zahlreich und das Complot so tief gegründet war, so fand der Czar für unumgänglich nothwendig, den Prinzen vor ein förmliches Verhör zu ziehen. Jn die- ser Absicht berief er den ganzen Adel und die Geistlich- keit, die vornehmsten Officiers von der Armee und der Flotte, die Gouverneurs in den Provinzen, und noch viele andere von verschiedenen Range und Ständen zu- sammen, sich in dem Senathause zu versammeln, und dem Verhöre des Prinzen beyzuwohnen. Das Ver- hör wurde den 25sten Junii angefangen, (die Um- stände davon sind von andern so umständlich erzählet worden, daß ich die Wiederholung derselben für un- nöthig gehalten habe,) und dauerte bis den 6ten Ju- lii, da dieses hohe Gerichte dem Prinzen einstimmig das Leben absprach, die Art des Todes aber Seiner Majestät Ausspruche überließ. Der Prinz wurde dem zu Folge vor das Gericht geführet, ihm sein Ur- theil vorgelesen, und er wiederum zurück in sein Ge- fängniß in der Festung gebracht.
Den folgenden Tag begab sich der Czar, in Be-Sein Tod und Charak- ter. gleitung der Senatoren und Bischöfe, in die Festung und in die Zimmer, worinn der Czarowitz gefangen saß. Kurz hierauf kam der Marschall Weyde her- aus, und befahl mir, zu dem Herrn Bear, dem Apo- theker, zu gehen, dessen Gewölbe nahe dabey war, und ihm zu sagen, daß er den Trank, den er bestellt habe, sehr stark machen solle, weil der Prinz sehr krank sey. Als ich dem Herrn Bear diese Nachricht überbrachte, wurde er ganz blaß, fieng an zu zittern und zu beben, und schien in der größten Verlegenheit zu seyn, worüber ich mich so sehr verwunderte, daß ich ihn fragte, was ihm fehle; er konnte mir aber
nicht
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zahlreich und das Complot ſo tief gegruͤndet war, ſo fand der Czar fuͤr unumgaͤnglich nothwendig, den Prinzen vor ein foͤrmliches Verhoͤr zu ziehen. Jn die- ſer Abſicht berief er den ganzen Adel und die Geiſtlich- keit, die vornehmſten Officiers von der Armee und der Flotte, die Gouverneurs in den Provinzen, und noch viele andere von verſchiedenen Range und Staͤnden zu- ſammen, ſich in dem Senathauſe zu verſammeln, und dem Verhoͤre des Prinzen beyzuwohnen. Das Ver- hoͤr wurde den 25ſten Junii angefangen, (die Um- ſtaͤnde davon ſind von andern ſo umſtaͤndlich erzaͤhlet worden, daß ich die Wiederholung derſelben fuͤr un- noͤthig gehalten habe,) und dauerte bis den 6ten Ju- lii, da dieſes hohe Gerichte dem Prinzen einſtimmig das Leben abſprach, die Art des Todes aber Seiner Majeſtaͤt Ausſpruche uͤberließ. Der Prinz wurde dem zu Folge vor das Gericht gefuͤhret, ihm ſein Ur- theil vorgeleſen, und er wiederum zuruͤck in ſein Ge- faͤngniß in der Feſtung gebracht.
Den folgenden Tag begab ſich der Czar, in Be-Sein Tod und Charak- ter. gleitung der Senatoren und Biſchoͤfe, in die Feſtung und in die Zimmer, worinn der Czarowitz gefangen ſaß. Kurz hierauf kam der Marſchall Weyde her- aus, und befahl mir, zu dem Herrn Bear, dem Apo- theker, zu gehen, deſſen Gewoͤlbe nahe dabey war, und ihm zu ſagen, daß er den Trank, den er beſtellt habe, ſehr ſtark machen ſolle, weil der Prinz ſehr krank ſey. Als ich dem Herrn Bear dieſe Nachricht uͤberbrachte, wurde er ganz blaß, fieng an zu zittern und zu beben, und ſchien in der groͤßten Verlegenheit zu ſeyn, woruͤber ich mich ſo ſehr verwunderte, daß ich ihn fragte, was ihm fehle; er konnte mir aber
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zahlreich und das Complot ſo tief gegruͤndet war, ſo
fand der Czar fuͤr unumgaͤnglich nothwendig, den
Prinzen vor ein foͤrmliches Verhoͤr zu ziehen. Jn die-
ſer Abſicht berief er den ganzen Adel und die Geiſtlich-
keit, die vornehmſten Officiers von der Armee und der
Flotte, die Gouverneurs in den Provinzen, und noch
viele andere von verſchiedenen Range und Staͤnden zu-
ſammen, ſich in dem Senathauſe zu verſammeln, und
dem Verhoͤre des Prinzen beyzuwohnen. Das Ver-
hoͤr wurde den 25ſten Junii angefangen, (die Um-
ſtaͤnde davon ſind von andern ſo umſtaͤndlich erzaͤhlet
worden, daß ich die Wiederholung derſelben fuͤr un-
noͤthig gehalten habe,) und dauerte bis den 6ten Ju-
lii, da dieſes hohe Gerichte dem Prinzen einſtimmig
das Leben abſprach, die Art des Todes aber Seiner
Majeſtaͤt Ausſpruche uͤberließ. Der Prinz wurde
dem zu Folge vor das Gericht gefuͤhret, ihm ſein Ur-
theil vorgeleſen, und er wiederum zuruͤck in ſein Ge-
faͤngniß in der Feſtung gebracht.
Den folgenden Tag begab ſich der Czar, in Be-
gleitung der Senatoren und Biſchoͤfe, in die Feſtung
und in die Zimmer, worinn der Czarowitz gefangen
ſaß. Kurz hierauf kam der Marſchall Weyde her-
aus, und befahl mir, zu dem Herrn Bear, dem Apo-
theker, zu gehen, deſſen Gewoͤlbe nahe dabey war,
und ihm zu ſagen, daß er den Trank, den er beſtellt
habe, ſehr ſtark machen ſolle, weil der Prinz ſehr
krank ſey. Als ich dem Herrn Bear dieſe Nachricht
uͤberbrachte, wurde er ganz blaß, fieng an zu zittern
und zu beben, und ſchien in der groͤßten Verlegenheit
zu ſeyn, woruͤber ich mich ſo ſehr verwunderte, daß
ich ihn fragte, was ihm fehle; er konnte mir aber
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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