Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.Betrachtungen Mit Lust, Bewunderung und Demuth, und auch mit Lob und Dank, ermißt. Wir sehen, daß ein ird'scher Same sich zu vermehren in die Erde, Ein wässerichter in die Flut, und Fleisch in Fleisch ge- säet werde, Wo die Natur die Furche pflügt. Ob dieses nun, was ihn empfängt Ein Leben plötzlich überkömmt, (als wie ein Zunder, Feuer fängt,) Wie oder ob sich durch die Mischung, als wie durch eine Art von Gähren, Sich alles theilt und wiederfügt, ist nicht so leichtlich zu erklären. Ob eines Körpers ganze Form schon wirklich in der Mutter Ey Befindlich, und von Samenwürmchen des Mannes nur belebet sey, Wie oder ob im Samenthierchen des Männleins auch die Form bestehe, Und dieses von den Eylein bloß, (wie ichs in einer Bohne sehe, Daß sie nur bloß den Keim ernährt,) die erste Nahrung auch nur fasse, Jst ebenfalls noch ungewiß, daher ichs unentschieden lasse. Doch daß nun zweyerley Geschlechter zu diesem großen Werk formiret, Und wunderbar gebildet sind; daß man hierbey noch ferner spüret, Wie, mit so wunderbarer Vorsicht, bey allen Thieren auf der Welt Sich,
Betrachtungen Mit Luſt, Bewunderung und Demuth, und auch mit Lob und Dank, ermißt. Wir ſehen, daß ein ird’ſcher Same ſich zu vermehren in die Erde, Ein waͤſſerichter in die Flut, und Fleiſch in Fleiſch ge- ſaͤet werde, Wo die Natur die Furche pfluͤgt. Ob dieſes nun, was ihn empfaͤngt Ein Leben ploͤtzlich uͤberkoͤmmt, (als wie ein Zunder, Feuer faͤngt,) Wie oder ob ſich durch die Miſchung, als wie durch eine Art von Gaͤhren, Sich alles theilt und wiederfuͤgt, iſt nicht ſo leichtlich zu erklaͤren. Ob eines Koͤrpers ganze Form ſchon wirklich in der Mutter Ey Befindlich, und von Samenwuͤrmchen des Mannes nur belebet ſey, Wie oder ob im Samenthierchen des Maͤnnleins auch die Form beſtehe, Und dieſes von den Eylein bloß, (wie ichs in einer Bohne ſehe, Daß ſie nur bloß den Keim ernaͤhrt,) die erſte Nahrung auch nur faſſe, Jſt ebenfalls noch ungewiß, daher ichs unentſchieden laſſe. Doch daß nun zweyerley Geſchlechter zu dieſem großen Werk formiret, Und wunderbar gebildet ſind; daß man hierbey noch ferner ſpuͤret, Wie, mit ſo wunderbarer Vorſicht, bey allen Thieren auf der Welt Sich,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0244" n="224"/> <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/> <lg n="49"> <l>Mit Luſt, Bewunderung und Demuth, und auch mit<lb/><hi rendition="#et">Lob und Dank, ermißt.</hi></l><lb/> <l>Wir ſehen, daß ein ird’ſcher Same ſich zu vermehren<lb/><hi rendition="#et">in die Erde,</hi></l><lb/> <l>Ein waͤſſerichter in die Flut, und Fleiſch in Fleiſch ge-<lb/><hi rendition="#et">ſaͤet werde,</hi></l><lb/> <l>Wo die Natur die Furche pfluͤgt. Ob dieſes nun, was<lb/><hi rendition="#et">ihn empfaͤngt</hi></l><lb/> <l>Ein Leben ploͤtzlich uͤberkoͤmmt, (als wie ein Zunder,<lb/><hi rendition="#et">Feuer faͤngt,)</hi></l><lb/> <l>Wie oder ob ſich durch die Miſchung, als wie durch eine<lb/><hi rendition="#et">Art von Gaͤhren,</hi></l><lb/> <l>Sich alles theilt und wiederfuͤgt, iſt nicht ſo leichtlich<lb/><hi rendition="#et">zu erklaͤren.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="50"> <l>Ob eines Koͤrpers ganze Form ſchon wirklich in der<lb/><hi rendition="#et">Mutter Ey</hi></l><lb/> <l>Befindlich, und von Samenwuͤrmchen des Mannes nur<lb/><hi rendition="#et">belebet ſey,</hi></l><lb/> <l>Wie oder ob im Samenthierchen des Maͤnnleins auch die<lb/><hi rendition="#et">Form beſtehe,</hi></l><lb/> <l>Und dieſes von den Eylein bloß, (wie ichs in einer<lb/><hi rendition="#et">Bohne ſehe,</hi></l><lb/> <l>Daß ſie nur bloß den Keim ernaͤhrt,) die erſte Nahrung<lb/><hi rendition="#et">auch nur faſſe,</hi></l><lb/> <l>Jſt ebenfalls noch ungewiß, daher ichs unentſchieden<lb/><hi rendition="#et">laſſe.</hi></l><lb/> <l>Doch daß nun zweyerley Geſchlechter zu dieſem großen<lb/><hi rendition="#et">Werk formiret,</hi></l><lb/> <l>Und wunderbar gebildet ſind; daß man hierbey noch<lb/><hi rendition="#et">ferner ſpuͤret,</hi></l><lb/> <l>Wie, mit ſo wunderbarer Vorſicht, bey allen Thieren<lb/><hi rendition="#et">auf der Welt</hi></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sich,</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0244]
Betrachtungen
Mit Luſt, Bewunderung und Demuth, und auch mit
Lob und Dank, ermißt.
Wir ſehen, daß ein ird’ſcher Same ſich zu vermehren
in die Erde,
Ein waͤſſerichter in die Flut, und Fleiſch in Fleiſch ge-
ſaͤet werde,
Wo die Natur die Furche pfluͤgt. Ob dieſes nun, was
ihn empfaͤngt
Ein Leben ploͤtzlich uͤberkoͤmmt, (als wie ein Zunder,
Feuer faͤngt,)
Wie oder ob ſich durch die Miſchung, als wie durch eine
Art von Gaͤhren,
Sich alles theilt und wiederfuͤgt, iſt nicht ſo leichtlich
zu erklaͤren.
Ob eines Koͤrpers ganze Form ſchon wirklich in der
Mutter Ey
Befindlich, und von Samenwuͤrmchen des Mannes nur
belebet ſey,
Wie oder ob im Samenthierchen des Maͤnnleins auch die
Form beſtehe,
Und dieſes von den Eylein bloß, (wie ichs in einer
Bohne ſehe,
Daß ſie nur bloß den Keim ernaͤhrt,) die erſte Nahrung
auch nur faſſe,
Jſt ebenfalls noch ungewiß, daher ichs unentſchieden
laſſe.
Doch daß nun zweyerley Geſchlechter zu dieſem großen
Werk formiret,
Und wunderbar gebildet ſind; daß man hierbey noch
ferner ſpuͤret,
Wie, mit ſo wunderbarer Vorſicht, bey allen Thieren
auf der Welt
Sich,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |