der erste Minister damals zu ihm zur Tafel kamen, und er ihnen sagte, was ich in der Stadt gehöret hatte, so schien der Czar sehr mißvergnügt darüber zu seyn.
Die Truppen machten indessen alle Anstalten zum Einschiffen, und es wurde auf einen Monat Proviant für die Armee verlangt. Wir bekamen darauf zur Antwort, daß wir keinen nöthig hätten, weil in Scho- nen eine reiche Ernte gewesen sey, und wir dort alles finden würden, was wir nöthig hätten; und da über dieses die Communication zwischen Kopenhagen offen sey, so könnten wir ihn von da erhalten, wenn wir ihn nöthig hätten. Der Czar, der sich darauf nicht verlassen wollte, sagte hierauf zu dem Könige, daß es zu dieser Unternehmung nun zu spät im Jahre sey, indem noch keine Anstalten dazu wären gemacht wor- den, und es also besser sey, sie bis auf den künftigen Frühling zu verschieben. Wenn aber der König ent- schlossen sey, diese Landung jetzt zu wagen, so wolle er ihm, den Stralsunder Tractaten gemäß, mit den darinnen bewilligten 15 Bataillonen gerne beystehen. Der König verlangte über dieses noch 13 Bataillons, die aber der Czar abschlug, und sagte, daß er seine Truppen anderswo nöthig habe. Hierauf erwiederte der König, daß er bey so gestalten Sachen keine von seinen Truppen brauche, und wünschte, daß sie eiligst aus seinen Ländern gezogen werden möchten, und daß die Transporte, die ihn monatlich 40000 Rthlr. gekostet hätten, bezahlet werden möchten. Es wur- den also alle unsere Truppen den 19ten September eingeschifft. Allein, da sie wegen widrigen Windes beynahe einen Monat vor Kopenhagen liegen mußten, so litten sie am Holze zum Brennen großen Mangel, als
welches
der erſte Miniſter damals zu ihm zur Tafel kamen, und er ihnen ſagte, was ich in der Stadt gehoͤret hatte, ſo ſchien der Czar ſehr mißvergnuͤgt daruͤber zu ſeyn.
Die Truppen machten indeſſen alle Anſtalten zum Einſchiffen, und es wurde auf einen Monat Proviant fuͤr die Armee verlangt. Wir bekamen darauf zur Antwort, daß wir keinen noͤthig haͤtten, weil in Scho- nen eine reiche Ernte geweſen ſey, und wir dort alles finden wuͤrden, was wir noͤthig haͤtten; und da uͤber dieſes die Communication zwiſchen Kopenhagen offen ſey, ſo koͤnnten wir ihn von da erhalten, wenn wir ihn noͤthig haͤtten. Der Czar, der ſich darauf nicht verlaſſen wollte, ſagte hierauf zu dem Koͤnige, daß es zu dieſer Unternehmung nun zu ſpaͤt im Jahre ſey, indem noch keine Anſtalten dazu waͤren gemacht wor- den, und es alſo beſſer ſey, ſie bis auf den kuͤnftigen Fruͤhling zu verſchieben. Wenn aber der Koͤnig ent- ſchloſſen ſey, dieſe Landung jetzt zu wagen, ſo wolle er ihm, den Stralſunder Tractaten gemaͤß, mit den darinnen bewilligten 15 Bataillonen gerne beyſtehen. Der Koͤnig verlangte uͤber dieſes noch 13 Bataillons, die aber der Czar abſchlug, und ſagte, daß er ſeine Truppen anderswo noͤthig habe. Hierauf erwiederte der Koͤnig, daß er bey ſo geſtalten Sachen keine von ſeinen Truppen brauche, und wuͤnſchte, daß ſie eiligſt aus ſeinen Laͤndern gezogen werden moͤchten, und daß die Transporte, die ihn monatlich 40000 Rthlr. gekoſtet haͤtten, bezahlet werden moͤchten. Es wur- den alſo alle unſere Truppen den 19ten September eingeſchifft. Allein, da ſie wegen widrigen Windes beynahe einen Monat vor Kopenhagen liegen mußten, ſo litten ſie am Holze zum Brennen großen Mangel, als
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der erſte Miniſter damals zu ihm zur Tafel kamen, und
er ihnen ſagte, was ich in der Stadt gehoͤret hatte, ſo
ſchien der Czar ſehr mißvergnuͤgt daruͤber zu ſeyn.
Die Truppen machten indeſſen alle Anſtalten zum
Einſchiffen, und es wurde auf einen Monat Proviant
fuͤr die Armee verlangt. Wir bekamen darauf zur
Antwort, daß wir keinen noͤthig haͤtten, weil in Scho-
nen eine reiche Ernte geweſen ſey, und wir dort alles
finden wuͤrden, was wir noͤthig haͤtten; und da uͤber
dieſes die Communication zwiſchen Kopenhagen offen
ſey, ſo koͤnnten wir ihn von da erhalten, wenn wir
ihn noͤthig haͤtten. Der Czar, der ſich darauf nicht
verlaſſen wollte, ſagte hierauf zu dem Koͤnige, daß
es zu dieſer Unternehmung nun zu ſpaͤt im Jahre ſey,
indem noch keine Anſtalten dazu waͤren gemacht wor-
den, und es alſo beſſer ſey, ſie bis auf den kuͤnftigen
Fruͤhling zu verſchieben. Wenn aber der Koͤnig ent-
ſchloſſen ſey, dieſe Landung jetzt zu wagen, ſo wolle er
ihm, den Stralſunder Tractaten gemaͤß, mit den
darinnen bewilligten 15 Bataillonen gerne beyſtehen.
Der Koͤnig verlangte uͤber dieſes noch 13 Bataillons,
die aber der Czar abſchlug, und ſagte, daß er ſeine
Truppen anderswo noͤthig habe. Hierauf erwiederte
der Koͤnig, daß er bey ſo geſtalten Sachen keine von
ſeinen Truppen brauche, und wuͤnſchte, daß ſie eiligſt
aus ſeinen Laͤndern gezogen werden moͤchten, und daß
die Transporte, die ihn monatlich 40000 Rthlr.
gekoſtet haͤtten, bezahlet werden moͤchten. Es wur-
den alſo alle unſere Truppen den 19ten September
eingeſchifft. Allein, da ſie wegen widrigen Windes
beynahe einen Monat vor Kopenhagen liegen mußten,
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/202>, abgerufen am 24.11.2024.
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