Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

wo ich den 26sten ankam, und sehr freundschaftlich
aufgenommen wurde; es wurde auch sehr gut für die-
se Leute gesorget, weil sie zu des Königs Garde sollten.
Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß diese
Leute von verschiedenen Nationen wären, so versamm-
lete sich viel Volk sie zu sehen. Hier hatten wir freye
Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich
denn nach Elbingen abreisete und den 5ten nach Dan-
zig kam, wo ich die Stadt so voll antraf, daß ich kein
Quartier für meine Leute bekommen konnte, und also
bis ins Kloster Oliva gehen mußte. Damals hielten
sich der Czar und die Czarinn, Augustus der König
von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von
Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig
auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von
seinen Galeeren zu besehen, die von Petersburg da-
selbst angekommen waren, und 8000 Mann am Bord
hatten; ich machte also der Czarinn meine Aufwartung,
die mir befahl, bis zur Zurückkunft des Czars in Oli-
va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol-
genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen-
burg nach Oliva, wo er die Grenadiers musterte, sie
ihre Exercitia machen ließ, und sehr wohl mit ihnen
zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit langsa-
men Märschen nach Berlin zu gehen, damit die Leute
nicht abgemattet würden.

Die Danziger schienen damals so wohl mit demDie Danzi-
ger werden
gebrannt-
schatzet.

Czar als mit dem Könige von Pohlen nicht sonderlich
zufrieden zu seyn, weil sie die Stadt gezwungen hat-
ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf-
zugeben, sondern auch vier Kriegsschiffe auszurüsten
und wider sie zu kreuzen, und dem Czar 100000

Reichs-
M 4

wo ich den 26ſten ankam, und ſehr freundſchaftlich
aufgenommen wurde; es wurde auch ſehr gut fuͤr die-
ſe Leute geſorget, weil ſie zu des Koͤnigs Garde ſollten.
Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß dieſe
Leute von verſchiedenen Nationen waͤren, ſo verſamm-
lete ſich viel Volk ſie zu ſehen. Hier hatten wir freye
Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich
denn nach Elbingen abreiſete und den 5ten nach Dan-
zig kam, wo ich die Stadt ſo voll antraf, daß ich kein
Quartier fuͤr meine Leute bekommen konnte, und alſo
bis ins Kloſter Oliva gehen mußte. Damals hielten
ſich der Czar und die Czarinn, Auguſtus der Koͤnig
von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von
Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig
auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von
ſeinen Galeeren zu beſehen, die von Petersburg da-
ſelbſt angekommen waren, und 8000 Mann am Bord
hatten; ich machte alſo der Czarinn meine Aufwartung,
die mir befahl, bis zur Zuruͤckkunft des Czars in Oli-
va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol-
genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen-
burg nach Oliva, wo er die Grenadiers muſterte, ſie
ihre Exercitia machen ließ, und ſehr wohl mit ihnen
zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit langſa-
men Maͤrſchen nach Berlin zu gehen, damit die Leute
nicht abgemattet wuͤrden.

Die Danziger ſchienen damals ſo wohl mit demDie Danzi-
ger werden
gebrannt-
ſchatzet.

Czar als mit dem Koͤnige von Pohlen nicht ſonderlich
zufrieden zu ſeyn, weil ſie die Stadt gezwungen hat-
ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf-
zugeben, ſondern auch vier Kriegsſchiffe auszuruͤſten
und wider ſie zu kreuzen, und dem Czar 100000

