Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be- festigen sie große Stücken Holz, die in dem Wasser schwimmen. Längst diesem großen Seile befestigen sie viel kleine Stricke in einer gewissen Entfernung von einander, davon jeder einen Haken hat, daran ein gewisser kleiner Fisch hängt, nach welchen die gros- sen Fische sehr begierig sind. Dergleichen Seile le- gen sie jeden Abend queer über den Fluß, und neh- men sie des Morgens wieder heraus, da es sich denn selten zuträgt, daß nicht an jedem Haken ein Fisch von dieser oder jener Art hängt, davon einige 10, 12 oder mehr Fuß lang sind. Die Russen bedienen sich auch eines Seiles, woran sie ebenfalls Haken mit Köder befestigen; sie haben auch kleinere Seile, wor- an aber kleine hölzerne Fische hangen, die mit Zinn überzogen sind, die, wenn sie hinter dem Bothe her- gezogen werden, an den Sonnenstralen wie Fische aussehen, wodurch sie sehr große Fische zu dem Kö- der locken. Unter den verschiedenen Fischen, woran dieser Fluß einen Ueberfluß hat, ist der Stöhr nicht einer der unbeträchtlichsten, dessen Eyer dasjenige ge- ben, was die Russen Jkari und wir Caviar nen- nen. Der Beluga oder Weißfisch verdient ebenfalls angemerkt zu werden; er ist 5 bis 6 Ellen lang, und nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar aus seinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far- be hat, größer und angenehmer von Geschmack ist, als der vom Stöhre, sich aber nicht so gut verfahren läßt, da sie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfündig machen können. Die Eyer des Stöhrs sind schwarz und klein, und werden, in 10 oder 12 Tagen nach ihrer Zube- reitung mit Salz, in einen Teig eingeschlagen und nach
allen
Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be- feſtigen ſie große Stuͤcken Holz, die in dem Waſſer ſchwimmen. Laͤngſt dieſem großen Seile befeſtigen ſie viel kleine Stricke in einer gewiſſen Entfernung von einander, davon jeder einen Haken hat, daran ein gewiſſer kleiner Fiſch haͤngt, nach welchen die groſ- ſen Fiſche ſehr begierig ſind. Dergleichen Seile le- gen ſie jeden Abend queer uͤber den Fluß, und neh- men ſie des Morgens wieder heraus, da es ſich denn ſelten zutraͤgt, daß nicht an jedem Haken ein Fiſch von dieſer oder jener Art haͤngt, davon einige 10, 12 oder mehr Fuß lang ſind. Die Ruſſen bedienen ſich auch eines Seiles, woran ſie ebenfalls Haken mit Koͤder befeſtigen; ſie haben auch kleinere Seile, wor- an aber kleine hoͤlzerne Fiſche hangen, die mit Zinn uͤberzogen ſind, die, wenn ſie hinter dem Bothe her- gezogen werden, an den Sonnenſtralen wie Fiſche ausſehen, wodurch ſie ſehr große Fiſche zu dem Koͤ- der locken. Unter den verſchiedenen Fiſchen, woran dieſer Fluß einen Ueberfluß hat, iſt der Stoͤhr nicht einer der unbetraͤchtlichſten, deſſen Eyer dasjenige ge- ben, was die Ruſſen Jkari und wir Caviar nen- nen. Der Beluga oder Weißfiſch verdient ebenfalls angemerkt zu werden; er iſt 5 bis 6 Ellen lang, und nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar aus ſeinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far- be hat, groͤßer und angenehmer von Geſchmack iſt, als der vom Stoͤhre, ſich aber nicht ſo gut verfahren laͤßt, da ſie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfuͤndig machen koͤnnen. Die Eyer des Stoͤhrs ſind ſchwarz und klein, und werden, in 10 oder 12 Tagen nach ihrer Zube- reitung mit Salz, in einen Teig eingeſchlagen und nach
allen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0288"n="278"/>
Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be-<lb/>
feſtigen ſie große Stuͤcken Holz, die in dem Waſſer<lb/>ſchwimmen. Laͤngſt dieſem großen Seile befeſtigen<lb/>ſie viel kleine Stricke in einer gewiſſen Entfernung<lb/>
