den verschiedenen tartarischen Königreichen, durch die er gegangen war, eine Karte, mit einer umständli- chen Beschreibung der Länder und Einwohner, welche viel mehr enthielt, als man von diesen wilden Gegen- den gewußt hatte, und diese übergab er dem Czar. Er sagte, daß es lauter herumschweifende Tartarn wären, welche in Zelten wohnten, und ihre Woh- nungen von einem Orte zum andern aufschlügen, wo sie Futter für ihr Vieh fänden, weil ihr ganzer Reich- thum darinn bestehe. Doch bemerkte er eine Art von Häusern oder Hütten an den Flüssen, worinn alle- zeit ihre Chams wohnten, wie auch ein wenig Getrei- de. Da aber die nordischen Tartarn so wild bleiben, so wird es wohl unmöglich seyn, diese Gegenden voll- kommen zu entdecken.
Expedition des Fürsten Beckewitz.
Fast um eben diese Zeit bekam der Czar eine sehr unangenehme Nachricht von dem Ausgange des Unternehmens, welches an der östlichen Seite des Cas- pischen Meeres gegen die Usbeckische Tartarey war ge- macht worden. Da der Czar erfahren hatte, daß mit dem Fluß Daria eine große Menge Goldsand herunter käme, so schickte er den Fürsten Alexander Beckewitz mit 3000 Mann ab, daß er an dem Aus- flusse dieses Flusses landen, eine Festung daselbst an- legen, und alsdann im Lande weiter herauf gehen und die Berge entdecken solle, aus denen dieser Goldsand kam. Der Fürst baute ohne den geringsten Wider- stand eine Festung, ob sich gleich die Usbeckischen Tartarn eben daselbst befanden, die ihm, anstatt zu hindern, allen nur möglichen Beystand thaten, die Truppen mit allen Arten von Proviant versahen, und den freundschaftlichsten Umgang mit einander hielten.
Als
den verſchiedenen tartariſchen Koͤnigreichen, durch die er gegangen war, eine Karte, mit einer umſtaͤndli- chen Beſchreibung der Laͤnder und Einwohner, welche viel mehr enthielt, als man von dieſen wilden Gegen- den gewußt hatte, und dieſe uͤbergab er dem Czar. Er ſagte, daß es lauter herumſchweifende Tartarn waͤren, welche in Zelten wohnten, und ihre Woh- nungen von einem Orte zum andern aufſchluͤgen, wo ſie Futter fuͤr ihr Vieh faͤnden, weil ihr ganzer Reich- thum darinn beſtehe. Doch bemerkte er eine Art von Haͤuſern oder Huͤtten an den Fluͤſſen, worinn alle- zeit ihre Chams wohnten, wie auch ein wenig Getrei- de. Da aber die nordiſchen Tartarn ſo wild bleiben, ſo wird es wohl unmoͤglich ſeyn, dieſe Gegenden voll- kommen zu entdecken.
Expedition des Fuͤrſten Beckewitz.
Faſt um eben dieſe Zeit bekam der Czar eine ſehr unangenehme Nachricht von dem Ausgange des Unternehmens, welches an der oͤſtlichen Seite des Cas- piſchen Meeres gegen die Usbeckiſche Tartarey war ge- macht worden. Da der Czar erfahren hatte, daß mit dem Fluß Daria eine große Menge Goldſand herunter kaͤme, ſo ſchickte er den Fuͤrſten Alexander Beckewitz mit 3000 Mann ab, daß er an dem Aus- fluſſe dieſes Fluſſes landen, eine Feſtung daſelbſt an- legen, und alsdann im Lande weiter herauf gehen und die Berge entdecken ſolle, aus denen dieſer Goldſand kam. Der Fuͤrſt baute ohne den geringſten Wider- ſtand eine Feſtung, ob ſich gleich die Usbeckiſchen Tartarn eben daſelbſt befanden, die ihm, anſtatt zu hindern, allen nur moͤglichen Beyſtand thaten, die Truppen mit allen Arten von Proviant verſahen, und den freundſchaftlichſten Umgang mit einander hielten.
