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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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denen seiner Mitgenossen der Räuberey habe hängen
lassen. Der Czar machte ihm dafür ein Geschenke
von ohngefähr 100 Bauern.

Es war eine festgesetzte Regel bey dem Czar,Militärische
Belohnun-
gen und
Strafen.

das Verdienst zu belohnen, wo er es fand. Nach ei-
nem Siege zur See oder zu Lande bekam jeder Offi-
cier eine goldene Kette mit einer Medaille, deren
Werth seinem Range angemessen war, und jeder
Soldat eine silberne oder statt derselben die Löhnung
eines Monats. Ein Officier, der sich besonders her-
vorgethan hatte, erhielt das erste Avancement. Jm
Gegentheil aber wurde der Soldat oder Officier, der
sich übel gehalten hatte, sehr strenge bestraft. Der Czar
sahe nicht auf hohe Geburt oder Familie, sondern be-
förderte das Verdienst in jedem Stande, so gar bey
dem geringsten, und sagte, daß hohe Geburt nur ein
bloßer Zufall sey, und keine Achtung verdiene, wenn
sie sonst keine Verdienste habe. Man findet in der
Geschichte kaum ein Beyspiel, daß Leute von niedriger
Geburt so wären befördert worden, als unter des
Czars Peter Regierung, oder wo so viele von hoher
Geburt und Vermögen in den niedrigsten Stand sind
versetzet worden.

Am 6ten Februar reiseten der Czar und seine
Gemahlinn in Gesellschaft der Prinzessinn Catharina,
zweyten Tochter des Czars Jvan (oder Johannes),
des Kaisers Nichte, nach Danzig ab, und kamen den
29sten daselbst an. Den 19ten April wurde die
Prinzessinn an Carl Leopold, Herzog zu Mecklenburg,
vermählet.

Es wurde diesen Winter befohlen, 30 großeGroße Gre-
nadiers.

Grenadiers zu üben, die zu einem Geschenke für den

König
M 2

denen ſeiner Mitgenoſſen der Raͤuberey habe haͤngen
laſſen. Der Czar machte ihm dafuͤr ein Geſchenke
von ohngefaͤhr 100 Bauern.

Es war eine feſtgeſetzte Regel bey dem Czar,Militaͤriſche
Belohnun-
gen und
Strafen.

das Verdienſt zu belohnen, wo er es fand. Nach ei-
nem Siege zur See oder zu Lande bekam jeder Offi-
cier eine goldene Kette mit einer Medaille, deren
Werth ſeinem Range angemeſſen war, und jeder
Soldat eine ſilberne oder ſtatt derſelben die Loͤhnung
eines Monats. Ein Officier, der ſich beſonders her-
vorgethan hatte, erhielt das erſte Avancement. Jm
Gegentheil aber wurde der Soldat oder Officier, der
ſich uͤbel gehalten hatte, ſehr ſtrenge beſtraft. Der Czar
ſahe nicht auf hohe Geburt oder Familie, ſondern be-
foͤrderte das Verdienſt in jedem Stande, ſo gar bey
dem geringſten, und ſagte, daß hohe Geburt nur ein
bloßer Zufall ſey, und keine Achtung verdiene, wenn
ſie ſonſt keine Verdienſte habe. Man findet in der
Geſchichte kaum ein Beyſpiel, daß Leute von niedriger
Geburt ſo waͤren befoͤrdert worden, als unter des
Czars Peter Regierung, oder wo ſo viele von hoher
Geburt und Vermoͤgen in den niedrigſten Stand ſind
verſetzet worden.

Am 6ten Februar reiſeten der Czar und ſeine
Gemahlinn in Geſellſchaft der Prinzeſſinn Catharina,
zweyten Tochter des Czars Jvan (oder Johannes),
des Kaiſers Nichte, nach Danzig ab, und kamen den
29ſten daſelbſt an. Den 19ten April wurde die
Prinzeſſinn an Carl Leopold, Herzog zu Mecklenburg,
vermaͤhlet.

Es wurde dieſen Winter befohlen, 30 großeGroße Gre-
nadiers.

Grenadiers zu uͤben, die zu einem Geſchenke fuͤr den

Koͤnig
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[179/0189] denen ſeiner Mitgenoſſen der Raͤuberey habe haͤngen laſſen. Der Czar machte ihm dafuͤr ein Geſchenke von ohngefaͤhr 100 Bauern. Es war eine feſtgeſetzte Regel bey dem Czar, das Verdienſt zu belohnen, wo er es fand. Nach ei- nem Siege zur See oder zu Lande bekam jeder Offi- cier eine goldene Kette mit einer Medaille, deren Werth ſeinem Range angemeſſen war, und jeder Soldat eine ſilberne oder ſtatt derſelben die Loͤhnung eines Monats. Ein Officier, der ſich beſonders her- vorgethan hatte, erhielt das erſte Avancement. Jm Gegentheil aber wurde der Soldat oder Officier, der ſich uͤbel gehalten hatte, ſehr ſtrenge beſtraft. Der Czar ſahe nicht auf hohe Geburt oder Familie, ſondern be- foͤrderte das Verdienſt in jedem Stande, ſo gar bey dem geringſten, und ſagte, daß hohe Geburt nur ein bloßer Zufall ſey, und keine Achtung verdiene, wenn ſie ſonſt keine Verdienſte habe. Man findet in der Geſchichte kaum ein Beyſpiel, daß Leute von niedriger Geburt ſo waͤren befoͤrdert worden, als unter des Czars Peter Regierung, oder wo ſo viele von hoher Geburt und Vermoͤgen in den niedrigſten Stand ſind verſetzet worden. Militaͤriſche Belohnun- gen und Strafen. Am 6ten Februar reiſeten der Czar und ſeine Gemahlinn in Geſellſchaft der Prinzeſſinn Catharina, zweyten Tochter des Czars Jvan (oder Johannes), des Kaiſers Nichte, nach Danzig ab, und kamen den 29ſten daſelbſt an. Den 19ten April wurde die Prinzeſſinn an Carl Leopold, Herzog zu Mecklenburg, vermaͤhlet. Es wurde dieſen Winter befohlen, 30 große Grenadiers zu uͤben, die zu einem Geſchenke fuͤr den Koͤnig Große Gre- nadiers. M 2

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/189>, abgerufen am 03.05.2024.