Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht antworten. Jndessen trat der Marschall selbst
herein, fast in eben dem Zustande, wie der Apothe-
ker, und sagte, daß er mehr hätte eilen sollen, da der
Prinz an einem Anfalle vom Schlage sehr krank sey.
Der Apotheker übergab ihm hierauf einen silbernen
Becher mit einem Deckel, den der Marschall selbst in
des Prinzen Zimmer trug, und den ganzen Weg wie
ein Betrunkener taumelte. Eine halbe Stunde her-
nach begab sich der Czar nebst allen seinen Begleitern
mit sehr traurigen Angesichtern weg, worauf der
Marschall mir befahl, in des Prinzen Zimmer zu
bleiben, und, im Fall eine Veränderung vorfallen soll-
te, ihm sogleich Nachricht davon zu geben. Es be-
fanden sich zwey Aerzte, zwey Wundärzte, und der
wachthabende Officier daselbst, mit welchen ich das
Mittagsmahl aß, welches für den Prinzen war berei-
tet worden. Die Aerzte wurden sogleich herein be-
rufen, auf den Prinzen Acht zu haben, der aus einer
Convusion in die andere fiel, und nach einem heftigen
Todeskampfe des Nachmittags um 5 Uhr verschied.
Jch gieng so gleich, den Marschall davon zu benach-
richtigen, der solches in dem Augenblicke dem Czar
hinterbrachte. Dieser befahl, daß das Eingeweide
aus dessen Körper genommen werden sollte; worauf
er in einen mit schwarzem Sammet überzogenen
Sarg gelegt, und über denselben ein reiches mit Gol-
de gesticktes Leichentuch gedeckt wurde. Alsdann
wurde er aus der Festung in die heilige Dreyfaltig-
keits-Kirche getragen, wo er bis den 11ten auf ei-
nem Paradebette lag, und alsdann des Abends wie-
der in die Festung gebracht, und in das Kaiserliche
Begräbniß neben den Sarg seiner verstorbenen Ge-

mahlinn

nicht antworten. Jndeſſen trat der Marſchall ſelbſt
herein, faſt in eben dem Zuſtande, wie der Apothe-
ker, und ſagte, daß er mehr haͤtte eilen ſollen, da der
Prinz an einem Anfalle vom Schlage ſehr krank ſey.
Der Apotheker uͤbergab ihm hierauf einen ſilbernen
Becher mit einem Deckel, den der Marſchall ſelbſt in
des Prinzen Zimmer trug, und den ganzen Weg wie
ein Betrunkener taumelte. Eine halbe Stunde her-
nach begab ſich der Czar nebſt allen ſeinen Begleitern
mit ſehr traurigen Angeſichtern weg, worauf der
Marſchall mir befahl, in des Prinzen Zimmer zu
bleiben, und, im Fall eine Veraͤnderung vorfallen ſoll-
te, ihm ſogleich Nachricht davon zu geben. Es be-
fanden ſich zwey Aerzte, zwey Wundaͤrzte, und der
wachthabende Officier daſelbſt, mit welchen ich das
Mittagsmahl aß, welches fuͤr den Prinzen war berei-
tet worden. Die Aerzte wurden ſogleich herein be-
rufen, auf den Prinzen Acht zu haben, der aus einer
Convuſion in die andere fiel, und nach einem heftigen
Todeskampfe des Nachmittags um 5 Uhr verſchied.
Jch gieng ſo gleich, den Marſchall davon zu benach-
richtigen, der ſolches in dem Augenblicke dem Czar
hinterbrachte. Dieſer befahl, daß das Eingeweide
aus deſſen Koͤrper genommen werden ſollte; worauf
er in einen mit ſchwarzem Sammet uͤberzogenen
Sarg gelegt, und uͤber denſelben ein reiches mit Gol-
de geſticktes Leichentuch gedeckt wurde. Alsdann
wurde er aus der Feſtung in die heilige Dreyfaltig-
keits-Kirche getragen, wo er bis den 11ten auf ei-
nem Paradebette lag, und alsdann des Abends wie-
der in die Feſtung gebracht, und in das Kaiſerliche
Begraͤbniß neben den Sarg ſeiner verſtorbenen Ge-

