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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Jch will daher nur bemerken, daß der Herzog von
Orleans (damaliger Regent von Frankreich) bey
dieser Gelegenheit das Versprechen von ihm erhielt,
daß er seine Truppen aus Deutschland ziehen wollte.

Sobald ich des Czars Depeschen nach Amster-
dam am 3ten Junii erhalten hatte, reisete ich ab
und kam den 9ten daselbst an. Nachdem ich daselbst
der Czarinn Befehle erhalten hatte, so reisete ich den
Tag darauf wiederum nach Schwerin ab, wo ich den
16ten anlangte, und der Herzoginn die Kaiserlichen
Depeschen in ihre eigene Hände übergab. Der Jn-
halt dessen, was ich überbrachte, war so angenehm,
daß ich sehr gnädig aufgenommen wurde, und ein gu-
tes Geschenk bekam. Um aber nicht verrathen zu
werden, gieng ich des Nachts in geheim von Schwe-
rin ab und wieder nach Güstrow. Des Czars Be-
fehl an den General Weyde war, daß er den Einwoh-
nern dieses Landes keine Contributionen mehr abfor-
dern sollte.

Bedrückung
der Mecklen-
burger.

Der Herzog war mit diesem neuen Befehle so
unzufrieden, daß er sich seiner eigenen Truppen be-
diente und noch viel strenger als vorher Contributio-
nen von seinen Unterthanen forderte, welches seine
Adelichen nöthigte, ihr Silberzeug und Juwelen, und
zuletzt ihre Equipage und Hausrath zu verkaufen, wo-
durch sie so ruiniret wurden, daß sie das Land verlas-
sen mußten. Jhre Bauern giengen meistens in die
Preussischen Länder, wo sie sich nebst ihren Weibern
und Kindern, als Vasallen oder Leibeigene, anboten.
Auf einiger meiner Freunde Verlangen, und mit
Bewilligung ihrer Herren, welche sagten, daß sie sel-
bige nun nicht mehr nöthig hätten, indem sie so her-

unter

Jch will daher nur bemerken, daß der Herzog von
Orleans (damaliger Regent von Frankreich) bey
dieſer Gelegenheit das Verſprechen von ihm erhielt,
daß er ſeine Truppen aus Deutſchland ziehen wollte.

Sobald ich des Czars Depeſchen nach Amſter-
dam am 3ten Junii erhalten hatte, reiſete ich ab
und kam den 9ten daſelbſt an. Nachdem ich daſelbſt
der Czarinn Befehle erhalten hatte, ſo reiſete ich den
Tag darauf wiederum nach Schwerin ab, wo ich den
16ten anlangte, und der Herzoginn die Kaiſerlichen
Depeſchen in ihre eigene Haͤnde uͤbergab. Der Jn-
halt deſſen, was ich uͤberbrachte, war ſo angenehm,
daß ich ſehr gnaͤdig aufgenommen wurde, und ein gu-
tes Geſchenk bekam. Um aber nicht verrathen zu
werden, gieng ich des Nachts in geheim von Schwe-
rin ab und wieder nach Guͤſtrow. Des Czars Be-
fehl an den General Weyde war, daß er den Einwoh-
nern dieſes Landes keine Contributionen mehr abfor-
dern ſollte.

Bedruͤckung
der Mecklen-
burger.

Der Herzog war mit dieſem neuen Befehle ſo
unzufrieden, daß er ſich ſeiner eigenen Truppen be-
diente und noch viel ſtrenger als vorher Contributio-
nen von ſeinen Unterthanen forderte, welches ſeine
Adelichen noͤthigte, ihr Silberzeug und Juwelen, und
zuletzt ihre Equipage und Hausrath zu verkaufen, wo-
durch ſie ſo ruiniret wurden, daß ſie das Land verlaſ-
ſen mußten. Jhre Bauern giengen meiſtens in die
Preuſſiſchen Laͤnder, wo ſie ſich nebſt ihren Weibern
und Kindern, als Vaſallen oder Leibeigene, anboten.
Auf einiger meiner Freunde Verlangen, und mit
Bewilligung ihrer Herren, welche ſagten, daß ſie ſel-
bige nun nicht mehr noͤthig haͤtten, indem ſie ſo her-

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[198/0208] Jch will daher nur bemerken, daß der Herzog von Orleans (damaliger Regent von Frankreich) bey dieſer Gelegenheit das Verſprechen von ihm erhielt, daß er ſeine Truppen aus Deutſchland ziehen wollte. Sobald ich des Czars Depeſchen nach Amſter- dam am 3ten Junii erhalten hatte, reiſete ich ab und kam den 9ten daſelbſt an. Nachdem ich daſelbſt der Czarinn Befehle erhalten hatte, ſo reiſete ich den Tag darauf wiederum nach Schwerin ab, wo ich den 16ten anlangte, und der Herzoginn die Kaiſerlichen Depeſchen in ihre eigene Haͤnde uͤbergab. Der Jn- halt deſſen, was ich uͤberbrachte, war ſo angenehm, daß ich ſehr gnaͤdig aufgenommen wurde, und ein gu- tes Geſchenk bekam. Um aber nicht verrathen zu werden, gieng ich des Nachts in geheim von Schwe- rin ab und wieder nach Guͤſtrow. Des Czars Be- fehl an den General Weyde war, daß er den Einwoh- nern dieſes Landes keine Contributionen mehr abfor- dern ſollte. Der Herzog war mit dieſem neuen Befehle ſo unzufrieden, daß er ſich ſeiner eigenen Truppen be- diente und noch viel ſtrenger als vorher Contributio- nen von ſeinen Unterthanen forderte, welches ſeine Adelichen noͤthigte, ihr Silberzeug und Juwelen, und zuletzt ihre Equipage und Hausrath zu verkaufen, wo- durch ſie ſo ruiniret wurden, daß ſie das Land verlaſ- ſen mußten. Jhre Bauern giengen meiſtens in die Preuſſiſchen Laͤnder, wo ſie ſich nebſt ihren Weibern und Kindern, als Vaſallen oder Leibeigene, anboten. Auf einiger meiner Freunde Verlangen, und mit Bewilligung ihrer Herren, welche ſagten, daß ſie ſel- bige nun nicht mehr noͤthig haͤtten, indem ſie ſo her- unter

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/208>, abgerufen am 24.11.2024.