wo ich den 26sten ankam, und sehr freundschaftlich aufgenommen wurde; es wurde auch sehr gut für die- se Leute gesorget, weil sie zu des Königs Garde sollten. Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß diese Leute von verschiedenen Nationen wären, so versamm- lete sich viel Volk sie zu sehen. Hier hatten wir freye Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich denn nach Elbingen abreisete und den 5ten nach Dan- zig kam, wo ich die Stadt so voll antraf, daß ich kein Quartier für meine Leute bekommen konnte, und also bis ins Kloster Oliva gehen mußte. Damals hielten sich der Czar und die Czarinn, Augustus der König von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von seinen Galeeren zu besehen, die von Petersburg da- selbst angekommen waren, und 8000 Mann am Bord hatten; ich machte also der Czarinn meine Aufwartung, die mir befahl, bis zur Zurückkunft des Czars in Oli- va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol- genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen- burg nach Oliva, wo er die Grenadiers musterte, sie ihre Exercitia machen ließ, und sehr wohl mit ihnen zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit langsa- men Märschen nach Berlin zu gehen, damit die Leute nicht abgemattet würden.
Die Danziger schienen damals so wohl mit demDie Danzi- ger werden gebrannt- schatzet. Czar als mit dem Könige von Pohlen nicht sonderlich zufrieden zu seyn, weil sie die Stadt gezwungen hat- ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf- zugeben, sondern auch vier Kriegsschiffe auszurüsten und wider sie zu kreuzen, und dem Czar 100000
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wo ich den 26ſten ankam, und ſehr freundſchaftlich aufgenommen wurde; es wurde auch ſehr gut fuͤr die- ſe Leute geſorget, weil ſie zu des Koͤnigs Garde ſollten. Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß dieſe Leute von verſchiedenen Nationen waͤren, ſo verſamm- lete ſich viel Volk ſie zu ſehen. Hier hatten wir freye Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich denn nach Elbingen abreiſete und den 5ten nach Dan- zig kam, wo ich die Stadt ſo voll antraf, daß ich kein Quartier fuͤr meine Leute bekommen konnte, und alſo bis ins Kloſter Oliva gehen mußte. Damals hielten ſich der Czar und die Czarinn, Auguſtus der Koͤnig von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von ſeinen Galeeren zu beſehen, die von Petersburg da- ſelbſt angekommen waren, und 8000 Mann am Bord hatten; ich machte alſo der Czarinn meine Aufwartung, die mir befahl, bis zur Zuruͤckkunft des Czars in Oli- va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol- genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen- burg nach Oliva, wo er die Grenadiers muſterte, ſie ihre Exercitia machen ließ, und ſehr wohl mit ihnen zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit langſa- men Maͤrſchen nach Berlin zu gehen, damit die Leute nicht abgemattet wuͤrden.
Die Danziger ſchienen damals ſo wohl mit demDie Danzi- ger werden gebrannt- ſchatzet. Czar als mit dem Koͤnige von Pohlen nicht ſonderlich zufrieden zu ſeyn, weil ſie die Stadt gezwungen hat- ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf- zugeben, ſondern auch vier Kriegsſchiffe auszuruͤſten und wider ſie zu kreuzen, und dem Czar 100000
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wo ich den 26ſten ankam, und ſehr freundſchaftlich
aufgenommen wurde; es wurde auch ſehr gut fuͤr die-
ſe Leute geſorget, weil ſie zu des Koͤnigs Garde ſollten.
Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß dieſe
Leute von verſchiedenen Nationen waͤren, ſo verſamm-
lete ſich viel Volk ſie zu ſehen. Hier hatten wir freye
Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich
denn nach Elbingen abreiſete und den 5ten nach Dan-
zig kam, wo ich die Stadt ſo voll antraf, daß ich kein
Quartier fuͤr meine Leute bekommen konnte, und alſo
bis ins Kloſter Oliva gehen mußte. Damals hielten
ſich der Czar und die Czarinn, Auguſtus der Koͤnig
von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von
Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig
auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von
ſeinen Galeeren zu beſehen, die von Petersburg da-
ſelbſt angekommen waren, und 8000 Mann am Bord
hatten; ich machte alſo der Czarinn meine Aufwartung,
die mir befahl, bis zur Zuruͤckkunft des Czars in Oli-
va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol-
genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen-
burg nach Oliva, wo er die Grenadiers muſterte, ſie
ihre Exercitia machen ließ, und ſehr wohl mit ihnen
zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit langſa-
men Maͤrſchen nach Berlin zu gehen, damit die Leute
nicht abgemattet wuͤrden.
Die Danziger ſchienen damals ſo wohl mit dem
Czar als mit dem Koͤnige von Pohlen nicht ſonderlich
zufrieden zu ſeyn, weil ſie die Stadt gezwungen hat-
ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf-
zugeben, ſondern auch vier Kriegsſchiffe auszuruͤſten
und wider ſie zu kreuzen, und dem Czar 100000
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/193>, abgerufen am 21.11.2024.
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