Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

König sey zur Ruhe, und er unterstehe sich nicht, ihn
zu stören. Es war um 1 Uhr des Morgens, ehe der
Czar das Land erreichen konnte, und da es nicht mög-
lich war, in den Hafen, oder mit dem Bothe nahe an
das Ufer zu kommen, so sprang er bis an den Hals ins
Wasser, watete bis ans Ufer, und gieng in seinen nas-
sen Kleidern bis an das Thor. Als er nun dieses ge-
schlossen fand, so gieng er zurück in die Vorstadt, und
begab sich in das Quartier eines Officiers von seiner
eigenen Garde, wo er des Officiers Wäsche und Klei-
dung anzog, und die Nacht über da blieb. Des
Morgens zog er des Officiers Montirung an, und ob
ihm diese gleich viel zu kurz war, gieng er doch in der-
selben in die Stadt, wo ihm die Czarinn, der Mar-
schall und verschiedene andere entgegen kamen. Der
Entschuldigungen wegen dieses Versehens waren viel,
und der Gouverneur und der Oberste von der Garde
kamen in Arrest; allein der Czar lachte darüber und
bat für sie, und sagte, daß sie bloß ihre Pflicht ge-
than hätten, und also kamen sie wieder los.

Wenige Tage darauf kamen diese zwey gekröntenConferenz
mit dem Kö-
nige von
Dännemark.

Häupter zusammen und hielten einen Kriegsrath,
wobey bloß ihre ersten Minister und Feldmarschälle zu-
gegen waren, um die Maßregeln, die sie beschließen
würden, sehr geheim zu halten. Bey dieser Zusam-
menkunft wurde beschlossen, ohne Zeitverlust in Scho-
nen zu landen. Ob nun gleich dieses Vorhaben sehr
geheim gehalten werden sollte, so hörte ich doch alle
Schritte, die dabey beobachtet werden sollten, auf ei-
nem öffentlichen Kaffeehause von einem Dänischen
Officier. Als ich dieses dem Marschall hinterbrachte,
so wunderte er sich sehr darüber; und als der Czar und

der

Koͤnig ſey zur Ruhe, und er unterſtehe ſich nicht, ihn
zu ſtoͤren. Es war um 1 Uhr des Morgens, ehe der
Czar das Land erreichen konnte, und da es nicht moͤg-
lich war, in den Hafen, oder mit dem Bothe nahe an
das Ufer zu kommen, ſo ſprang er bis an den Hals ins
Waſſer, watete bis ans Ufer, und gieng in ſeinen naſ-
ſen Kleidern bis an das Thor. Als er nun dieſes ge-
ſchloſſen fand, ſo gieng er zuruͤck in die Vorſtadt, und
begab ſich in das Quartier eines Officiers von ſeiner
eigenen Garde, wo er des Officiers Waͤſche und Klei-
dung anzog, und die Nacht uͤber da blieb. Des
Morgens zog er des Officiers Montirung an, und ob
ihm dieſe gleich viel zu kurz war, gieng er doch in der-
ſelben in die Stadt, wo ihm die Czarinn, der Mar-
ſchall und verſchiedene andere entgegen kamen. Der
Entſchuldigungen wegen dieſes Verſehens waren viel,
und der Gouverneur und der Oberſte von der Garde
kamen in Arreſt; allein der Czar lachte daruͤber und
bat fuͤr ſie, und ſagte, daß ſie bloß ihre Pflicht ge-
than haͤtten, und alſo kamen ſie wieder los.

Wenige Tage darauf kamen dieſe zwey gekroͤntenConferenz
mit dem Koͤ-
nige von
Daͤnnemark.

Haͤupter zuſammen und hielten einen Kriegsrath,
wobey bloß ihre erſten Miniſter und Feldmarſchaͤlle zu-
gegen waren, um die Maßregeln, die ſie beſchließen
wuͤrden, ſehr geheim zu halten. Bey dieſer Zuſam-
menkunft wurde beſchloſſen, ohne Zeitverluſt in Scho-
nen zu landen. Ob nun gleich dieſes Vorhaben ſehr
geheim gehalten werden ſollte, ſo hoͤrte ich doch alle
Schritte, die dabey beobachtet werden ſollten, auf ei-
nem oͤffentlichen Kaffeehauſe von einem Daͤniſchen
Officier. Als ich dieſes dem Marſchall hinterbrachte,
ſo wunderte er ſich ſehr daruͤber; und als der Czar und

