Jhre Haut ist schwärzlichdunkel, Aber ihr verschloßner Saft Gleicht dem glühenden Carfunkel, Und hat diese Eigenschaft: Daß, wenn man die Frucht zerdrücket, Man daran ein Roth erblicket, Welches recht wie Schneckenblut Unsern Augen sanfte thut.
Laßt uns auch zur Form uns kehren! Länglichrund ist die Figur. Aus viel kleinen saft'gen Beeren Setzt die spielende Natur Sie recht wunderbar zusammen, Die aus einem Stengel stammen, Und ein jedes Beerchen hat Fast die Bildung vom Granat.
Es ist in der Maulbeer' Säften Süß und Sauer so gemischt, Daß es mit besondern Kräften Zunge, Gaum und Blut erfrischt. Ja, da sie gelinde kühlen, Dürfen auch die Kranken fühlen, Wie darinn die Arzeney Mit der Lust verbunden sey.
Wie schmeckt Maulbeersaft so niedlich, Wenn man ihn zu Zucker sprengt; Und sein Nutz ist unterschiedlich, Wenn man ihn mit Eßig mengt, Wodurch Mund- und Halsbeschwerden Rein und leicht geheilet werden; Er erfrischt nicht nur das Blut, Er ist auch zur Oeffnung gut.
Die
uͤber das Reich der Pflanzen.
Jhre Haut iſt ſchwaͤrzlichdunkel, Aber ihr verſchloßner Saft Gleicht dem gluͤhenden Carfunkel, Und hat dieſe Eigenſchaft: Daß, wenn man die Frucht zerdruͤcket, Man daran ein Roth erblicket, Welches recht wie Schneckenblut Unſern Augen ſanfte thut.
Laßt uns auch zur Form uns kehren! Laͤnglichrund iſt die Figur. Aus viel kleinen ſaft’gen Beeren Setzt die ſpielende Natur Sie recht wunderbar zuſammen, Die aus einem Stengel ſtammen, Und ein jedes Beerchen hat Faſt die Bildung vom Granat.
Es iſt in der Maulbeer’ Saͤften Suͤß und Sauer ſo gemiſcht, Daß es mit beſondern Kraͤften Zunge, Gaum und Blut erfriſcht. Ja, da ſie gelinde kuͤhlen, Duͤrfen auch die Kranken fuͤhlen, Wie darinn die Arzeney Mit der Luſt verbunden ſey.
Wie ſchmeckt Maulbeerſaft ſo niedlich, Wenn man ihn zu Zucker ſprengt; Und ſein Nutz iſt unterſchiedlich, Wenn man ihn mit Eßig mengt, Wodurch Mund- und Halsbeſchwerden Rein und leicht geheilet werden; Er erfriſcht nicht nur das Blut, Er iſt auch zur Oeffnung gut.
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Jhre Haut iſt ſchwaͤrzlichdunkel,
Aber ihr verſchloßner Saft
Gleicht dem gluͤhenden Carfunkel,
Und hat dieſe Eigenſchaft:
Daß, wenn man die Frucht zerdruͤcket,
Man daran ein Roth erblicket,
Welches recht wie Schneckenblut
Unſern Augen ſanfte thut.
Laßt uns auch zur Form uns kehren!
Laͤnglichrund iſt die Figur.
Aus viel kleinen ſaft’gen Beeren
Setzt die ſpielende Natur
Sie recht wunderbar zuſammen,
Die aus einem Stengel ſtammen,
Und ein jedes Beerchen hat
Faſt die Bildung vom Granat.
Es iſt in der Maulbeer’ Saͤften
Suͤß und Sauer ſo gemiſcht,
Daß es mit beſondern Kraͤften
Zunge, Gaum und Blut erfriſcht.
Ja, da ſie gelinde kuͤhlen,
Duͤrfen auch die Kranken fuͤhlen,
Wie darinn die Arzeney
Mit der Luſt verbunden ſey.
Wie ſchmeckt Maulbeerſaft ſo niedlich,
Wenn man ihn zu Zucker ſprengt;
Und ſein Nutz iſt unterſchiedlich,
Wenn man ihn mit Eßig mengt,
Wodurch Mund- und Halsbeſchwerden
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/193>, abgerufen am 16.02.2025.
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