mahlinn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0228" n="218"/>
nicht antworten. Jnde&#x017F;&#x017F;en trat der Mar&#x017F;chall &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
herein, fa&#x017F;t in eben dem Zu&#x017F;tande, wie der Apothe-<lb/>
ker, und &#x017F;agte, daß er mehr ha&#x0364;tte eilen &#x017F;ollen, da der<lb/>
Prinz an einem Anfalle vom Schlage &#x017F;ehr krank &#x017F;ey.<lb/>
Der Apotheker u&#x0364;bergab ihm hierauf einen &#x017F;ilbernen<lb/>
Becher mit einem Deckel, den der Mar&#x017F;chall &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
des Prinzen Zimmer trug, und den ganzen Weg wie<lb/>
ein Betrunkener taumelte. Eine halbe Stunde her-<lb/>
nach begab &#x017F;ich der Czar neb&#x017F;t allen &#x017F;einen Begleitern<lb/>
mit &#x017F;ehr traurigen Ange&#x017F;ichtern weg, worauf der<lb/>
Mar&#x017F;chall mir befahl, in des Prinzen Zimmer zu<lb/>
bleiben, und, im Fall eine Vera&#x0364;nderung vorfallen &#x017F;oll-<lb/>
te, ihm &#x017F;ogleich Nachricht davon zu geben. Es be-<lb/>
fanden &#x017F;ich zwey Aerzte, zwey Wunda&#x0364;rzte, und der<lb/>
wachthabende Officier da&#x017F;elb&#x017F;t, mit welchen ich das<lb/>
Mittagsmahl aß, welches fu&#x0364;r den Prinzen war berei-<lb/>
tet worden. Die Aerzte wurden &#x017F;ogleich herein be-<lb/>
rufen, auf den Prinzen Acht zu haben, der aus einer<lb/>
Convu&#x017F;ion in die andere fiel, und nach einem heftigen<lb/>
Todeskampfe des Nachmittags um 5 Uhr ver&#x017F;chied.<lb/>
Jch gieng &#x017F;o gleich, den Mar&#x017F;chall davon zu benach-<lb/>
richtigen, der &#x017F;olches in dem Augenblicke dem Czar<lb/>
hinterbrachte. Die&#x017F;er befahl, daß das Eingeweide<lb/>
aus de&#x017F;&#x017F;en Ko&#x0364;rper genommen werden &#x017F;ollte; worauf<lb/>
er in einen mit &#x017F;chwarzem Sammet u&#x0364;berzogenen<lb/>
Sarg gelegt, und u&#x0364;ber den&#x017F;elben ein reiches mit Gol-<lb/>
de ge&#x017F;ticktes Leichentuch gedeckt wurde. Alsdann<lb/>
wurde er aus der Fe&#x017F;tung in die heilige Dreyfaltig-<lb/>
keits-Kirche getragen, wo er bis den 11ten auf ei-<lb/>
nem Paradebette lag, und alsdann des Abends wie-<lb/>
der in die Fe&#x017F;tung gebracht, und in das Kai&#x017F;erliche<lb/>
Begra&#x0364;bniß neben den Sarg &#x017F;einer ver&#x017F;torbenen Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mahlinn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0228] nicht antworten. Jndeſſen trat der Marſchall ſelbſt herein, faſt in eben dem Zuſtande, wie der Apothe- ker, und ſagte, daß er mehr haͤtte eilen ſollen, da der Prinz an einem Anfalle vom Schlage ſehr krank ſey. Der Apotheker uͤbergab ihm hierauf einen ſilbernen Becher mit einem Deckel, den der Marſchall ſelbſt in des Prinzen Zimmer trug, und den ganzen Weg wie ein Betrunkener taumelte. Eine halbe Stunde her- nach begab ſich der Czar nebſt allen ſeinen Begleitern mit ſehr traurigen Angeſichtern weg, worauf der Marſchall mir befahl, in des Prinzen Zimmer zu bleiben, und, im Fall eine Veraͤnderung vorfallen ſoll- te, ihm ſogleich Nachricht davon zu geben. Es be- fanden ſich zwey Aerzte, zwey Wundaͤrzte, und der wachthabende Officier daſelbſt, mit welchen ich das Mittagsmahl aß, welches fuͤr den Prinzen war berei- tet worden. Die Aerzte wurden ſogleich herein be- rufen, auf den Prinzen Acht zu haben, der aus einer Convuſion in die andere fiel, und nach einem heftigen Todeskampfe des Nachmittags um 5 Uhr verſchied. Jch gieng ſo gleich, den Marſchall davon zu benach- richtigen, der ſolches in dem Augenblicke dem Czar hinterbrachte. Dieſer befahl, daß das Eingeweide aus deſſen Koͤrper genommen werden ſollte; worauf er in einen mit ſchwarzem Sammet uͤberzogenen Sarg gelegt, und uͤber denſelben ein reiches mit Gol- de geſticktes Leichentuch gedeckt wurde. Alsdann wurde er aus der Feſtung in die heilige Dreyfaltig- keits-Kirche getragen, wo er bis den 11ten auf ei- nem Paradebette lag, und alsdann des Abends wie- der in die Feſtung gebracht, und in das Kaiſerliche Begraͤbniß neben den Sarg ſeiner verſtorbenen Ge- mahlinn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/228
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/228>, abgerufen am 27.04.2024.