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0201" n="191"/>
Ko&#x0364;nig &#x017F;ey zur Ruhe, und er unter&#x017F;tehe &#x017F;ich nicht, ihn<lb/>
zu &#x017F;to&#x0364;ren. Es war um 1 Uhr des Morgens, ehe der<lb/>
Czar das Land erreichen konnte, und da es nicht mo&#x0364;g-<lb/>
lich war, in den Hafen, oder mit dem Bothe nahe an<lb/>
das Ufer zu kommen, &#x017F;o &#x017F;prang er bis an den Hals ins<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, watete bis ans Ufer, und gieng in &#x017F;einen na&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Kleidern bis an das Thor. Als er nun die&#x017F;es ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en fand, &#x017F;o gieng er zuru&#x0364;ck in die Vor&#x017F;tadt, und<lb/>
begab &#x017F;ich in das Quartier eines Officiers von &#x017F;einer<lb/>
eigenen Garde, wo er des Officiers Wa&#x0364;&#x017F;che und Klei-<lb/>
dung anzog, und die Nacht u&#x0364;ber da blieb. Des<lb/>
Morgens zog er des Officiers Montirung an, und ob<lb/>
ihm die&#x017F;e gleich viel zu kurz war, gieng er doch in der-<lb/>
&#x017F;elben in die Stadt, wo ihm die Czarinn, der Mar-<lb/>
&#x017F;chall und ver&#x017F;chiedene andere entgegen kamen. Der<lb/>
Ent&#x017F;chuldigungen wegen die&#x017F;es Ver&#x017F;ehens waren viel,<lb/>
und der Gouverneur und der Ober&#x017F;te von der Garde<lb/>
kamen in Arre&#x017F;t; allein der Czar lachte daru&#x0364;ber und<lb/>
bat fu&#x0364;r &#x017F;ie, und &#x017F;agte, daß &#x017F;ie bloß ihre Pflicht ge-<lb/>
than ha&#x0364;tten, und al&#x017F;o kamen &#x017F;ie wieder los.</p><lb/>
        <p>Wenige Tage darauf kamen die&#x017F;e zwey gekro&#x0364;nten<note place="right">Conferenz<lb/>
mit dem Ko&#x0364;-<lb/>
nige von<lb/>
Da&#x0364;nnemark.</note><lb/>
Ha&#x0364;upter zu&#x017F;ammen und hielten einen Kriegsrath,<lb/>
wobey bloß ihre er&#x017F;ten Mini&#x017F;ter und Feldmar&#x017F;cha&#x0364;lle zu-<lb/>
gegen waren, um die Maßregeln, die &#x017F;ie be&#x017F;chließen<lb/>
wu&#x0364;rden, &#x017F;ehr geheim zu halten. Bey die&#x017F;er Zu&#x017F;am-<lb/>
menkunft wurde be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ohne Zeitverlu&#x017F;t in Scho-<lb/>
nen zu landen. Ob nun gleich die&#x017F;es Vorhaben &#x017F;ehr<lb/>
geheim gehalten werden &#x017F;ollte, &#x017F;o ho&#x0364;rte ich doch alle<lb/>
Schritte, die dabey beobachtet werden &#x017F;ollten, auf ei-<lb/>
nem o&#x0364;ffentlichen Kaffeehau&#x017F;e von einem Da&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
Officier. Als ich die&#x017F;es dem Mar&#x017F;chall hinterbrachte,<lb/>
&#x017F;o wunderte er &#x017F;ich &#x017F;ehr daru&#x0364;ber; und als der Czar und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0201] Koͤnig ſey zur Ruhe, und er unterſtehe ſich nicht, ihn zu ſtoͤren. Es war um 1 Uhr des Morgens, ehe der Czar das Land erreichen konnte, und da es nicht moͤg- lich war, in den Hafen, oder mit dem Bothe nahe an das Ufer zu kommen, ſo ſprang er bis an den Hals ins Waſſer, watete bis ans Ufer, und gieng in ſeinen naſ- ſen Kleidern bis an das Thor. Als er nun dieſes ge- ſchloſſen fand, ſo gieng er zuruͤck in die Vorſtadt, und begab ſich in das Quartier eines Officiers von ſeiner eigenen Garde, wo er des Officiers Waͤſche und Klei- dung anzog, und die Nacht uͤber da blieb. Des Morgens zog er des Officiers Montirung an, und ob ihm dieſe gleich viel zu kurz war, gieng er doch in der- ſelben in die Stadt, wo ihm die Czarinn, der Mar- ſchall und verſchiedene andere entgegen kamen. Der Entſchuldigungen wegen dieſes Verſehens waren viel, und der Gouverneur und der Oberſte von der Garde kamen in Arreſt; allein der Czar lachte daruͤber und bat fuͤr ſie, und ſagte, daß ſie bloß ihre Pflicht ge- than haͤtten, und alſo kamen ſie wieder los. Wenige Tage darauf kamen dieſe zwey gekroͤnten Haͤupter zuſammen und hielten einen Kriegsrath, wobey bloß ihre erſten Miniſter und Feldmarſchaͤlle zu- gegen waren, um die Maßregeln, die ſie beſchließen wuͤrden, ſehr geheim zu halten. Bey dieſer Zuſam- menkunft wurde beſchloſſen, ohne Zeitverluſt in Scho- nen zu landen. Ob nun gleich dieſes Vorhaben ſehr geheim gehalten werden ſollte, ſo hoͤrte ich doch alle Schritte, die dabey beobachtet werden ſollten, auf ei- nem oͤffentlichen Kaffeehauſe von einem Daͤniſchen Officier. Als ich dieſes dem Marſchall hinterbrachte, ſo wunderte er ſich ſehr daruͤber; und als der Czar und der Conferenz mit dem Koͤ- nige von Daͤnnemark.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/201
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/201>, abgerufen am 28.04.2024.