Den Schmuck der Welt durch Schatten mehren, und, durch den Gegensatz das Licht, Das doch für sich schon schön genug, noch zu erheben, zu vermehren.
Jch vermag mich, an den Wundern, großer Schö- pfer! die so schön, Die so lieblich, die so prächtig, dir zum Ruhm, nicht satt zu sehn. Keine Wollust auf der Welt, keine Lust und Freud' auf Erden Kann, mit dieser sanften Wollust, kann, mit dieser Lust und Freude, Wenn ich, mit gerührtem Denken, Augen, Seel' und Sinnen weide Am Geschöpf, und Gott in ihnen finde, je verglichen werden.
Was sieht man jetzt für schöne Farben, da Millionen Blumen blühen, Wenn sie der Sonnen Glanz durchstralt, in Millionen Blumen, glühen! Was brechen stünd- und augenblicklich im bunt- und figurirten Flor Auf flacher Erd, auf hohen Bäumen, für Frühlings- kinderchen hervor! Da jene schimmert, diese blühn, Wovon die meisten früh sich öffnen, des Abends sich zu- sammenziehn, Wie ich es offt mit Lust bemerkt. Was liegt, im zärt- lichen Geäder Und ihren dünnen Zäserchen, für eine Spring- und rege Feder,
Die
Vermiſchte Gedichte
Den Schmuck der Welt durch Schatten mehren, und, durch den Gegenſatz das Licht, Das doch fuͤr ſich ſchon ſchoͤn genug, noch zu erheben, zu vermehren.
Jch vermag mich, an den Wundern, großer Schoͤ- pfer! die ſo ſchoͤn, Die ſo lieblich, die ſo praͤchtig, dir zum Ruhm, nicht ſatt zu ſehn. Keine Wolluſt auf der Welt, keine Luſt und Freud’ auf Erden Kann, mit dieſer ſanften Wolluſt, kann, mit dieſer Luſt und Freude, Wenn ich, mit geruͤhrtem Denken, Augen, Seel’ und Sinnen weide Am Geſchoͤpf, und Gott in ihnen finde, je verglichen werden.
Was ſieht man jetzt fuͤr ſchoͤne Farben, da Millionen Blumen bluͤhen, Wenn ſie der Sonnen Glanz durchſtralt, in Millionen Blumen, gluͤhen! Was brechen ſtuͤnd- und augenblicklich im bunt- und figurirten Flor Auf flacher Erd, auf hohen Baͤumen, fuͤr Fruͤhlings- kinderchen hervor! Da jene ſchimmert, dieſe bluͤhn, Wovon die meiſten fruͤh ſich oͤffnen, des Abends ſich zu- ſammenziehn, Wie ich es offt mit Luſt bemerkt. Was liegt, im zaͤrt- lichen Geaͤder Und ihren duͤnnen Zaͤſerchen, fuͤr eine Spring- und rege Feder,
Die
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Vermiſchte Gedichte
Den Schmuck der Welt durch Schatten mehren, und,
durch den Gegenſatz das Licht,
Das doch fuͤr ſich ſchon ſchoͤn genug, noch zu erheben, zu
vermehren.
Jch vermag mich, an den Wundern, großer Schoͤ-
pfer! die ſo ſchoͤn,
Die ſo lieblich, die ſo praͤchtig, dir zum Ruhm, nicht
ſatt zu ſehn.
Keine Wolluſt auf der Welt, keine Luſt und Freud’
auf Erden
Kann, mit dieſer ſanften Wolluſt, kann, mit dieſer
Luſt und Freude,
Wenn ich, mit geruͤhrtem Denken, Augen, Seel’
und Sinnen weide
Am Geſchoͤpf, und Gott in ihnen finde, je verglichen
werden.
Was ſieht man jetzt fuͤr ſchoͤne Farben, da Millionen
Blumen bluͤhen,
Wenn ſie der Sonnen Glanz durchſtralt, in Millionen
Blumen, gluͤhen!
Was brechen ſtuͤnd- und augenblicklich im bunt- und
figurirten Flor
Auf flacher Erd, auf hohen Baͤumen, fuͤr Fruͤhlings-
kinderchen hervor!
Da jene ſchimmert, dieſe bluͤhn,
Wovon die meiſten fruͤh ſich oͤffnen, des Abends ſich zu-
ſammenziehn,
Wie ich es offt mit Luſt bemerkt. Was liegt, im zaͤrt-
lichen Geaͤder
Und ihren duͤnnen Zaͤſerchen, fuͤr eine Spring- und rege
Feder,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/342>, abgerufen am 16.07.2024.
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