Was eigentlich uns die Natur geschenket, um beglückt zu seyn, Und daß wir es genießen sollen, Das ist die Gegenwart allein. Wir gleichen widersinn'schen Kindern, die dieses Gut nicht kosten wollen.
Alle Dinge scheinen, Alle Menschen meynen.
Der Menschen eigentlicher Gott ist Gold und Geld, sie beten zwar, Jn ihrem äußerlichen Anstand und Kirchen einen andern an: Es meynens auch die meisten selbst, so wie es scheinet, das ist wahr, Doch untersucht mans, merkt man leider! der Meisten Ab- sicht offenbar, Sie ehren Gott, weil, da er reich, er ihnen Reichthum geben kann.
Wie viele Menschen sind vergnügt im Unvergnügen, Schelten, Schmählen, Jm Gram und Murren! Unvergnügt hingegen, wenn sie nicht befehlen, Nicht keifen und nicht klagen können! Wer leugnet, daß nicht die dem Schwein, Das nur im Koth und Wust zufrieden, in ihrem Leben ähnlich seyn?
Wie
Vermiſchte Gedichte
Was eigentlich uns die Natur geſchenket, um begluͤckt zu ſeyn, Und daß wir es genießen ſollen, Das iſt die Gegenwart allein. Wir gleichen widerſinn’ſchen Kindern, die dieſes Gut nicht koſten wollen.
Alle Dinge ſcheinen, Alle Menſchen meynen.
Der Menſchen eigentlicher Gott iſt Gold und Geld, ſie beten zwar, Jn ihrem aͤußerlichen Anſtand und Kirchen einen andern an: Es meynens auch die meiſten ſelbſt, ſo wie es ſcheinet, das iſt wahr, Doch unterſucht mans, merkt man leider! der Meiſten Ab- ſicht offenbar, Sie ehren Gott, weil, da er reich, er ihnen Reichthum geben kann.
Wie viele Menſchen ſind vergnuͤgt im Unvergnuͤgen, Schelten, Schmaͤhlen, Jm Gram und Murren! Unvergnuͤgt hingegen, wenn ſie nicht befehlen, Nicht keifen und nicht klagen koͤnnen! Wer leugnet, daß nicht die dem Schwein, Das nur im Koth und Wuſt zufrieden, in ihrem Leben aͤhnlich ſeyn?
Wie
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Vermiſchte Gedichte
Was eigentlich uns die Natur geſchenket, um begluͤckt
zu ſeyn,
Und daß wir es genießen ſollen,
Das iſt die Gegenwart allein.
Wir gleichen widerſinn’ſchen Kindern, die dieſes Gut
nicht koſten wollen.
Alle Dinge ſcheinen,
Alle Menſchen meynen.
Der Menſchen eigentlicher Gott iſt Gold und Geld,
ſie beten zwar,
Jn ihrem aͤußerlichen Anſtand und Kirchen einen andern
an:
Es meynens auch die meiſten ſelbſt, ſo wie es ſcheinet,
das iſt wahr,
Doch unterſucht mans, merkt man leider! der Meiſten Ab-
ſicht offenbar,
Sie ehren Gott, weil, da er reich, er ihnen Reichthum
geben kann.
Wie viele Menſchen ſind vergnuͤgt im Unvergnuͤgen,
Schelten, Schmaͤhlen,
Jm Gram und Murren! Unvergnuͤgt hingegen, wenn
ſie nicht befehlen,
Nicht keifen und nicht klagen koͤnnen! Wer leugnet, daß
nicht die dem Schwein,
Das nur im Koth und Wuſt zufrieden, in ihrem Leben
aͤhnlich ſeyn?
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/566>, abgerufen am 23.06.2024.
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