viantschiff ein; sie hatten drey Anker eingebüßet, und drey Soldaten und ein Canonierer waren ertrunken. Da ich der älteste Officier war, so nahm ich sie unter mein Commando, und diese Zusammenkunft machte die übrige Reise desto angenehmer, indem etliche Of- ficiersweiber und Musikanten auf dem Proviantschisse waren. Wir brachten unsere Zeit des Abends mit Tanzen, und des Tages mit Fischen und Vogelschies- sen zu, indem die besten Arten von Fischen sowohl als Vögeln in großem Ueberflusse vorhanden waren; alle übrige Arten von Speisen und Proviant konnte man für weniges Geld oder fast umsonst haben, und da wir einen guten Vorrath von Liqueuren auf unsern Schiffen hatten, so brachten wir unsere Zeit auf dem Proviantschiffe beysammen sehr angenehm zu, weil wir darauf Platz genug hatten.
Jn dieser Gegend ist die Wolga mit kleinen Jn-Art in der Wolga zu fischen. seln und Sandbänken angefüllt, welche gegen beyde Ufer hie und her zerstreuet liegen, und daher die Fahrt sehr schwer, und in gewissen Jahreszeiten für Schiffe von großen Lasten unmöglich machen, die meistens im Monat May und Junius fahren müssen, in welchen, wegen des thauenden Schnees, und der darein fallenden aufgethauten Flüsse, das Wasser so hoch steiget, daß die Fahrzeuge oft über die kleinen Jnseln gehen können. Dieser Fluß führet einen gros- sen Vorrath an Fischen aller Arten mit sich, die eine gute Waare in Moskau sind, weil sie so viel Festtage haben, und die sowohl die Tartarn als die Russen mit Angeln, aber auf verschiedene Art, fangen. Die Tar- tarn nehmen ein langes Seil, und binden an das eine Ende einen großen Stein, der mit demselben auf den
Boden
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viantſchiff ein; ſie hatten drey Anker eingebuͤßet, und drey Soldaten und ein Canonierer waren ertrunken. Da ich der aͤlteſte Officier war, ſo nahm ich ſie unter mein Commando, und dieſe Zuſammenkunft machte die uͤbrige Reiſe deſto angenehmer, indem etliche Of- ficiersweiber und Muſikanten auf dem Proviantſchiſſe waren. Wir brachten unſere Zeit des Abends mit Tanzen, und des Tages mit Fiſchen und Vogelſchieſ- ſen zu, indem die beſten Arten von Fiſchen ſowohl als Voͤgeln in großem Ueberfluſſe vorhanden waren; alle uͤbrige Arten von Speiſen und Proviant konnte man fuͤr weniges Geld oder faſt umſonſt haben, und da wir einen guten Vorrath von Liqueuren auf unſern Schiffen hatten, ſo brachten wir unſere Zeit auf dem Proviantſchiffe beyſammen ſehr angenehm zu, weil wir darauf Platz genug hatten.
Jn dieſer Gegend iſt die Wolga mit kleinen Jn-Art in der Wolga zu fiſchen. ſeln und Sandbaͤnken angefuͤllt, welche gegen beyde Ufer hie und her zerſtreuet liegen, und daher die Fahrt ſehr ſchwer, und in gewiſſen Jahreszeiten fuͤr Schiffe von großen Laſten unmoͤglich machen, die meiſtens im Monat May und Junius fahren muͤſſen, in welchen, wegen des thauenden Schnees, und der darein fallenden aufgethauten Fluͤſſe, das Waſſer ſo hoch ſteiget, daß die Fahrzeuge oft uͤber die kleinen Jnſeln gehen koͤnnen. Dieſer Fluß fuͤhret einen groſ- ſen Vorrath an Fiſchen aller Arten mit ſich, die eine gute Waare in Moskau ſind, weil ſie ſo viel Feſttage haben, und die ſowohl die Tartarn als die Ruſſen mit Angeln, aber auf verſchiedene Art, fangen. Die Tar- tarn nehmen ein langes Seil, und binden an das eine Ende einen großen Stein, der mit demſelben auf den
Boden
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viantſchiff ein; ſie hatten drey Anker eingebuͤßet, und
drey Soldaten und ein Canonierer waren ertrunken.
Da ich der aͤlteſte Officier war, ſo nahm ich ſie unter
mein Commando, und dieſe Zuſammenkunft machte
die uͤbrige Reiſe deſto angenehmer, indem etliche Of-
ficiersweiber und Muſikanten auf dem Proviantſchiſſe
waren. Wir brachten unſere Zeit des Abends mit
Tanzen, und des Tages mit Fiſchen und Vogelſchieſ-
ſen zu, indem die beſten Arten von Fiſchen ſowohl
als Voͤgeln in großem Ueberfluſſe vorhanden waren;
alle uͤbrige Arten von Speiſen und Proviant konnte
man fuͤr weniges Geld oder faſt umſonſt haben, und
da wir einen guten Vorrath von Liqueuren auf unſern
Schiffen hatten, ſo brachten wir unſere Zeit auf dem
Proviantſchiffe beyſammen ſehr angenehm zu, weil
wir darauf Platz genug hatten.
Jn dieſer Gegend iſt die Wolga mit kleinen Jn-
ſeln und Sandbaͤnken angefuͤllt, welche gegen beyde
Ufer hie und her zerſtreuet liegen, und daher die
Fahrt ſehr ſchwer, und in gewiſſen Jahreszeiten fuͤr
Schiffe von großen Laſten unmoͤglich machen, die
meiſtens im Monat May und Junius fahren muͤſſen,
in welchen, wegen des thauenden Schnees, und der
darein fallenden aufgethauten Fluͤſſe, das Waſſer ſo
hoch ſteiget, daß die Fahrzeuge oft uͤber die kleinen
Jnſeln gehen koͤnnen. Dieſer Fluß fuͤhret einen groſ-
ſen Vorrath an Fiſchen aller Arten mit ſich, die eine
gute Waare in Moskau ſind, weil ſie ſo viel Feſttage
haben, und die ſowohl die Tartarn als die Ruſſen mit
Angeln, aber auf verſchiedene Art, fangen. Die Tar-
tarn nehmen ein langes Seil, und binden an das eine
Ende einen großen Stein, der mit demſelben auf den
Boden
Art in der
Wolga zu
fiſchen.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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