Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Neu-Jahrs-Gedicht,
Jhn besser machen würd'. Ob, und wie weit, er nun
Den Zweck erhalten hab; hievon wird der Bericht,
Von seiner merklichen Geschicht,
Ein mehrers uns zu wissen thun.
Doch müssen wir hiebey, von diesem jungen Helden,
Vorher noch dieses melden:
Daß Silvius ihm oft, des Nachts, das Firmament,
Jn der gestirnten Pracht, zu sehn, vergönnt;
Wovon er ihm hernach, in seinen weisen Lehren,
Des großen Schöpfers Wunder-Macht,
Der solch ein Sternen-Heer hervorgebracht,
Bemüht gewesen, zu erklären.
Jm fünf und zwanzigsten nach siebzehnhundert Jahr,
Wie, nach dem Lenz, die Welt dem Sommer nahe war,
Da unsrer Erden Fläch' am allerhellsten scheint,
Wollt' unser Silvius den liebenswürdgen Freund,
Um ihre Schönheit recht zu sehen und zu fassen,
Die Wunder dieser Welt zuerst erblicken lassen.
Damit nun dieß so unvermerkt als unverhofft geschehen
möchte;

Hatt' er dem alten Roderich, dem wohlgeprüften treuen
Knechte,

Befohlen, auf den kleinen Fluß, der, von der Höhle
nicht gar weit,

Sein reines Wasser schäumend rollt' in möglicher Ge-
schwindigkeit,

Ein kleines Fahrzeug hinzulegen: nachdem derselbige vorher,
Jn einem wohlgebauten Städtchen, das von der Höhlen
ungefehr

Drey halbe Meil entfernet lag, ein sauber Haus ihm
eingerichtet;

Wobey er, es geheim zu halten, den Roderich mit Ernst
verpflichtet.
Die
Neu-Jahrs-Gedicht,
Jhn beſſer machen wuͤrd’. Ob, und wie weit, er nun
Den Zweck erhalten hab; hievon wird der Bericht,
Von ſeiner merklichen Geſchicht,
Ein mehrers uns zu wiſſen thun.
Doch muͤſſen wir hiebey, von dieſem jungen Helden,
Vorher noch dieſes melden:
Daß Silvius ihm oft, des Nachts, das Firmament,
Jn der geſtirnten Pracht, zu ſehn, vergoͤnnt;
Wovon er ihm hernach, in ſeinen weiſen Lehren,
Des großen Schoͤpfers Wunder-Macht,
Der ſolch ein Sternen-Heer hervorgebracht,
Bemuͤht geweſen, zu erklaͤren.
Jm fuͤnf und zwanzigſten nach ſiebzehnhundert Jahr,
Wie, nach dem Lenz, die Welt dem Sommer nahe war,
Da unſrer Erden Flaͤch’ am allerhellſten ſcheint,
Wollt’ unſer Silvius den liebenswuͤrdgen Freund,
Um ihre Schoͤnheit recht zu ſehen und zu faſſen,
Die Wunder dieſer Welt zuerſt erblicken laſſen.
Damit nun dieß ſo unvermerkt als unverhofft geſchehen
moͤchte;

Hatt’ er dem alten Roderich, dem wohlgepruͤften treuen
Knechte,

Befohlen, auf den kleinen Fluß, der, von der Hoͤhle
nicht gar weit,

Sein reines Waſſer ſchaͤumend rollt’ in moͤglicher Ge-
ſchwindigkeit,

Ein kleines Fahrzeug hinzulegẽ: nachdem derſelbige vorher,
Jn einem wohlgebauten Staͤdtchen, das von der Hoͤhlen
ungefehr

Drey halbe Meil entfernet lag, ein ſauber Haus ihm
eingerichtet;

