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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Reichsthaler zu bezahlen. Als dieser mit seinem Ge-
folge den 10ten von hier nach Mecklenburg abreisete,
so begrüßten sie ihn mit 150 Kanonen, ihn zu über-
zeugen, daß es ihnen nicht an Geschütze fehle. Jch
marschirte mit meinen Leuten den folgenden Tag ab,
und kam den 15ten nach Stolpe, wo ich erfuhr, daß
der Czar und der König von Preussen vor drey Tagen
eine geheime Conferenz mit einander gehalten hätten,
in welcher sie, wie man mir hernach sagte, einig ge-
worden waren, nicht zuzulassen, daß der König von
Schweden einige Unternehmungen auf Dännemark
mache; aber auch den Dänen in keinem Unternehmen
wider die Schweden beyzustehen, indem diese schon
ohnedem hinlänglich gezüchtiget waren, und alle ihre
ausländische Provinzen verloren, und nun weiter nichts
als Schweden hatten.

Absicht des
Czars bey
der Einnah-
me Wiß-
mars.

Jch kann hier nicht unterlassen, des Czars Ab-
sichten auf die Stadt und Festung Wißmar zu erwäh-
nen, welche dem Herzoge von Mecklenburg so sehr
bequem ist, und nahe bey Schwerin und Rostock liegt.
Der Czar hatte dem Herzoge versprochen, diesen Ort
den Schweden wegzunehmen, und ihm den Besitz
desselben zu geben; in dieser Absicht zog er eine Armee
von 26000 Mann zusammen, ihn zu belagern.
Da aber die Dänischen, Preussischen und Hannöveri-
schen Truppen davon Besitz genommen und jede Macht
zwey Bataillons Besatzung darein geleget hatten, oh-
ne einige von den Russischen Truppen dazu zu nehmen,
so wurde diese Absicht, zu nicht geringem Verdrusse des
Czars, vereitelt. Diesen Vergleich der Alliirten hat
er niemals verdauen können, sondern ihn bey jeder Ge-
legenheit, wie wir hernach bey der vorgehabten Lan-

dung

Reichsthaler zu bezahlen. Als dieſer mit ſeinem Ge-
folge den 10ten von hier nach Mecklenburg abreiſete,
ſo begruͤßten ſie ihn mit 150 Kanonen, ihn zu uͤber-
zeugen, daß es ihnen nicht an Geſchuͤtze fehle. Jch
marſchirte mit meinen Leuten den folgenden Tag ab,
und kam den 15ten nach Stolpe, wo ich erfuhr, daß
der Czar und der Koͤnig von Preuſſen vor drey Tagen
eine geheime Conferenz mit einander gehalten haͤtten,
in welcher ſie, wie man mir hernach ſagte, einig ge-
worden waren, nicht zuzulaſſen, daß der Koͤnig von
Schweden einige Unternehmungen auf Daͤnnemark
mache; aber auch den Daͤnen in keinem Unternehmen
wider die Schweden beyzuſtehen, indem dieſe ſchon
ohnedem hinlaͤnglich gezuͤchtiget waren, und alle ihre
auslaͤndiſche Provinzen verloren, und nun weiter nichts
als Schweden hatten.

Abſicht des
Czars bey
der Einnah-
me Wiß-
mars.

Jch kann hier nicht unterlaſſen, des Czars Ab-
ſichten auf die Stadt und Feſtung Wißmar zu erwaͤh-
nen, welche dem Herzoge von Mecklenburg ſo ſehr
bequem iſt, und nahe bey Schwerin und Roſtock liegt.
Der Czar hatte dem Herzoge verſprochen, dieſen Ort
den Schweden wegzunehmen, und ihm den Beſitz
deſſelben zu geben; in dieſer Abſicht zog er eine Armee
von 26000 Mann zuſammen, ihn zu belagern.
Da aber die Daͤniſchen, Preuſſiſchen und Hannoͤveri-
ſchen Truppen davon Beſitz genommen und jede Macht
zwey Bataillons Beſatzung darein geleget hatten, oh-
ne einige von den Ruſſiſchen Truppen dazu zu nehmen,
ſo wurde dieſe Abſicht, zu nicht geringem Verdruſſe des
Czars, vereitelt. Dieſen Vergleich der Alliirten hat
er niemals verdauen koͤnnen, ſondern ihn bey jeder Ge-
legenheit, wie wir hernach bey der vorgehabten Lan-

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[184/0194] Reichsthaler zu bezahlen. Als dieſer mit ſeinem Ge- folge den 10ten von hier nach Mecklenburg abreiſete, ſo begruͤßten ſie ihn mit 150 Kanonen, ihn zu uͤber- zeugen, daß es ihnen nicht an Geſchuͤtze fehle. Jch marſchirte mit meinen Leuten den folgenden Tag ab, und kam den 15ten nach Stolpe, wo ich erfuhr, daß der Czar und der Koͤnig von Preuſſen vor drey Tagen eine geheime Conferenz mit einander gehalten haͤtten, in welcher ſie, wie man mir hernach ſagte, einig ge- worden waren, nicht zuzulaſſen, daß der Koͤnig von Schweden einige Unternehmungen auf Daͤnnemark mache; aber auch den Daͤnen in keinem Unternehmen wider die Schweden beyzuſtehen, indem dieſe ſchon ohnedem hinlaͤnglich gezuͤchtiget waren, und alle ihre auslaͤndiſche Provinzen verloren, und nun weiter nichts als Schweden hatten. Jch kann hier nicht unterlaſſen, des Czars Ab- ſichten auf die Stadt und Feſtung Wißmar zu erwaͤh- nen, welche dem Herzoge von Mecklenburg ſo ſehr bequem iſt, und nahe bey Schwerin und Roſtock liegt. Der Czar hatte dem Herzoge verſprochen, dieſen Ort den Schweden wegzunehmen, und ihm den Beſitz deſſelben zu geben; in dieſer Abſicht zog er eine Armee von 26000 Mann zuſammen, ihn zu belagern. Da aber die Daͤniſchen, Preuſſiſchen und Hannoͤveri- ſchen Truppen davon Beſitz genommen und jede Macht zwey Bataillons Beſatzung darein geleget hatten, oh- ne einige von den Ruſſiſchen Truppen dazu zu nehmen, ſo wurde dieſe Abſicht, zu nicht geringem Verdruſſe des Czars, vereitelt. Dieſen Vergleich der Alliirten hat er niemals verdauen koͤnnen, ſondern ihn bey jeder Ge- legenheit, wie wir hernach bey der vorgehabten Lan- dung

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/194>, abgerufen am 21.11.2024.