Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Trost aus Bluhmen. Es ließ, als dürften fast die Traurigkeit, und Plagen, Jn diesen Sitz der Anmuth sich nicht wagen. Die Bluhmen schienen nicht mit Glanz und Farb' allein, Mit lieblichem Geruch, erfüllet und umgeben; Es schien ein holder Anmuth-Schein Um ihre bunte Pracht zu schweben, Und ein Vergnügungs-Duft, aus ihr, sich zu erheben, Mit dem Geruch zugleich. Ja, ihr von Gott geschmücktes Heer Erklärte mir, aufs neue, Christi Lehr, Die, an besonderm Trost, so reich, Daß, wenn wir Gott gefällig handeln, Allhier nach unsern Pflichten wandeln, Und Gott gefällig leben wollen, Wir Dem allein vertrauen sollen: Der, so wie Er die ganze Welt Erschuff, regieret, und erhält; So auch der schönen Bluhmen Pracht, Ohn' ihre Sorg', hervorgebracht. Jch fühlte dann, in meiner Brust, von innen, Den Kummer allgemach zerrinnen: Der sanften Anmuth holder Schein Nahm, statt der Schwermuth Nacht, mir alle Sinnen ein. Jndem ich also stehen bleibe, Um recht zu sehn, die Augen reibe, Woraus der schwarze Gram verfleucht; Wird eine Schachtel, die recht schwehr, Versiegelt, mir, von Hamburg her, Von meinem Gärtner, eingereicht. Dieß
Troſt aus Bluhmen. Es ließ, als duͤrften faſt die Traurigkeit, und Plagen, Jn dieſen Sitz der Anmuth ſich nicht wagen. Die Bluhmen ſchienen nicht mit Glanz und Farb’ allein, Mit lieblichem Geruch, erfuͤllet und umgeben; Es ſchien ein holder Anmuth-Schein Um ihre bunte Pracht zu ſchweben, Und ein Vergnuͤgungs-Duft, aus ihr, ſich zu erheben, Mit dem Geruch zugleich. Ja, ihr von Gott geſchmuͤcktes Heer Erklaͤrte mir, aufs neue, Chriſti Lehr, Die, an beſonderm Troſt, ſo reich, Daß, wenn wir Gott gefaͤllig handeln, Allhier nach unſern Pflichten wandeln, Und Gott gefaͤllig leben wollen, Wir Dem allein vertrauen ſollen: Der, ſo wie Er die ganze Welt Erſchuff, regieret, und erhaͤlt; So auch der ſchoͤnen Bluhmen Pracht, Ohn’ ihre Sorg’, hervorgebracht. Jch fuͤhlte dann, in meiner Bruſt, von innen, Den Kummer allgemach zerrinnen: Der ſanften Anmuth holder Schein Nahm, ſtatt der Schwermuth Nacht, mir alle Sinnen ein. Jndem ich alſo ſtehen bleibe, Um recht zu ſehn, die Augen reibe, Woraus der ſchwarze Gram verfleucht; Wird eine Schachtel, die recht ſchwehr, Verſiegelt, mir, von Hamburg her, Von meinem Gaͤrtner, eingereicht. Dieß
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Troſt aus Bluhmen.
Es ließ, als duͤrften faſt die Traurigkeit, und Plagen,
Jn dieſen Sitz der Anmuth ſich nicht wagen.
Die Bluhmen ſchienen nicht mit Glanz und Farb’
allein,
Mit lieblichem Geruch, erfuͤllet und umgeben;
Es ſchien ein holder Anmuth-Schein
Um ihre bunte Pracht zu ſchweben,
Und ein Vergnuͤgungs-Duft, aus ihr, ſich zu erheben,
Mit dem Geruch zugleich.
Ja, ihr von Gott geſchmuͤcktes Heer
Erklaͤrte mir, aufs neue, Chriſti Lehr,
Die, an beſonderm Troſt, ſo reich,
Daß, wenn wir Gott gefaͤllig handeln,
Allhier nach unſern Pflichten wandeln,
Und Gott gefaͤllig leben wollen,
Wir Dem allein vertrauen ſollen:
Der, ſo wie Er die ganze Welt
Erſchuff, regieret, und erhaͤlt;
So auch der ſchoͤnen Bluhmen Pracht,
Ohn’ ihre Sorg’, hervorgebracht.
Jch fuͤhlte dann, in meiner Bruſt, von innen,
Den Kummer allgemach zerrinnen:
Der ſanften Anmuth holder Schein
Nahm, ſtatt der Schwermuth Nacht, mir alle Sinnen ein.
Jndem ich alſo ſtehen bleibe,
Um recht zu ſehn, die Augen reibe,
Woraus der ſchwarze Gram verfleucht;
Wird eine Schachtel, die recht ſchwehr,
Verſiegelt, mir, von Hamburg her,
Von meinem Gaͤrtner, eingereicht.
Dieß
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