ihren Bedienten ohne des Herzogs Wissen senden konn- te, so schickte sie den Herrn Bestuchef, ihren damali- gen Kammerherrn (nachmaligen Großkanzler von Rußland), an den General Weyde, und ersuchte ihn, einen Expressen in seinem Nahmen an den Czar zu senden. Hierauf schickte der General mich mit dem Herrn Bestuchef nach Schwerin, ohne Vorwissen des Herzogs, der sehr eifersüchtig war, zu der Her- zoginn, und ihre Befehle zu empfangen. Wir gien- gen durch einen Garten hinein, und als wir in das Schloß kamen, so war er gerade die erste Person, der wir begegneten, welches uns in einige Verwirrung setzte. Wir machten ihm indessen ein tiefes Compli- ment, und er gieng, ohne ein Wort zu sagen oder uns zu bemerken, fort. Allein Herr Bestuchef führte mich nunmehr, anstatt gerade zur Herzoginn zu gehen, wie wir Willens gewesen waren, in seine Zimmer, wo ich so lange blieb, bis es finster ward, da ich denn zur Herzoginn geführet wurde, die mir ihre Befehle gab, mit denen ich mich noch dieselbe Nacht bis Gü- strow begab. Da der General indessen seine Briefe fertig gemacht hatte, so machte ich mich den folgen- den Tag auf den Weg nach Holland, und kam den 8ten May in Amsterdam an. Weil aber der Czar nach Paris abgereiset war, so machte ich der Czarinn meine Aufwartung, die mir dem Czar zu folgen be- fahl. Als ich daher ihre Briefe bekommen hatte, reisete ich den folgenden Tag ab, und kam den 13ten, 6 Tage nach Seiner Majestät Ankunft, in Paris an. Die Aufnahme des Czars, und die ihm erwiesenen Ehrenbezeugungen sind so bekannt, daß es verdrüß- lich seyn würde, wenn ich sie hier wiederholen wollte.
Jch
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ihren Bedienten ohne des Herzogs Wiſſen ſenden konn- te, ſo ſchickte ſie den Herrn Beſtuchef, ihren damali- gen Kammerherrn (nachmaligen Großkanzler von Rußland), an den General Weyde, und erſuchte ihn, einen Expreſſen in ſeinem Nahmen an den Czar zu ſenden. Hierauf ſchickte der General mich mit dem Herrn Beſtuchef nach Schwerin, ohne Vorwiſſen des Herzogs, der ſehr eiferſuͤchtig war, zu der Her- zoginn, und ihre Befehle zu empfangen. Wir gien- gen durch einen Garten hinein, und als wir in das Schloß kamen, ſo war er gerade die erſte Perſon, der wir begegneten, welches uns in einige Verwirrung ſetzte. Wir machten ihm indeſſen ein tiefes Compli- ment, und er gieng, ohne ein Wort zu ſagen oder uns zu bemerken, fort. Allein Herr Beſtuchef fuͤhrte mich nunmehr, anſtatt gerade zur Herzoginn zu gehen, wie wir Willens geweſen waren, in ſeine Zimmer, wo ich ſo lange blieb, bis es finſter ward, da ich denn zur Herzoginn gefuͤhret wurde, die mir ihre Befehle gab, mit denen ich mich noch dieſelbe Nacht bis Guͤ- ſtrow begab. Da der General indeſſen ſeine Briefe fertig gemacht hatte, ſo machte ich mich den folgen- den Tag auf den Weg nach Holland, und kam den 8ten May in Amſterdam an. Weil aber der Czar nach Paris abgereiſet war, ſo machte ich der Czarinn meine Aufwartung, die mir dem Czar zu folgen be- fahl. Als ich daher ihre Briefe bekommen hatte, reiſete ich den folgenden Tag ab, und kam den 13ten, 6 Tage nach Seiner Majeſtaͤt Ankunft, in Paris an. Die Aufnahme des Czars, und die ihm erwieſenen Ehrenbezeugungen ſind ſo bekannt, daß es verdruͤß- lich ſeyn wuͤrde, wenn ich ſie hier wiederholen wollte.
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ihren Bedienten ohne des Herzogs Wiſſen ſenden konn-
te, ſo ſchickte ſie den Herrn Beſtuchef, ihren damali-
gen Kammerherrn (nachmaligen Großkanzler von
Rußland), an den General Weyde, und erſuchte ihn,
einen Expreſſen in ſeinem Nahmen an den Czar zu
ſenden. Hierauf ſchickte der General mich mit dem
Herrn Beſtuchef nach Schwerin, ohne Vorwiſſen
des Herzogs, der ſehr eiferſuͤchtig war, zu der Her-
zoginn, und ihre Befehle zu empfangen. Wir gien-
gen durch einen Garten hinein, und als wir in das
Schloß kamen, ſo war er gerade die erſte Perſon, der
wir begegneten, welches uns in einige Verwirrung
ſetzte. Wir machten ihm indeſſen ein tiefes Compli-
ment, und er gieng, ohne ein Wort zu ſagen oder uns
zu bemerken, fort. Allein Herr Beſtuchef fuͤhrte
mich nunmehr, anſtatt gerade zur Herzoginn zu gehen,
wie wir Willens geweſen waren, in ſeine Zimmer,
wo ich ſo lange blieb, bis es finſter ward, da ich denn
zur Herzoginn gefuͤhret wurde, die mir ihre Befehle
gab, mit denen ich mich noch dieſelbe Nacht bis Guͤ-
ſtrow begab. Da der General indeſſen ſeine Briefe
fertig gemacht hatte, ſo machte ich mich den folgen-
den Tag auf den Weg nach Holland, und kam den
8ten May in Amſterdam an. Weil aber der Czar
nach Paris abgereiſet war, ſo machte ich der Czarinn
meine Aufwartung, die mir dem Czar zu folgen be-
fahl. Als ich daher ihre Briefe bekommen hatte,
reiſete ich den folgenden Tag ab, und kam den 13ten,
6 Tage nach Seiner Majeſtaͤt Ankunft, in Paris an.
Die Aufnahme des Czars, und die ihm erwieſenen
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/207>, abgerufen am 24.11.2024.
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