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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Sonntags-Lied.
Laßt uns auch der Erden Zier,
Busch- und Sträucher-Werk, erwegen,
Die, in ihrem Lust-Revier,
Licht zugleich und Schatten hegen!
Hört, wie aus der Vögel Schnäbeln, womit alle Büsch'
erfüllt,

Ein zu unsrer Lust gereichend angenehmes Gurgeln
quillt.


Lasset ferner Blick und Geist
Die beblühmten Wies- und Auen,
Was auf ihnen schön sich weist,
Gras und Klee und Bluhmen, schauen!
Wie vergnügt nicht unser' Augen, als der schönste Schmuck
der Welt,

Ein mit Silber-klaren Bächen angenehm durchschlän-
gelt Feld!


Ferner lasset uns das Heer
Der erschaffnen Thier' erwegen,
Und in ihnen, Gott zur Ehr,
Tausend Wunder überlegen!
Wieviel Adern, Knochen, Nerven, daß man sie nicht
zählen kann,

Haut und Blut, und Hirn, und Sinnen, trifft man
nicht in ihnen an?
Seht,
Sonntags-Lied.
Laßt uns auch der Erden Zier,
Buſch- und Straͤucher-Werk, erwegen,
Die, in ihrem Luſt-Revier,
Licht zugleich und Schatten hegen!
Hoͤrt, wie aus der Voͤgel Schnaͤbeln, womit alle Buͤſch’
erfuͤllt,

Ein zu unſrer Luſt gereichend angenehmes Gurgeln
quillt.


Laſſet ferner Blick und Geiſt
Die bebluͤhmten Wieſ- und Auen,
Was auf ihnen ſchoͤn ſich weiſt,
Gras und Klee und Bluhmen, ſchauen!
Wie vergnuͤgt nicht unſer’ Augen, als der ſchoͤnſte Schmuck
der Welt,

Ein mit Silber-klaren Baͤchen angenehm durchſchlaͤn-
gelt Feld!


Ferner laſſet uns das Heer
Der erſchaffnen Thier’ erwegen,
Und in ihnen, Gott zur Ehr,
Tauſend Wunder uͤberlegen!
Wieviel Adern, Knochen, Nerven, daß man ſie nicht
zaͤhlen kann,

Haut und Blut, und Hirn, und Sinnen, trifft man
nicht in ihnen an?
Seht,
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[406/0420] Sonntags-Lied. Laßt uns auch der Erden Zier, Buſch- und Straͤucher-Werk, erwegen, Die, in ihrem Luſt-Revier, Licht zugleich und Schatten hegen! Hoͤrt, wie aus der Voͤgel Schnaͤbeln, womit alle Buͤſch’ erfuͤllt, Ein zu unſrer Luſt gereichend angenehmes Gurgeln quillt. Laſſet ferner Blick und Geiſt Die bebluͤhmten Wieſ- und Auen, Was auf ihnen ſchoͤn ſich weiſt, Gras und Klee und Bluhmen, ſchauen! Wie vergnuͤgt nicht unſer’ Augen, als der ſchoͤnſte Schmuck der Welt, Ein mit Silber-klaren Baͤchen angenehm durchſchlaͤn- gelt Feld! Ferner laſſet uns das Heer Der erſchaffnen Thier’ erwegen, Und in ihnen, Gott zur Ehr, Tauſend Wunder uͤberlegen! Wieviel Adern, Knochen, Nerven, daß man ſie nicht zaͤhlen kann, Haut und Blut, und Hirn, und Sinnen, trifft man nicht in ihnen an? Seht,

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/420>, abgerufen am 19.05.2024.