Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Die Natur hat, sie zu bilden,
Weder Fleiß noch Kunst gespart;
Jhre Farb ist wirklich gülden,
Sie sind von verschiedner Art;
Es sind bittre, saur' und süße,
Drum man sie verschiedlich hieße;
Weil sie so verschieden seyn,
Theilet man sie billig ein.
Apfel-
sina.
Apfelsina sind die süßen
Eigentlich allein genannt,
Als die in dem Land entsprießen;
An der Säure sind erkannt
Die, so wir Citronen heißen,
Und ein wenig blasser gleißen:
Pomeranzen, deren Saft
Von gesund- und bittrer Kraft.
Ehe wir nun weiter gehen,
Und von einer jeden Art
Frucht, Geschmack und Kraft besehen,
Die in dieser Frucht gepaart:
Laßt uns auf die Blüten achten
Und erstaunt dabey betrachten,
Daß die Bäume stets zugleich
Blüt- und frucht- und blätterreich.
Da sie unaufhörlich grünen,
Und auch selbst im Winter schön,
Sieht man ihre Frucht auf ihnen
Reif zugleich und unreif stehn.
Jn den Pomeranzenhäusern
Wird auf ihrer Kronen Reisern,
Als wenn sie der Sommer schmückt,
Auch im Frost, ihr Schmuck erblickt.
Die,
Betrachtungen
Die Natur hat, ſie zu bilden,
Weder Fleiß noch Kunſt geſpart;
Jhre Farb iſt wirklich guͤlden,
Sie ſind von verſchiedner Art;
Es ſind bittre, ſaur’ und ſuͤße,
Drum man ſie verſchiedlich hieße;
Weil ſie ſo verſchieden ſeyn,
Theilet man ſie billig ein.
Apfel-
ſina.
Apfelſina ſind die ſuͤßen
Eigentlich allein genannt,
Als die in dem Land entſprießen;
An der Saͤure ſind erkannt
Die, ſo wir Citronen heißen,
Und ein wenig blaſſer gleißen:
Pomeranzen, deren Saft
Von geſund- und bittrer Kraft.
Ehe wir nun weiter gehen,
Und von einer jeden Art
Frucht, Geſchmack und Kraft beſehen,
Die in dieſer Frucht gepaart:
Laßt uns auf die Bluͤten achten
Und erſtaunt dabey betrachten,
Daß die Baͤume ſtets zugleich
Bluͤt- und frucht- und blaͤtterreich.
Da ſie unaufhoͤrlich gruͤnen,
Und auch ſelbſt im Winter ſchoͤn,
Sieht man ihre Frucht auf ihnen
Reif zugleich und unreif ſtehn.
Jn den Pomeranzenhaͤuſern
Wird auf ihrer Kronen Reiſern,
Als wenn ſie der Sommer ſchmuͤckt,
Auch im Froſt, ihr Schmuck erblickt.
Die,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0208" n="188"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="733">
          <l>Die Natur hat, &#x017F;ie zu bilden,</l><lb/>
          <l>Weder Fleiß noch Kun&#x017F;t ge&#x017F;part;</l><lb/>
          <l>Jhre Farb i&#x017F;t wirklich gu&#x0364;lden,</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind von ver&#x017F;chiedner Art;</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;ind bittre, &#x017F;aur&#x2019; und &#x017F;u&#x0364;ße,</l><lb/>
          <l>Drum man &#x017F;ie ver&#x017F;chiedlich hieße;</l><lb/>
          <l>Weil &#x017F;ie &#x017F;o ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn,</l><lb/>
          <l>Theilet man &#x017F;ie billig ein.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Apfel-<lb/>
&#x017F;ina.</note>
        <lg n="734">
          <l>Apfel&#x017F;ina &#x017F;ind die &#x017F;u&#x0364;ßen</l><lb/>
          <l>Eigentlich allein genannt,</l><lb/>
          <l>Als die in dem Land ent&#x017F;prießen;</l><lb/>
          <l>An der Sa&#x0364;ure &#x017F;ind erkannt</l><lb/>
          <l>Die, &#x017F;o wir Citronen heißen,</l><lb/>
          <l>Und ein wenig bla&#x017F;&#x017F;er gleißen:</l><lb/>
          <l>Pomeranzen, deren Saft</l><lb/>
          <l>Von ge&#x017F;und- und bittrer Kraft.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="735">
          <l>Ehe wir nun weiter gehen,</l><lb/>
          <l>Und von einer jeden Art</l><lb/>
          <l>Frucht, Ge&#x017F;chmack und Kraft be&#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Die in die&#x017F;er Frucht gepaart:</l><lb/>
          <l>Laßt uns auf die Blu&#x0364;ten achten</l><lb/>
          <l>Und er&#x017F;taunt dabey betrachten,</l><lb/>
          <l>Daß die Ba&#x0364;ume &#x017F;tets zugleich</l><lb/>
          <l>Blu&#x0364;t- und frucht- und bla&#x0364;tterreich.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="736">
          <l>Da &#x017F;ie unaufho&#x0364;rlich gru&#x0364;nen,</l><lb/>
          <l>Und auch &#x017F;elb&#x017F;t im Winter &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
          <l>Sieht man ihre Frucht auf ihnen</l><lb/>
          <l>Reif zugleich und unreif &#x017F;tehn.</l><lb/>
          <l>Jn den Pomeranzenha&#x0364;u&#x017F;ern</l><lb/>
          <l>Wird auf ihrer Kronen Rei&#x017F;ern,</l><lb/>
          <l>Als wenn &#x017F;ie der Sommer &#x017F;chmu&#x0364;ckt,</l><lb/>
          <l>Auch im Fro&#x017F;t, ihr Schmuck erblickt.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die,</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0208] Betrachtungen Die Natur hat, ſie zu bilden, Weder Fleiß noch Kunſt geſpart; Jhre Farb iſt wirklich guͤlden, Sie ſind von verſchiedner Art; Es ſind bittre, ſaur’ und ſuͤße, Drum man ſie verſchiedlich hieße; Weil ſie ſo verſchieden ſeyn, Theilet man ſie billig ein. Apfelſina ſind die ſuͤßen Eigentlich allein genannt, Als die in dem Land entſprießen; An der Saͤure ſind erkannt Die, ſo wir Citronen heißen, Und ein wenig blaſſer gleißen: Pomeranzen, deren Saft Von geſund- und bittrer Kraft. Ehe wir nun weiter gehen, Und von einer jeden Art Frucht, Geſchmack und Kraft beſehen, Die in dieſer Frucht gepaart: Laßt uns auf die Bluͤten achten Und erſtaunt dabey betrachten, Daß die Baͤume ſtets zugleich Bluͤt- und frucht- und blaͤtterreich. Da ſie unaufhoͤrlich gruͤnen, Und auch ſelbſt im Winter ſchoͤn, Sieht man ihre Frucht auf ihnen Reif zugleich und unreif ſtehn. Jn den Pomeranzenhaͤuſern Wird auf ihrer Kronen Reiſern, Als wenn ſie der Sommer ſchmuͤckt, Auch im Froſt, ihr Schmuck erblickt. Die,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/208
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/208>, abgerufen am 23.11.2024.