alle in Stücken
zerhauen waren.

Der General Romanzof hatte Befehl erhalten,
mit unsern 6 Bataillons zu marschiren, und den
Dragonern in Verwüstung der Residenz des Sultans
beyzustehen. Auf diesem Marsche wurden wir von
einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von
einem benachbarten Großen dem Udenich beyzustehen
kamen. Sie avancirten und retirirten in diesem
Angriffe auf eine sehr ungewöhnliche Art. Jhrer
waren in der Fronte nur zwölfe, in der Tiefe aber
funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Sä-
beln folgten. Wenn die vordersten Glieder einen
Angriff auf unsere aufgepflanzten Bajonette gethan
hatten, so giengen sie herum und stellten sich wieder
hinten. Nachdem sie uns fast eine halbe Stunde
lang so angegriffen hatten, so befanden sie für gut,
mit dem Verlust einiger Mannschaft und Pferde, die
getödtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die-
sem Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der sich
durch besondern Muth auszeichnete, in Person ver-
schiedene Angriffe, und verwundete zwey von unsern
Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr
wurde, und sahe, daß ich ein gezogenes Rohr in
meiner Hand hatte, so sagte er mir, ihn von Pferde
zu schießen, welches ich auch bey seinem ersten An-
griffe that, den er wieder machte, und ihn durchs di-
cke Bein schoß, daß er von dem Pferde fiel, mit wel-

chem
X 4

ſich dieſe naͤherten, ſtanden dieſe verzweifelten Tartarn
auf, warfen ihre Wurfſpieße, toͤdteten alle Dragoner,
und thaten alsdann mit ihren Saͤbeln einen ſo verwe-
genen Angriff, daß ſie noch viele andere verwundeten,
und ſich nicht eher ergaben, als bis ſie alle in Stuͤcken
zerhauen waren.

Der General Romanzof hatte Befehl erhalten,
mit unſern 6 Bataillons zu marſchiren, und den
Dragonern in Verwuͤſtung der Reſidenz des Sultans
beyzuſtehen. Auf dieſem Marſche wurden wir von
einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von
einem benachbarten Großen dem Udenich beyzuſtehen
kamen. Sie avancirten und retirirten in dieſem
Angriffe auf eine ſehr ungewoͤhnliche Art. Jhrer
waren in der Fronte nur zwoͤlfe, in der Tiefe aber
funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Saͤ-
beln folgten. Wenn die vorderſten Glieder einen
Angriff auf unſere aufgepflanzten Bajonette gethan
hatten, ſo giengen ſie herum und ſtellten ſich wieder
hinten. Nachdem ſie uns faſt eine halbe Stunde
lang ſo angegriffen hatten, ſo befanden ſie fuͤr gut,
mit dem Verluſt einiger Mannſchaft und Pferde, die
getoͤdtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die-
ſem Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der ſich
durch beſondern Muth auszeichnete, in Perſon ver-
ſchiedene Angriffe, und verwundete zwey von unſern
Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr
wurde, und ſahe, daß ich ein gezogenes Rohr in
meiner Hand hatte, ſo ſagte er mir, ihn von Pferde
zu ſchießen, welches ich auch bey ſeinem erſten An-
griffe that, den er wieder machte, und ihn durchs di-
cke Bein ſchoß, daß er von dem Pferde fiel, mit wel-