Als
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0214"n="204"/>
den verſchiedenen tartariſchen Koͤnigreichen, durch die<lb/>
er gegangen war, eine Karte, mit einer umſtaͤndli-<lb/>
chen Beſchreibung der Laͤnder und Einwohner, welche<lb/>
viel mehr enthielt, als man von dieſen wilden Gegen-<lb/>
den gewußt hatte, und dieſe uͤbergab er dem Czar.<lb/>
Er ſagte, daß es lauter herumſchweifende Tartarn<lb/>
waͤren, welche in Zelten wohnten, und ihre Woh-<lb/>
nungen von einem Orte zum andern aufſchluͤgen, wo<lb/>ſie Futter fuͤr ihr Vieh faͤnden, weil ihr ganzer Reich-<lb/>
thum darinn beſtehe. Doch bemerkte er eine Art<lb/>
von Haͤuſern oder Huͤtten an den Fluͤſſen, worinn alle-<lb/>
zeit ihre Chams wohnten, wie auch ein wenig Getrei-<lb/>
de. Da aber die nordiſchen Tartarn ſo wild bleiben,<lb/>ſo wird es wohl unmoͤglich ſeyn, dieſe Gegenden voll-<lb/>
kommen zu entdecken.</p><lb/><noteplace="left">Expedition<lb/>
des Fuͤrſten<lb/>
Beckewitz.</note><p>Faſt um eben dieſe Zeit bekam der Czar eine<lb/>ſehr unangenehme Nachricht von dem Ausgange des<lb/>
Unternehmens, welches an der oͤſtlichen Seite des Cas-<lb/>
piſchen Meeres gegen die Usbeckiſche Tartarey war ge-<lb/>
macht worden. Da der Czar erfahren hatte, daß<lb/>
mit dem Fluß Daria eine große Menge Goldſand<lb/>
herunter kaͤme, ſo ſchickte er den Fuͤrſten Alexander<lb/>
Beckewitz mit 3000 Mann ab, daß er an dem Aus-<lb/>
fluſſe dieſes Fluſſes landen, eine Feſtung daſelbſt an-<lb/>
legen, und alsdann im Lande weiter herauf gehen und<lb/>
die Berge entdecken ſolle, aus denen dieſer Goldſand<lb/>
kam. Der Fuͤrſt baute ohne den geringſten Wider-<lb/>ſtand eine Feſtung, ob ſich gleich die Usbeckiſchen<lb/>
Tartarn eben daſelbſt befanden, die ihm, anſtatt zu<lb/>
hindern, allen nur moͤglichen Beyſtand thaten, die<lb/>
Truppen mit allen Arten von Proviant verſahen, und<lb/>
den freundſchaftlichſten Umgang mit einander hielten.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Als</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[204/0214]
den verſchiedenen tartariſchen Koͤnigreichen, durch die
er gegangen war, eine Karte, mit einer umſtaͤndli-
chen Beſchreibung der Laͤnder und Einwohner, welche
viel mehr enthielt, als man von dieſen wilden Gegen-
den gewußt hatte, und dieſe uͤbergab er dem Czar.
Er ſagte, daß es lauter herumſchweifende Tartarn
waͤren, welche in Zelten wohnten, und ihre Woh-
nungen von einem Orte zum andern aufſchluͤgen, wo
ſie Futter fuͤr ihr Vieh faͤnden, weil ihr ganzer Reich-
thum darinn beſtehe. Doch bemerkte er eine Art
von Haͤuſern oder Huͤtten an den Fluͤſſen, worinn alle-
zeit ihre Chams wohnten, wie auch ein wenig Getrei-
de. Da aber die nordiſchen Tartarn ſo wild bleiben,
ſo wird es wohl unmoͤglich ſeyn, dieſe Gegenden voll-
kommen zu entdecken.
Faſt um eben dieſe Zeit bekam der Czar eine
ſehr unangenehme Nachricht von dem Ausgange des
Unternehmens, welches an der oͤſtlichen Seite des Cas-
piſchen Meeres gegen die Usbeckiſche Tartarey war ge-
macht worden. Da der Czar erfahren hatte, daß
mit dem Fluß Daria eine große Menge Goldſand
herunter kaͤme, ſo ſchickte er den Fuͤrſten Alexander
Beckewitz mit 3000 Mann ab, daß er an dem Aus-
fluſſe dieſes Fluſſes landen, eine Feſtung daſelbſt an-
legen, und alsdann im Lande weiter herauf gehen und
die Berge entdecken ſolle, aus denen dieſer Goldſand
kam. Der Fuͤrſt baute ohne den geringſten Wider-
ſtand eine Feſtung, ob ſich gleich die Usbeckiſchen
Tartarn eben daſelbſt befanden, die ihm, anſtatt zu
hindern, allen nur moͤglichen Beyſtand thaten, die
Truppen mit allen Arten von Proviant verſahen, und
den freundſchaftlichſten Umgang mit einander hielten.
Als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/214>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.