Wobey er, es geheim zu halten, den Roderich mit Ernſt
verpflichtet.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0430" n="416"/>
                <fw place="top" type="header">Neu-Jahrs-Gedicht,</fw><lb/>
                <lg n="7">
                  <l>Jhn be&#x017F;&#x017F;er machen wu&#x0364;rd&#x2019;. Ob, und wie weit, er nun</l><lb/>
                  <l>Den Zweck erhalten hab; hievon wird der Bericht,</l><lb/>
                  <l>Von &#x017F;einer merklichen Ge&#x017F;chicht,</l><lb/>
                  <l>Ein mehrers uns zu wi&#x017F;&#x017F;en thun.</l><lb/>
                  <l>Doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir hiebey, von die&#x017F;em jungen Helden,</l><lb/>
                  <l>Vorher noch die&#x017F;es melden:</l><lb/>
                  <l>Daß <hi rendition="#fr">Silvius</hi> ihm oft, des Nachts, das Firmament,</l><lb/>
                  <l>Jn der ge&#x017F;tirnten Pracht, zu &#x017F;ehn, vergo&#x0364;nnt;</l><lb/>
                  <l>Wovon er ihm hernach, in &#x017F;einen wei&#x017F;en Lehren,</l><lb/>
                  <l>Des großen Scho&#x0364;pfers Wunder-Macht,</l><lb/>
                  <l>Der &#x017F;olch ein Sternen-Heer hervorgebracht,</l><lb/>
                  <l>Bemu&#x0364;ht gewe&#x017F;en, zu erkla&#x0364;ren.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="8">
                  <l>Jm fu&#x0364;nf und zwanzig&#x017F;ten nach &#x017F;iebzehnhundert Jahr,</l><lb/>
                  <l>Wie, nach dem Lenz, die Welt dem Sommer nahe war,</l><lb/>
                  <l>Da un&#x017F;rer Erden Fla&#x0364;ch&#x2019; am allerhell&#x017F;ten &#x017F;cheint,</l><lb/>
                  <l>Wollt&#x2019; un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Silvius</hi> den liebenswu&#x0364;rdgen Freund,</l><lb/>
                  <l>Um ihre Scho&#x0364;nheit recht zu &#x017F;ehen und zu fa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                  <l>Die Wunder die&#x017F;er Welt zuer&#x017F;t erblicken la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
                  <l>Damit nun dieß &#x017F;o unvermerkt als unverhofft ge&#x017F;chehen<lb/><hi rendition="#et">mo&#x0364;chte;</hi></l><lb/>
                  <l>Hatt&#x2019; er dem alten <hi rendition="#fr">Roderich,</hi> dem wohlgepru&#x0364;ften treuen<lb/><hi rendition="#et">Knechte,</hi></l><lb/>
                  <l>Befohlen, auf den kleinen Fluß, der, von der Ho&#x0364;hle<lb/><hi rendition="#et">nicht gar weit,</hi></l><lb/>
                  <l>Sein reines Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;cha&#x0364;umend rollt&#x2019; in mo&#x0364;glicher Ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwindigkeit,</hi></l><lb/>
                  <l>Ein kleines Fahrzeug hinzuleg&#x1EBD;: nachdem der&#x017F;elbige vorher,</l><lb/>
                  <l>Jn einem wohlgebauten Sta&#x0364;dtchen, das von der Ho&#x0364;hlen<lb/><hi rendition="#et">ungefehr</hi></l><lb/>
                  <l>Drey halbe Meil entfernet lag, ein &#x017F;auber Haus ihm<lb/><hi rendition="#et">eingerichtet;</hi></l><lb/>
                  <l>Wobey er, es geheim zu halten, den <hi rendition="#fr">Roderich</hi> mit Ern&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">verpflichtet.</hi></l>
                </lg><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0430] Neu-Jahrs-Gedicht, Jhn beſſer machen wuͤrd’. Ob, und wie weit, er nun Den Zweck erhalten hab; hievon wird der Bericht, Von ſeiner merklichen Geſchicht, Ein mehrers uns zu wiſſen thun. Doch muͤſſen wir hiebey, von dieſem jungen Helden, Vorher noch dieſes melden: Daß Silvius ihm oft, des Nachts, das Firmament, Jn der geſtirnten Pracht, zu ſehn, vergoͤnnt; Wovon er ihm hernach, in ſeinen weiſen Lehren, Des großen Schoͤpfers Wunder-Macht, Der ſolch ein Sternen-Heer hervorgebracht, Bemuͤht geweſen, zu erklaͤren. Jm fuͤnf und zwanzigſten nach ſiebzehnhundert Jahr, Wie, nach dem Lenz, die Welt dem Sommer nahe war, Da unſrer Erden Flaͤch’ am allerhellſten ſcheint, Wollt’ unſer Silvius den liebenswuͤrdgen Freund, Um ihre Schoͤnheit recht zu ſehen und zu faſſen, Die Wunder dieſer Welt zuerſt erblicken laſſen. Damit nun dieß ſo unvermerkt als unverhofft geſchehen moͤchte; Hatt’ er dem alten Roderich, dem wohlgepruͤften treuen Knechte, Befohlen, auf den kleinen Fluß, der, von der Hoͤhle nicht gar weit, Sein reines Waſſer ſchaͤumend rollt’ in moͤglicher Ge- ſchwindigkeit, Ein kleines Fahrzeug hinzulegẽ: nachdem derſelbige vorher, Jn einem wohlgebauten Staͤdtchen, das von der Hoͤhlen ungefehr Drey halbe Meil entfernet lag, ein ſauber Haus ihm eingerichtet; Wobey er, es geheim zu halten, den Roderich mit Ernſt verpflichtet. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/430
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/430>, abgerufen am 19.05.2024.