Seht, wie weis' und wundernswehrt Jedes Theil in Ordnung lieget; Wie das, was sie schmückt und nährt, Eingerichtet und gefüget! Merkt, in ihren schönen Formen, den so reichen Unter- scheid, Und der Thiere, Fisch' und Vögel, große Mannichfal- tigkeit!
Endlich laß auch deinen Blick, Mit erstaunter Ehrfurcht, fallen Auf der Schöpfung Meister-Stück, Auf dich selbst, o Mensch, vor allen! Gottes Größe wird in dir am vernehmlichsten er- kannt: Herz und Haupt und Mund von allen, wirst du wohl mit Recht genannt.
Lenk vor allem den Verstand Auf die Wunder unsrer Sinnen! Wodurch Gott die Welt verband Mit der Seelen Kraft von innen. Habet, in der Sinnen Nutz, auf des Schöpfers Weis- heit Acht! Sollte Der nicht sehn und hören, Der das Aug' und Ohr gemacht?
"Nichts,
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Sonntags-Lied.
Seht, wie weiſ’ und wundernswehrt Jedes Theil in Ordnung lieget; Wie das, was ſie ſchmuͤckt und naͤhrt, Eingerichtet und gefuͤget! Merkt, in ihren ſchoͤnen Formen, den ſo reichen Unter- ſcheid, Und der Thiere, Fiſch’ und Voͤgel, große Mannichfal- tigkeit!
Endlich laß auch deinen Blick, Mit erſtaunter Ehrfurcht, fallen Auf der Schoͤpfung Meiſter-Stuͤck, Auf dich ſelbſt, o Menſch, vor allen! Gottes Groͤße wird in dir am vernehmlichſten er- kannt: Herz und Haupt und Mund von allen, wirſt du wohl mit Recht genannt.
Lenk vor allem den Verſtand Auf die Wunder unſrer Sinnen! Wodurch Gott die Welt verband Mit der Seelen Kraft von innen. Habet, in der Sinnen Nutz, auf des Schoͤpfers Weis- heit Acht! Sollte Der nicht ſehn und hoͤren, Der das Aug’ und Ohr gemacht?
“Nichts,
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Sonntags-Lied.
Seht, wie weiſ’ und wundernswehrt
Jedes Theil in Ordnung lieget;
Wie das, was ſie ſchmuͤckt und naͤhrt,
Eingerichtet und gefuͤget!
Merkt, in ihren ſchoͤnen Formen, den ſo reichen Unter-
ſcheid,
Und der Thiere, Fiſch’ und Voͤgel, große Mannichfal-
tigkeit!
Endlich laß auch deinen Blick,
Mit erſtaunter Ehrfurcht, fallen
Auf der Schoͤpfung Meiſter-Stuͤck,
Auf dich ſelbſt, o Menſch, vor allen!
Gottes Groͤße wird in dir am vernehmlichſten er-
kannt:
Herz und Haupt und Mund von allen, wirſt du wohl
mit Recht genannt.
Lenk vor allem den Verſtand
Auf die Wunder unſrer Sinnen!
Wodurch Gott die Welt verband
Mit der Seelen Kraft von innen.
Habet, in der Sinnen Nutz, auf des Schoͤpfers Weis-
heit Acht!
Sollte Der nicht ſehn und hoͤren, Der das Aug’
und Ohr gemacht?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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