chem
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0337" n="327"/>
&#x017F;ich die&#x017F;e na&#x0364;herten, &#x017F;tanden die&#x017F;e verzweifelten Tartarn<lb/>
auf, warfen ihre Wurf&#x017F;pieße, to&#x0364;dteten alle Dragoner,<lb/>
und thaten alsdann mit ihren Sa&#x0364;beln einen &#x017F;o verwe-<lb/>
genen Angriff, daß &#x017F;ie noch viele andere verwundeten,<lb/>
und &#x017F;ich nicht eher ergaben, als bis &#x017F;ie alle in Stu&#x0364;cken<lb/>
zerhauen waren.</p><lb/>
        <p>Der General Romanzof hatte Befehl erhalten,<lb/>
mit un&#x017F;ern 6 Bataillons zu mar&#x017F;chiren, und den<lb/>
Dragonern in Verwu&#x0364;&#x017F;tung der Re&#x017F;idenz des Sultans<lb/>
beyzu&#x017F;tehen. Auf die&#x017F;em Mar&#x017F;che wurden wir von<lb/>
einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von<lb/>
einem benachbarten Großen dem Udenich beyzu&#x017F;tehen<lb/>
kamen. Sie avancirten und retirirten in die&#x017F;em<lb/>
Angriffe auf eine &#x017F;ehr ungewo&#x0364;hnliche Art. Jhrer<lb/>
waren in der Fronte nur zwo&#x0364;lfe, in der Tiefe aber<lb/>
funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Sa&#x0364;-<lb/>
beln folgten. Wenn die vorder&#x017F;ten Glieder einen<lb/>
Angriff auf un&#x017F;ere aufgepflanzten Bajonette gethan<lb/>
hatten, &#x017F;o giengen &#x017F;ie herum und &#x017F;tellten &#x017F;ich wieder<lb/>
hinten. Nachdem &#x017F;ie uns fa&#x017F;t eine halbe Stunde<lb/>
lang &#x017F;o angegriffen hatten, &#x017F;o befanden &#x017F;ie fu&#x0364;r gut,<lb/>
mit dem Verlu&#x017F;t einiger Mann&#x017F;chaft und Pferde, die<lb/>
geto&#x0364;dtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die-<lb/>
&#x017F;em Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der &#x017F;ich<lb/>
durch be&#x017F;ondern Muth auszeichnete, in Per&#x017F;on ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Angriffe, und verwundete zwey von un&#x017F;ern<lb/>
Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr<lb/>
wurde, und &#x017F;ahe, daß ich ein gezogenes Rohr in<lb/>
meiner Hand hatte, &#x017F;o &#x017F;agte er mir, ihn von Pferde<lb/>
zu &#x017F;chießen, welches ich auch bey &#x017F;einem er&#x017F;ten An-<lb/>
griffe that, den er wieder machte, und ihn durchs di-<lb/>
cke Bein &#x017F;choß, daß er von dem Pferde fiel, mit wel-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 4</fw><fw place="bottom" type="catch">chem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0337] ſich dieſe naͤherten, ſtanden dieſe verzweifelten Tartarn auf, warfen ihre Wurfſpieße, toͤdteten alle Dragoner, und thaten alsdann mit ihren Saͤbeln einen ſo verwe- genen Angriff, daß ſie noch viele andere verwundeten, und ſich nicht eher ergaben, als bis ſie alle in Stuͤcken zerhauen waren. Der General Romanzof hatte Befehl erhalten, mit unſern 6 Bataillons zu marſchiren, und den Dragonern in Verwuͤſtung der Reſidenz des Sultans beyzuſtehen. Auf dieſem Marſche wurden wir von einem Corps von 600 Reitern angegriffen, die von einem benachbarten Großen dem Udenich beyzuſtehen kamen. Sie avancirten und retirirten in dieſem Angriffe auf eine ſehr ungewoͤhnliche Art. Jhrer waren in der Fronte nur zwoͤlfe, in der Tiefe aber funfzig, wobey einer dem andern mit gezogenen Saͤ- beln folgten. Wenn die vorderſten Glieder einen Angriff auf unſere aufgepflanzten Bajonette gethan hatten, ſo giengen ſie herum und ſtellten ſich wieder hinten. Nachdem ſie uns faſt eine halbe Stunde lang ſo angegriffen hatten, ſo befanden ſie fuͤr gut, mit dem Verluſt einiger Mannſchaft und Pferde, die getoͤdtet und verwundet waren, abzuziehen. Jn die- ſem Angriffe that einer ihrer Befehlshaber, der ſich durch beſondern Muth auszeichnete, in Perſon ver- ſchiedene Angriffe, und verwundete zwey von unſern Leuten. Als der General Romanzof ihn gewahr wurde, und ſahe, daß ich ein gezogenes Rohr in meiner Hand hatte, ſo ſagte er mir, ihn von Pferde zu ſchießen, welches ich auch bey ſeinem erſten An- griffe that, den er wieder machte, und ihn durchs di- cke Bein ſchoß, daß er von dem Pferde fiel, mit wel- chem X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/337
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/337>, abgerufen am 13.05.2024.