Reichs-
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="183"/>
wo ich den 26&#x017F;ten ankam, und &#x017F;ehr freund&#x017F;chaftlich<lb/>
aufgenommen wurde; es wurde auch &#x017F;ehr gut fu&#x0364;r die-<lb/>
&#x017F;e Leute ge&#x017F;orget, weil &#x017F;ie zu des Ko&#x0364;nigs Garde &#x017F;ollten.<lb/>
Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß die&#x017F;e<lb/>
Leute von ver&#x017F;chiedenen Nationen wa&#x0364;ren, &#x017F;o ver&#x017F;amm-<lb/>
lete &#x017F;ich viel Volk &#x017F;ie zu &#x017F;ehen. Hier hatten wir freye<lb/>
Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich<lb/>
denn nach Elbingen abrei&#x017F;ete und den 5ten nach Dan-<lb/>
zig kam, wo ich die Stadt &#x017F;o voll antraf, daß ich kein<lb/>
Quartier fu&#x0364;r meine Leute bekommen konnte, und al&#x017F;o<lb/>
bis ins Klo&#x017F;ter Oliva gehen mußte. Damals hielten<lb/>
&#x017F;ich der Czar und die Czarinn, Augu&#x017F;tus der Ko&#x0364;nig<lb/>
von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von<lb/>
Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig<lb/>
auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von<lb/>
&#x017F;einen Galeeren zu be&#x017F;ehen, die von Petersburg da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t angekommen waren, und 8000 Mann am Bord<lb/>
hatten; ich machte al&#x017F;o der Czarinn meine Aufwartung,<lb/>
die mir befahl, bis zur Zuru&#x0364;ckkunft des Czars in Oli-<lb/>
va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol-<lb/>
genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen-<lb/>
burg nach Oliva, wo er die Grenadiers mu&#x017F;terte, &#x017F;ie<lb/>
ihre Exercitia machen ließ, und &#x017F;ehr wohl mit ihnen<lb/>
zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit lang&#x017F;a-<lb/>
men Ma&#x0364;r&#x017F;chen nach Berlin zu gehen, damit die Leute<lb/>
nicht abgemattet wu&#x0364;rden.</p><lb/>
        <p>Die Danziger &#x017F;chienen damals &#x017F;o wohl mit dem<note place="right">Die Danzi-<lb/>
ger werden<lb/>
gebrannt-<lb/>
&#x017F;chatzet.</note><lb/>
Czar als mit dem Ko&#x0364;nige von Pohlen nicht &#x017F;onderlich<lb/>
zufrieden zu &#x017F;eyn, weil &#x017F;ie die Stadt gezwungen hat-<lb/>
ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf-<lb/>
zugeben, &#x017F;ondern auch vier Kriegs&#x017F;chiffe auszuru&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
und wider &#x017F;ie zu kreuzen, und dem Czar 100000<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Reichs-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0193] wo ich den 26ſten ankam, und ſehr freundſchaftlich aufgenommen wurde; es wurde auch ſehr gut fuͤr die- ſe Leute geſorget, weil ſie zu des Koͤnigs Garde ſollten. Da es in der Stadt bekannt geworden war, daß dieſe Leute von verſchiedenen Nationen waͤren, ſo verſamm- lete ſich viel Volk ſie zu ſehen. Hier hatten wir freye Quartiere und blieben bis auf den 2ten May, da ich denn nach Elbingen abreiſete und den 5ten nach Dan- zig kam, wo ich die Stadt ſo voll antraf, daß ich kein Quartier fuͤr meine Leute bekommen konnte, und alſo bis ins Kloſter Oliva gehen mußte. Damals hielten ſich der Czar und die Czarinn, Auguſtus der Koͤnig von Pohlen, und der Herzog und die Herzoginn von Mecklenburg mit ihrem zahlreichen Gefolge in Danzig auf. Der Czar war nach Pillau gegangen, 44 von ſeinen Galeeren zu beſehen, die von Petersburg da- ſelbſt angekommen waren, und 8000 Mann am Bord hatten; ich machte alſo der Czarinn meine Aufwartung, die mir befahl, bis zur Zuruͤckkunft des Czars in Oli- va zu bleiben, welche den 9ten erfolgte. Den fol- genden Tag kam er mit dem Herzoge von Mecklen- burg nach Oliva, wo er die Grenadiers muſterte, ſie ihre Exercitia machen ließ, und ſehr wohl mit ihnen zufrieden war. Er befahl mir hierauf, mit langſa- men Maͤrſchen nach Berlin zu gehen, damit die Leute nicht abgemattet wuͤrden. Die Danziger ſchienen damals ſo wohl mit dem Czar als mit dem Koͤnige von Pohlen nicht ſonderlich zufrieden zu ſeyn, weil ſie die Stadt gezwungen hat- ten, nicht allein allen Handel mit den Schweden auf- zugeben, ſondern auch vier Kriegsſchiffe auszuruͤſten und wider ſie zu kreuzen, und dem Czar 100000 Reichs- Die Danzi- ger werden gebrannt- ſchatzet. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/193
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/193>, abgerufen am 21.11.2024.