"O Du allmächtiger Beschützer! wem anders sonsten, als nur Dir, "Der Du dem bösen Uebel steurest, gebühret Lob und Dank dafür?
Von einigen von meinen Kindern empfing ich, im verwichnen Jahr, Zuweilen eine solche Nachricht, die eben nicht die beste war: Daß sie was rechts zwar lerneten, und was rechtschaf- fenes studierten; Jedoch, daß ihres Gleichen sie, zu großem Aufwand, auch verführten, Nach Art der meisten hohen Schulen: Darüber hab' ich manche Nacht, Jndem ich es noch schlimmer glaubte, mit schwarzen Sorgen zugebracht. Ach gieb, daß, bey so vielen Gaben, die Du denselbigen gegeben, Durch ihren Schaden klug gemacht, sie künftig mögen wirthlich leben!
Ein dritter noch von meinen Söhnen gewann zur See-Fahrt solche Lust, Daß er, mit wiederholtem Bitten, dahin mich zu bewe- gen wußt, (Da ich, zu einer Lebens-Art die Kinder ohnedeß zu zwingen, Nicht billig, noch erlaubet, halte) es ihm, zur Probe, zuzustehn: Da er dann, glücklich, Lissabon, nachhero Petersburg, gesehn;
Auch,
Neu-Jahrs-Gedicht,
“O Du allmaͤchtiger Beſchuͤtzer! wem anders ſonſten, als nur Dir, “Der Du dem boͤſen Uebel ſteureſt, gebuͤhret Lob und Dank dafuͤr?
Von einigen von meinen Kindern empfing ich, im verwichnen Jahr, Zuweilen eine ſolche Nachricht, die eben nicht die beſte war: Daß ſie was rechts zwar lerneten, und was rechtſchaf- fenes ſtudierten; Jedoch, daß ihres Gleichen ſie, zu großem Aufwand, auch verfuͤhrten, Nach Art der meiſten hohen Schulen: Daruͤber hab’ ich manche Nacht, Jndem ich es noch ſchlimmer glaubte, mit ſchwarzen Sorgen zugebracht. Ach gieb, daß, bey ſo vielen Gaben, die Du denſelbigen gegeben, Durch ihren Schaden klug gemacht, ſie kuͤnftig moͤgen wirthlich leben!
Ein dritter noch von meinen Soͤhnen gewann zur See-Fahrt ſolche Luſt, Daß er, mit wiederholtem Bitten, dahin mich zu bewe- gen wußt, (Da ich, zu einer Lebens-Art die Kinder ohnedeß zu zwingen, Nicht billig, noch erlaubet, halte) es ihm, zur Probe, zuzuſtehn: Da er dann, gluͤcklich, Liſſabon, nachhero Petersburg, geſehn;
Auch,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0348"n="334"/><fwplace="top"type="header">Neu-Jahrs-Gedicht,</fw><lb/><lgn="40"><l>“O Du allmaͤchtiger Beſchuͤtzer! wem anders ſonſten,<lb/><hirendition="#et">als nur Dir,</hi></l><lb/><l>“Der Du dem boͤſen Uebel ſteureſt, gebuͤhret Lob und<lb/><hirendition="#et">Dank dafuͤr?</hi></l></lg><lb/><lgn="41"><l>Von einigen von meinen Kindern empfing ich, im<lb/><hirendition="#et">verwichnen Jahr,</hi></l><lb/><l>Zuweilen eine ſolche Nachricht, die eben nicht die beſte<lb/><hirendition="#et">war:</hi></l><lb/><l>Daß ſie was rechts zwar lerneten, und was rechtſchaf-<lb/><hirendition="#et">fenes ſtudierten;</hi></l><lb/><l>Jedoch, daß ihres Gleichen ſie, zu großem Aufwand,<lb/><hirendition="#et">auch verfuͤhrten,</hi></l><lb/><l>Nach Art der meiſten hohen Schulen: Daruͤber hab’ ich<lb/><hirendition="#et">manche Nacht,</hi></l><lb/><l>Jndem ich es noch ſchlimmer glaubte, mit ſchwarzen<lb/><hirendition="#et">Sorgen zugebracht.</hi></l><lb/><l>Ach gieb, daß, bey ſo vielen Gaben, die Du denſelbigen<lb/><hirendition="#et">gegeben,</hi></l><lb/><l>Durch ihren Schaden klug gemacht, ſie kuͤnftig moͤgen<lb/><hirendition="#et">wirthlich leben!</hi></l></lg><lb/><lgn="42"><l>Ein dritter noch von meinen Soͤhnen gewann zur<lb/><hirendition="#et">See-Fahrt ſolche Luſt,</hi></l><lb/><l>Daß er, mit wiederholtem Bitten, dahin mich zu bewe-<lb/><hirendition="#et">gen wußt,</hi></l><lb/><l>(Da ich, zu einer Lebens-Art die Kinder ohnedeß<lb/><hirendition="#et">zu zwingen,</hi></l><lb/><l>Nicht billig, noch erlaubet, halte) es ihm, zur Probe,<lb/><hirendition="#et">zuzuſtehn:</hi></l><lb/><l>Da er dann, gluͤcklich, Liſſabon, nachhero Petersburg,<lb/><hirendition="#et">geſehn;</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Auch,</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0348]
Neu-Jahrs-Gedicht,
“O Du allmaͤchtiger Beſchuͤtzer! wem anders ſonſten,
als nur Dir,
“Der Du dem boͤſen Uebel ſteureſt, gebuͤhret Lob und
Dank dafuͤr?
Von einigen von meinen Kindern empfing ich, im
verwichnen Jahr,
Zuweilen eine ſolche Nachricht, die eben nicht die beſte
war:
Daß ſie was rechts zwar lerneten, und was rechtſchaf-
fenes ſtudierten;
Jedoch, daß ihres Gleichen ſie, zu großem Aufwand,
auch verfuͤhrten,
Nach Art der meiſten hohen Schulen: Daruͤber hab’ ich
manche Nacht,
Jndem ich es noch ſchlimmer glaubte, mit ſchwarzen
Sorgen zugebracht.
Ach gieb, daß, bey ſo vielen Gaben, die Du denſelbigen
gegeben,
Durch ihren Schaden klug gemacht, ſie kuͤnftig moͤgen
wirthlich leben!
Ein dritter noch von meinen Soͤhnen gewann zur
See-Fahrt ſolche Luſt,
Daß er, mit wiederholtem Bitten, dahin mich zu bewe-
gen wußt,
(Da ich, zu einer Lebens-Art die Kinder ohnedeß
zu zwingen,
Nicht billig, noch erlaubet, halte) es ihm, zur Probe,
zuzuſtehn:
Da er dann, gluͤcklich, Liſſabon, nachhero Petersburg,
geſehn;
Auch,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/348>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.