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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be-
festigen sie große Stücken Holz, die in dem Wasser
schwimmen. Längst diesem großen Seile befestigen
sie viel kleine Stricke in einer gewissen Entfernung
von einander, davon jeder einen Haken hat, daran
ein gewisser kleiner Fisch hängt, nach welchen die gros-
sen Fische sehr begierig sind. Dergleichen Seile le-
gen sie jeden Abend queer über den Fluß, und neh-
men sie des Morgens wieder heraus, da es sich denn
selten zuträgt, daß nicht an jedem Haken ein Fisch
von dieser oder jener Art hängt, davon einige 10, 12
oder mehr Fuß lang sind. Die Russen bedienen sich
auch eines Seiles, woran sie ebenfalls Haken mit
Köder befestigen; sie haben auch kleinere Seile, wor-
an aber kleine hölzerne Fische hangen, die mit Zinn
überzogen sind, die, wenn sie hinter dem Bothe her-
gezogen werden, an den Sonnenstralen wie Fische
aussehen, wodurch sie sehr große Fische zu dem Kö-
der locken. Unter den verschiedenen Fischen, woran
dieser Fluß einen Ueberfluß hat, ist der Stöhr nicht
einer der unbeträchtlichsten, dessen Eyer dasjenige ge-
ben, was die Russen Jkari und wir Caviar nen-
nen. Der Beluga oder Weißfisch verdient ebenfalls
angemerkt zu werden; er ist 5 bis 6 Ellen lang, und
nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar
aus seinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far-
be hat, größer und angenehmer von Geschmack ist, als
der vom Stöhre, sich aber nicht so gut verfahren läßt,
da sie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfündig machen
können. Die Eyer des Stöhrs sind schwarz und klein,
und werden, in 10 oder 12 Tagen nach ihrer Zube-
reitung mit Salz, in einen Teig eingeschlagen und nach

allen

Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be-
feſtigen ſie große Stuͤcken Holz, die in dem Waſſer
ſchwimmen. Laͤngſt dieſem großen Seile befeſtigen
ſie viel kleine Stricke in einer gewiſſen Entfernung
von einander, davon jeder einen Haken hat, daran
ein gewiſſer kleiner Fiſch haͤngt, nach welchen die groſ-
ſen Fiſche ſehr begierig ſind. Dergleichen Seile le-
gen ſie jeden Abend queer uͤber den Fluß, und neh-
men ſie des Morgens wieder heraus, da es ſich denn
ſelten zutraͤgt, daß nicht an jedem Haken ein Fiſch
von dieſer oder jener Art haͤngt, davon einige 10, 12
oder mehr Fuß lang ſind. Die Ruſſen bedienen ſich
auch eines Seiles, woran ſie ebenfalls Haken mit
Koͤder befeſtigen; ſie haben auch kleinere Seile, wor-
an aber kleine hoͤlzerne Fiſche hangen, die mit Zinn
uͤberzogen ſind, die, wenn ſie hinter dem Bothe her-
gezogen werden, an den Sonnenſtralen wie Fiſche
ausſehen, wodurch ſie ſehr große Fiſche zu dem Koͤ-
der locken. Unter den verſchiedenen Fiſchen, woran
dieſer Fluß einen Ueberfluß hat, iſt der Stoͤhr nicht
einer der unbetraͤchtlichſten, deſſen Eyer dasjenige ge-
ben, was die Ruſſen Jkari und wir Caviar nen-
nen. Der Beluga oder Weißfiſch verdient ebenfalls
angemerkt zu werden; er iſt 5 bis 6 Ellen lang, und
nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar
aus ſeinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far-
be hat, groͤßer und angenehmer von Geſchmack iſt, als
der vom Stoͤhre, ſich aber nicht ſo gut verfahren laͤßt,
da ſie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfuͤndig machen
koͤnnen. Die Eyer des Stoͤhrs ſind ſchwarz und klein,
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[278/0288] Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be- feſtigen ſie große Stuͤcken Holz, die in dem Waſſer ſchwimmen. Laͤngſt dieſem großen Seile befeſtigen ſie viel kleine Stricke in einer gewiſſen Entfernung von einander, davon jeder einen Haken hat, daran ein gewiſſer kleiner Fiſch haͤngt, nach welchen die groſ- ſen Fiſche ſehr begierig ſind. Dergleichen Seile le- gen ſie jeden Abend queer uͤber den Fluß, und neh- men ſie des Morgens wieder heraus, da es ſich denn ſelten zutraͤgt, daß nicht an jedem Haken ein Fiſch von dieſer oder jener Art haͤngt, davon einige 10, 12 oder mehr Fuß lang ſind. Die Ruſſen bedienen ſich auch eines Seiles, woran ſie ebenfalls Haken mit Koͤder befeſtigen; ſie haben auch kleinere Seile, wor- an aber kleine hoͤlzerne Fiſche hangen, die mit Zinn uͤberzogen ſind, die, wenn ſie hinter dem Bothe her- gezogen werden, an den Sonnenſtralen wie Fiſche ausſehen, wodurch ſie ſehr große Fiſche zu dem Koͤ- der locken. Unter den verſchiedenen Fiſchen, woran dieſer Fluß einen Ueberfluß hat, iſt der Stoͤhr nicht einer der unbetraͤchtlichſten, deſſen Eyer dasjenige ge- ben, was die Ruſſen Jkari und wir Caviar nen- nen. Der Beluga oder Weißfiſch verdient ebenfalls angemerkt zu werden; er iſt 5 bis 6 Ellen lang, und nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar aus ſeinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far- be hat, groͤßer und angenehmer von Geſchmack iſt, als der vom Stoͤhre, ſich aber nicht ſo gut verfahren laͤßt, da ſie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfuͤndig machen koͤnnen. Die Eyer des Stoͤhrs ſind ſchwarz und klein, und werden, in 10 oder 12 Tagen nach ihrer Zube- reitung mit Salz, in einen Teig eingeſchlagen und nach allen

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/288>, abgerufen am 22.11.2024.