Wie die Kirschen unterschiedlich An der Farb und an Gestalt, Sind sie am Geschmack auch niedlich, Und zwar ja so mannichfalt, Wenn wir säurlich'süße Kirschen Mit besprütztem Gaum zerknirschen, Laßt, den Geber zu erhöhn, Es nie sonder Dank geschehn.
Das, was wir aus Kirschen drücken, Taugt für sich nicht nur allein, Uns zu rühren, zu erquicken; Wenn man zu den Kirschen Wein Und ein wenig Zucker füget, Wird das Herz dadurch vergnüget, Der uns denn vernünftig tränkt, Wenn man an den Geber denkt.
So gedörrt, als eingeleget, Sind auch Kirschen trefflich gut. Was die Kirsch an Säften heget, Kühlet und erfrischt das Blut. Mus und Suppen, Kuchen, Tarten, Brandtwein, Wasser, mancher Arten, Was uns tränket, heilt und nährt, Jst in Kirschen uns beschert.
Wollen wir denn den nicht ehren, Der uns solche Früchte schenkt? Wenn wir sie mit Lust verzehren, Und man bey der Lust nur denkt: Großer Geber sey gepriesen! Hat man schon den Dank erwiesen, Den der Gott, der sie beschert, Auf der Welt von uns begehrt.
Großer
Betrachtungen
Wie die Kirſchen unterſchiedlich An der Farb und an Geſtalt, Sind ſie am Geſchmack auch niedlich, Und zwar ja ſo mannichfalt, Wenn wir ſaͤurlich’ſuͤße Kirſchen Mit beſpruͤtztem Gaum zerknirſchen, Laßt, den Geber zu erhoͤhn, Es nie ſonder Dank geſchehn.
Das, was wir aus Kirſchen druͤcken, Taugt fuͤr ſich nicht nur allein, Uns zu ruͤhren, zu erquicken; Wenn man zu den Kirſchen Wein Und ein wenig Zucker fuͤget, Wird das Herz dadurch vergnuͤget, Der uns denn vernuͤnftig traͤnkt, Wenn man an den Geber denkt.
So gedoͤrrt, als eingeleget, Sind auch Kirſchen trefflich gut. Was die Kirſch an Saͤften heget, Kuͤhlet und erfriſcht das Blut. Mus und Suppen, Kuchen, Tarten, Brandtwein, Waſſer, mancher Arten, Was uns traͤnket, heilt und naͤhrt, Jſt in Kirſchen uns beſchert.
Wollen wir denn den nicht ehren, Der uns ſolche Fruͤchte ſchenkt? Wenn wir ſie mit Luſt verzehren, Und man bey der Luſt nur denkt: Großer Geber ſey geprieſen! Hat man ſchon den Dank erwieſen, Den der Gott, der ſie beſchert, Auf der Welt von uns begehrt.
Großer
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Betrachtungen
Wie die Kirſchen unterſchiedlich
An der Farb und an Geſtalt,
Sind ſie am Geſchmack auch niedlich,
Und zwar ja ſo mannichfalt,
Wenn wir ſaͤurlich’ſuͤße Kirſchen
Mit beſpruͤtztem Gaum zerknirſchen,
Laßt, den Geber zu erhoͤhn,
Es nie ſonder Dank geſchehn.
Das, was wir aus Kirſchen druͤcken,
Taugt fuͤr ſich nicht nur allein,
Uns zu ruͤhren, zu erquicken;
Wenn man zu den Kirſchen Wein
Und ein wenig Zucker fuͤget,
Wird das Herz dadurch vergnuͤget,
Der uns denn vernuͤnftig traͤnkt,
Wenn man an den Geber denkt.
So gedoͤrrt, als eingeleget,
Sind auch Kirſchen trefflich gut.
Was die Kirſch an Saͤften heget,
Kuͤhlet und erfriſcht das Blut.
Mus und Suppen, Kuchen, Tarten,
Brandtwein, Waſſer, mancher Arten,
Was uns traͤnket, heilt und naͤhrt,
Jſt in Kirſchen uns beſchert.
Wollen wir denn den nicht ehren,
Der uns ſolche Fruͤchte ſchenkt?
Wenn wir ſie mit Luſt verzehren,
Und man bey der Luſt nur denkt:
Großer Geber ſey geprieſen!
Hat man ſchon den Dank erwieſen,
Den der Gott, der ſie beſchert,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/186>, abgerufen am 16.02.2025.
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