von einander, davon jeder einen Haken hat, daran<lb/>
ein gewiſſer kleiner Fiſch haͤngt, nach welchen die groſ-<lb/>ſen Fiſche ſehr begierig ſind. Dergleichen Seile le-<lb/>
gen ſie jeden Abend queer uͤber den Fluß, und neh-<lb/>
men ſie des Morgens wieder heraus, da es ſich denn<lb/>ſelten zutraͤgt, daß nicht an jedem Haken ein Fiſch<lb/>
von dieſer oder jener Art haͤngt, davon einige 10, 12<lb/>
oder mehr Fuß lang ſind. Die Ruſſen bedienen ſich<lb/>
auch eines Seiles, woran ſie ebenfalls Haken mit<lb/>
Koͤder befeſtigen; ſie haben auch kleinere Seile, wor-<lb/>
an aber kleine hoͤlzerne Fiſche hangen, die mit Zinn<lb/>
uͤberzogen ſind, die, wenn ſie hinter dem Bothe her-<lb/>
gezogen werden, an den Sonnenſtralen wie Fiſche<lb/>
ausſehen, wodurch ſie ſehr große Fiſche zu dem Koͤ-<lb/>
der locken. Unter den verſchiedenen Fiſchen, woran<lb/>
dieſer Fluß einen Ueberfluß hat, iſt der Stoͤhr nicht<lb/>
einer der unbetraͤchtlichſten, deſſen Eyer dasjenige ge-<lb/>
ben, was die Ruſſen <hirendition="#fr">Jkari</hi> und wir <hirendition="#fr">Caviar</hi> nen-<lb/>
nen. Der Beluga oder Weißfiſch verdient ebenfalls<lb/>
angemerkt zu werden; er iſt 5 bis 6 Ellen lang, und<lb/>
nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar<lb/>
aus ſeinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far-<lb/>
be hat, groͤßer und angenehmer von Geſchmack iſt, als<lb/>
der vom Stoͤhre, ſich aber nicht ſo gut verfahren laͤßt,<lb/>
da ſie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfuͤndig machen<lb/>
koͤnnen. Die Eyer des Stoͤhrs ſind ſchwarz und klein,<lb/>
und werden, in 10 oder 12 Tagen nach ihrer Zube-<lb/>
reitung mit Salz, in einen Teig eingeſchlagen und nach<lb/><fwplace="bottom"type="catch">allen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[278/0288]
Boden herunter gehet, und an dem andern Ende be-
feſtigen ſie große Stuͤcken Holz, die in dem Waſſer
ſchwimmen. Laͤngſt dieſem großen Seile befeſtigen
ſie viel kleine Stricke in einer gewiſſen Entfernung
von einander, davon jeder einen Haken hat, daran
ein gewiſſer kleiner Fiſch haͤngt, nach welchen die groſ-
ſen Fiſche ſehr begierig ſind. Dergleichen Seile le-
gen ſie jeden Abend queer uͤber den Fluß, und neh-
men ſie des Morgens wieder heraus, da es ſich denn
ſelten zutraͤgt, daß nicht an jedem Haken ein Fiſch
von dieſer oder jener Art haͤngt, davon einige 10, 12
oder mehr Fuß lang ſind. Die Ruſſen bedienen ſich
auch eines Seiles, woran ſie ebenfalls Haken mit
Koͤder befeſtigen; ſie haben auch kleinere Seile, wor-
an aber kleine hoͤlzerne Fiſche hangen, die mit Zinn
uͤberzogen ſind, die, wenn ſie hinter dem Bothe her-
gezogen werden, an den Sonnenſtralen wie Fiſche
ausſehen, wodurch ſie ſehr große Fiſche zu dem Koͤ-
der locken. Unter den verſchiedenen Fiſchen, woran
dieſer Fluß einen Ueberfluß hat, iſt der Stoͤhr nicht
einer der unbetraͤchtlichſten, deſſen Eyer dasjenige ge-
ben, was die Ruſſen Jkari und wir Caviar nen-
nen. Der Beluga oder Weißfiſch verdient ebenfalls
angemerkt zu werden; er iſt 5 bis 6 Ellen lang, und
nach Proportion dick. Man macht ebenfalls Caviar
aus ſeinen Eyern oder Rogen, der eine hellgraue Far-
be hat, groͤßer und angenehmer von Geſchmack iſt, als
der vom Stoͤhre, ſich aber nicht ſo gut verfahren laͤßt,
da ſie kein Mittel, ihn zu erhalten, ausfuͤndig machen
koͤnnen. Die Eyer des Stoͤhrs ſind ſchwarz und klein,
und werden, in 10 oder 12 Tagen nach ihrer Zube-
reitung mit Salz, in einen Teig eingeſchlagen und nach
allen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/288>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.