Es war in den vor'gen Zeiten Aller Pflanzen Art und Stand, Kräft' und Mannichfaltigkeiten Durch die Menge unbekannt, Da man sie itzt durch der Kenner Und verschied'ner großer Männer Kunst und unverdross'nen Fleiß Ziemlich einzutheilen weis.
Jn die zwey und zwanzig Arten Trifft, mit viel Verwundrung, man Auf dem Feld und in dem Garten So von Bäum- als Pflanzen an. Laßt uns nach der Ordnung gehen, Und von Blumen erstlich sehen, Die bey einem Blatt allein Dennoch glockenförmig seyn.
Diese, wenn wir sie ergründen, Theilen auf das neue sich, Da sich unterschied'ne finden, Die den Glocken eigentlich Und in allen Stücken gleichen; Jhrer viel' hingegen reichen Nicht an ganzer Aehnlichkeit, Da die Röhren nicht so weit.
And're sind hingegen breiter, Gleichen dannenhero bald, Da sie allenthalben weiter, Einer Schüssel an Gestalt; Noch sind andere zu finden, Die sich in der Mitte ründen, Wie man dieß an Glöckleinkraut, Eibisch, Kürbs und Pappeln schaut.
Dieser
Betrachtungen
Es war in den vor’gen Zeiten Aller Pflanzen Art und Stand, Kraͤft’ und Mannichfaltigkeiten Durch die Menge unbekannt, Da man ſie itzt durch der Kenner Und verſchied’ner großer Maͤnner Kunſt und unverdroſſ’nen Fleiß Ziemlich einzutheilen weis.
Jn die zwey und zwanzig Arten Trifft, mit viel Verwundrung, man Auf dem Feld und in dem Garten So von Baͤum- als Pflanzen an. Laßt uns nach der Ordnung gehen, Und von Blumen erſtlich ſehen, Die bey einem Blatt allein Dennoch glockenfoͤrmig ſeyn.
Dieſe, wenn wir ſie ergruͤnden, Theilen auf das neue ſich, Da ſich unterſchied’ne finden, Die den Glocken eigentlich Und in allen Stuͤcken gleichen; Jhrer viel’ hingegen reichen Nicht an ganzer Aehnlichkeit, Da die Roͤhren nicht ſo weit.
And’re ſind hingegen breiter, Gleichen dannenhero bald, Da ſie allenthalben weiter, Einer Schuͤſſel an Geſtalt; Noch ſind andere zu finden, Die ſich in der Mitte ruͤnden, Wie man dieß an Gloͤckleinkraut, Eibiſch, Kuͤrbs und Pappeln ſchaut.
Dieſer
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Betrachtungen
Es war in den vor’gen Zeiten
Aller Pflanzen Art und Stand,
Kraͤft’ und Mannichfaltigkeiten
Durch die Menge unbekannt,
Da man ſie itzt durch der Kenner
Und verſchied’ner großer Maͤnner
Kunſt und unverdroſſ’nen Fleiß
Ziemlich einzutheilen weis.
Jn die zwey und zwanzig Arten
Trifft, mit viel Verwundrung, man
Auf dem Feld und in dem Garten
So von Baͤum- als Pflanzen an.
Laßt uns nach der Ordnung gehen,
Und von Blumen erſtlich ſehen,
Die bey einem Blatt allein
Dennoch glockenfoͤrmig ſeyn.
Dieſe, wenn wir ſie ergruͤnden,
Theilen auf das neue ſich,
Da ſich unterſchied’ne finden,
Die den Glocken eigentlich
Und in allen Stuͤcken gleichen;
Jhrer viel’ hingegen reichen
Nicht an ganzer Aehnlichkeit,
Da die Roͤhren nicht ſo weit.
And’re ſind hingegen breiter,
Gleichen dannenhero bald,
Da ſie allenthalben weiter,
Einer Schuͤſſel an Geſtalt;
Noch ſind andere zu finden,
Die ſich in der Mitte ruͤnden,
Wie man dieß an Gloͤckleinkraut,
Eibiſch, Kuͤrbs und Pappeln ſchaut.
Dieſer
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/148>, abgerufen am 23.11.2024.
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