Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.auf das 1740ste Jahr. "Vernünftig überführet seyn! Wie würd', in unserm Geist und Sinnen, "Die Creatur, ja Selbst der Schöpfer, ein' andere Ge- stalt gewinnen! "Wie würde man, so lang wir hier, an Gott, im Jrd- schen, sich vergnügen, "Und, zum untadelhaften Leben, den Glauben des zu- künftgen, fügen! "Wie würde doch, wenn, in den Werken, wir, unsern Gott mit Lust zu ehren, "Durch Lehr', Ermahnung und Exempel dahin geführt, gewohnet wären, "Die ganze Menschheit anders denken; auch anders leben, anders seyn! "Jhr Endzweck wär', in der Erkenntniß des Guten, Gottes Ehr' allein. "So laßt uns dann doch künftighin nicht ferner sonder Endzweck leben; "Laßt uns auf Gottes weise Macht, in Seinen Wer- ken, Achtung geben, "Und, wozu wir allhier erschaffen, doch, zu erfüllen, uns bestreben! O ewiges, einiges Alles in allen! Durch Dessen Entschliessen die herrliche Welt, Begeisterten Körpern, zur Schau gestellt; Durch Dessen Wollen die Wasser wallen, Die Flammen steigen, die Berge stehn; Durch Dessen Wort das Licht so schön; Durch Dessen Ordnung alle Dinge, Die auf der Welt geschehn, geschehn: Ach
auf das 1740ſte Jahr. “Vernuͤnftig uͤberfuͤhret ſeyn! Wie wuͤrd’, in unſerm Geiſt und Sinnen, “Die Creatur, ja Selbſt der Schoͤpfer, ein’ andere Ge- ſtalt gewinnen! “Wie wuͤrde man, ſo lang wir hier, an Gott, im Jrd- ſchen, ſich vergnuͤgen, “Und, zum untadelhaften Leben, den Glauben des zu- kuͤnftgen, fuͤgen! “Wie wuͤrde doch, wenn, in den Werken, wir, unſern Gott mit Luſt zu ehren, “Durch Lehr’, Ermahnung und Exempel dahin gefuͤhrt, gewohnet waͤren, “Die ganze Menſchheit anders denken; auch anders leben, anders ſeyn! “Jhr Endzweck waͤr’, in der Erkenntniß des Guten, Gottes Ehr’ allein. “So laßt uns dann doch kuͤnftighin nicht ferner ſonder Endzweck leben; “Laßt uns auf Gottes weiſe Macht, in Seinen Wer- ken, Achtung geben, “Und, wozu wir allhier erſchaffen, doch, zu erfuͤllen, uns beſtreben! O ewiges, einiges Alles in allen! Durch Deſſen Entſchlieſſen die herrliche Welt, Begeiſterten Koͤrpern, zur Schau geſtellt; Durch Deſſen Wollen die Waſſer wallen, Die Flammen ſteigen, die Berge ſtehn; Durch Deſſen Wort das Licht ſo ſchoͤn; Durch Deſſen Ordnung alle Dinge, Die auf der Welt geſchehn, geſchehn: Ach
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“Die Creatur, ja Selbſt der Schoͤpfer, ein’ andere Ge-
ſtalt gewinnen!
“Wie wuͤrde man, ſo lang wir hier, an Gott, im Jrd-
ſchen, ſich vergnuͤgen,
“Und, zum untadelhaften Leben, den Glauben des zu-
kuͤnftgen, fuͤgen!
“Wie wuͤrde doch, wenn, in den Werken, wir, unſern
Gott mit Luſt zu ehren,
“Durch Lehr’, Ermahnung und Exempel dahin gefuͤhrt,
gewohnet waͤren,
“Die ganze Menſchheit anders denken; auch anders
leben, anders ſeyn!
“Jhr Endzweck waͤr’, in der Erkenntniß des Guten,
Gottes Ehr’ allein.
“So laßt uns dann doch kuͤnftighin nicht ferner
ſonder Endzweck leben;
“Laßt uns auf Gottes weiſe Macht, in Seinen Wer-
ken, Achtung geben,
“Und, wozu wir allhier erſchaffen, doch, zu erfuͤllen,
uns beſtreben!
O ewiges, einiges Alles in allen!
Durch Deſſen Entſchlieſſen die herrliche Welt,
Begeiſterten Koͤrpern, zur Schau geſtellt;
Durch Deſſen Wollen die Waſſer wallen,
Die Flammen ſteigen, die Berge ſtehn;
Durch Deſſen Wort das Licht ſo ſchoͤn;
Durch Deſſen Ordnung alle Dinge,
Die auf der Welt geſchehn, geſchehn:
Ach
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