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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Ducaten, versiegelt worden, wie sein Schwieger-
vater begraben werden solle, da er kein Geld zu
den Kosten habe. Hierauf sagte Romanzof, des
Czars Wille sey, daß des Marschalls Leiche prächtig
begraben und keine Kosten gesparet werden sollten,
worauf er einen Kasten öffnete, 10000 Rubel her-
aus nahm, und selbige mir übergab, mit dem Befeh-
le, sie so anzuwenden, wie mir der General le Fort
befehlen würde; wenn diese alle wären, sollte ich nur
mehr fordern. Jch schrieb also alles genau auf,
was ausgegeben wurde, weil ich nach dem Begräb-
nisse mit Quittungen berechnen sollte.

Diese üble Begegnung rührte von einer Empfind-
lichkeit des Romanzof gegen den Herrn le Fort her,
weil er glaubte, daß dieser Schuld daran gewesen, daß
er des Marschalls Tochter nicht bekommen hatte. Um
ihn nun noch nachdrücklicher zu kränken, so bat er
den Czar um des Marschalls Vermögen, und erhielt
es auch, weil er ihm nichts abschlug, weil er damals
ein steigender Liebling war. Um seine Rache vollkom-
men zu machen, that er dem Nereskin, einem nahen
Verwandten des Czars, der eben von seinen Reisen
gekommen war, und ein Haus brauchte, den Vor-
schlag, daß er des Marschalls Haus nebst dem ganzen
Hausgeräthe und Silberzeuge kaufen sollte, welches
auch geschahe, nachdem alles auf Befehl des Hofes
war geschätzet worden. Allein es wurde von dem ge-
schätzten Preise niemals etwas bezahlt, und die Er-
binn, die damals noch ein Kind war, bekam nur ei-
nige Juwelen, die ihr ihr Großvater hinterlassen hatte,
und 12000 Rubel zu ihrer Ausstattung; das übrige
hatte Romanzof, wie durchgängig geglaubet wurde,

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Q

Ducaten, verſiegelt worden, wie ſein Schwieger-
vater begraben werden ſolle, da er kein Geld zu
den Koſten habe. Hierauf ſagte Romanzof, des
Czars Wille ſey, daß des Marſchalls Leiche praͤchtig
begraben und keine Koſten geſparet werden ſollten,
worauf er einen Kaſten oͤffnete, 10000 Rubel her-
aus nahm, und ſelbige mir uͤbergab, mit dem Befeh-
le, ſie ſo anzuwenden, wie mir der General le Fort
befehlen wuͤrde; wenn dieſe alle waͤren, ſollte ich nur
mehr fordern. Jch ſchrieb alſo alles genau auf,
was ausgegeben wurde, weil ich nach dem Begraͤb-
niſſe mit Quittungen berechnen ſollte.

Dieſe uͤble Begegnung ruͤhrte von einer Empfind-
lichkeit des Romanzof gegen den Herrn le Fort her,
weil er glaubte, daß dieſer Schuld daran geweſen, daß
er des Marſchalls Tochter nicht bekommen hatte. Um
ihn nun noch nachdruͤcklicher zu kraͤnken, ſo bat er
den Czar um des Marſchalls Vermoͤgen, und erhielt
es auch, weil er ihm nichts abſchlug, weil er damals
ein ſteigender Liebling war. Um ſeine Rache vollkom-
men zu machen, that er dem Nereskin, einem nahen
Verwandten des Czars, der eben von ſeinen Reiſen
gekommen war, und ein Haus brauchte, den Vor-
ſchlag, daß er des Marſchalls Haus nebſt dem ganzen
Hausgeraͤthe und Silberzeuge kaufen ſollte, welches
auch geſchahe, nachdem alles auf Befehl des Hofes
war geſchaͤtzet worden. Allein es wurde von dem ge-
ſchaͤtzten Preiſe niemals etwas bezahlt, und die Er-
binn, die damals noch ein Kind war, bekam nur ei-
nige Juwelen, die ihr ihr Großvater hinterlaſſen hatte,
und 12000 Rubel zu ihrer Ausſtattung; das uͤbrige
hatte Romanzof, wie durchgaͤngig geglaubet wurde,

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[241/0251] Ducaten, verſiegelt worden, wie ſein Schwieger- vater begraben werden ſolle, da er kein Geld zu den Koſten habe. Hierauf ſagte Romanzof, des Czars Wille ſey, daß des Marſchalls Leiche praͤchtig begraben und keine Koſten geſparet werden ſollten, worauf er einen Kaſten oͤffnete, 10000 Rubel her- aus nahm, und ſelbige mir uͤbergab, mit dem Befeh- le, ſie ſo anzuwenden, wie mir der General le Fort befehlen wuͤrde; wenn dieſe alle waͤren, ſollte ich nur mehr fordern. Jch ſchrieb alſo alles genau auf, was ausgegeben wurde, weil ich nach dem Begraͤb- niſſe mit Quittungen berechnen ſollte. Dieſe uͤble Begegnung ruͤhrte von einer Empfind- lichkeit des Romanzof gegen den Herrn le Fort her, weil er glaubte, daß dieſer Schuld daran geweſen, daß er des Marſchalls Tochter nicht bekommen hatte. Um ihn nun noch nachdruͤcklicher zu kraͤnken, ſo bat er den Czar um des Marſchalls Vermoͤgen, und erhielt es auch, weil er ihm nichts abſchlug, weil er damals ein ſteigender Liebling war. Um ſeine Rache vollkom- men zu machen, that er dem Nereskin, einem nahen Verwandten des Czars, der eben von ſeinen Reiſen gekommen war, und ein Haus brauchte, den Vor- ſchlag, daß er des Marſchalls Haus nebſt dem ganzen Hausgeraͤthe und Silberzeuge kaufen ſollte, welches auch geſchahe, nachdem alles auf Befehl des Hofes war geſchaͤtzet worden. Allein es wurde von dem ge- ſchaͤtzten Preiſe niemals etwas bezahlt, und die Er- binn, die damals noch ein Kind war, bekam nur ei- nige Juwelen, die ihr ihr Großvater hinterlaſſen hatte, und 12000 Rubel zu ihrer Ausſtattung; das uͤbrige hatte Romanzof, wie durchgaͤngig geglaubet wurde, zu Q

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/251>, abgerufen am 13.05.2024.